Wahrheit und Liebe in Auseinandersetzungen

(GVSA Kurzimpuls aus dem Bibelprojekt des GVSA zu dritten Johannesbrief)

Hallo und schön, dass Sie wieder dabei sind, hier Lars-Uwe Jung, Prediger in Aschersleben und Hettstedt mit ein paar Gedanken zum dritten Brief des Johannes.

Kennen wir das nicht auch? Es gibt Auseinandersetzungen in der Gemeinde. Jemand fühlt sich ausgeschlossen und reiht Gesinnungsgenossen um sich, mit dem Ziel seine Gegner auszuschließen. Irgendwie hat sich die Diskussion von der Sache gelöst und dreht sich um konkrete Personen. Es geht nicht mehr um Meinungen, sondern Menschen. Man identifiziert eine Meinung so sehr mit einem Menschen oder er sich selbst damit, dass beides kaum mehr voneinander zu lösen ist. 

Man könnte den dritten Brief des Johannes auch den Brief des Johannes an Gaius nennen. Denn Johannes schreibt in eine nicht einfache Gemeindesituation hinein und braucht jemand, der sicherstellt, dass seine Briefe auch in der Gemeinde verlesen werden. Es kam wohl vor, dass jemand versuchte das zu verhindern. Johannes nennt konkret einen Mann namens Diotrephes. 

Diotrephes hat Angst, seinen Einfluss zu verlieren und merkt nicht, dass er dabei ist sich von Jesus zu lösen. Das führt soweit, dass er nicht nur versucht Johannes auszubooten. Er lässt niemand in die Versammlungen, den er selbst nicht kontrollieren kann. Sein Maßstab ist nicht mehr Jesus, sondern er selbst. 

Diotrephes ist dabei, die Zwillinge Wahrheit und Liebe aufzugeben, die Johannes der Gemeinde in seinen drei Briefen so wichtig macht. Dieses Zwillingspärchen ist untrennbar mit Jesus verbunden. Es kommt von ihm und führt zu ihm. Trennt man es von Jesus, wird es zu Misstrauen und Ablehnung. Das muss Johannes bei Diotrephes beobachten. 

Damals war es üblich, dass freie Evangelisten und Lehrer durch die Gegend zogen. Sie gründeten neue Gemeinden und stärkten bestehende. Nicht jeder verfügte über einen flexiblen Beruf wie Paulus. Der eine oder andere kam in seinem Dienst auch in finanzielle Schieflage. So kam es vor, dass diese fremden Reiseprediger in den Gemeinden um Unterstützung baten. Sie suchten Gleichgesinnte und Kinder Gottes. Ihnen wollten sie sich anvertrauen, niemand anders. 

Johannes tritt nun für diese Reisenden gegen Diotrephes ein. Er ist aber auch nicht naiv. Denn Scharlatane fanden sich auch unter den Reisenden. Deswegen bindet Johannes sein Urteil an Wahrheit und Liebe. Beides findet er unter vielen anderen ganz konkret bei Gaius und Demetrius. Sie halten Jesus in ihrer Mitte, an dem beides hängt, und wollen von ihm aus urteilen. Ihnen geht es nicht um die eigene Position und Ehre in der Gemeinde. Sie können verschiedene Meinungen ertragen. Nur eines wollen sie nicht akzeptieren. Die Wahrheit, die an Jesus hängt, in Frage stellen. Sie lehnen es vehement ab Menschen Hilfe zu versagen, die Jesus lieb haben, ihm folgen und von ihm berichten. 

Alle Menschen müssen von der Wahrheit und Liebe, die aus Jesus kommt, hören. Johannes freut sich deswegen über Gaius und Demetrius. Er sieht, wie Jesus praktisch in ihrem Leben wirkt.  

Lassen wir doch auch Jesus in unserem Leben, in unserer Gemeinde, immer mehr und immer neu Einfluss gewinnen. Stellen wir uns hinter Jesus und nicht vor ihn. Vergessen wir nicht, dass es nicht um uns geht, sondern um ihn. Hängen wir uns nicht so fest an Meinungen, dass sie zu Bindungen werden, die uns in uns einengen und abgrenzen. Wenn es dann doch mal so geschieht – und das kommt ja vor – dann lassen wir uns von Jesus wieder von den Fesseln unseres Ichs lösen. Er ist doch unser Erlöser, oder nicht?! 

Dann kehrt nämlich wieder Wahrheit und Liebe ein, die befreiende Macht unseres Retters Jesus.