
Haben Sie das auch schon mal beobachtet? Da sitzt man in einem Café, wartet auf den Kuchen und schaut sich um. Man will nicht aufdringlich sein oder unangemessen neugierig. Aber irgendwie kann man seine Augen nicht von diesem Pärchen abwenden. Die Beiden sind ganz offensichtlich verliebt. Der Kaffee ist bestimmt schon kalt. Aber die Augen, die Mimik, die ganze Haltung spricht eine warme, faszinierende Sprache. Wenn sie sich anschauen, sieht man das Leuchten in ihren Augen. Sie sind füreinander bestimmt. Dessen sind sie sich sicher. Wer das nicht merkt, ist blind.
Ich spinne weiter. Abends trifft sich der Verliebte mit seinem Freund. Der Freund spürt, dass da was anders ist und fragt: “Hey, was ist los mit Dir? Du bist so unkonzentriert.” Und dann sprudelt es aus dem Verliebten heraus, als ob er darauf gewartet hätte, gefragt zu werden: “Du glaubst es nicht. Aber ich bin total verliebt. Für dieses Mädel würde ich sterben. Ich muss sie unbedingt haben. Morgen treffen wir uns wieder.” Und dann beginnt er, sie zu beschreiben und kann nicht aufhören, bis es dem Freund zu viel wird. Aber es ist gar nicht so leicht, das Thema zu wechseln. Am selben Abend. Zwei Freundinnen treffen sich und es wiederholt sich das gleiche.
Denken Sie doch mal zurück. Kennen sie solch eine Situation vielleicht aus dem eigenen Leben?
In der Bibel finden wir eine Geschichte, die von einer ganz ähnlichen Situation spricht. Da lesen wir von Johannes dem Täufer, wie er von Jesus Christus spricht:
“Die Braut gehört schließlich zum Bräutigam! Der Freund des Bräutigams freut sich mit ihm, auch wenn er nur danebensteht. So geht es mir jetzt. Meine Freude könnte nicht größer sein. * Christus soll immer wichtiger werden, und ich will immer mehr in den Hintergrund treten.”
(Johannes 3,29–30 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)
Johannes beschreibt Jesus Christus als einen Bräutigam, der ganz fasziniert von seiner Braut ist. Diese Freude steckt ihn, Johannes, an. Vorher war er es, der im Mittelpunkt des Interesses stand. Jetzt merkt er, dass es Zeit ist Platz zu machen. Johannes hat das schon alles vorausgesehen. Jetzt beginnt ein neuer Akt; und er tritt fröhlich von der Bühne. Er macht das nicht eifersüchtig, sondern voller Freude. Denn da erfüllt sich etwas, das sich viele gewünscht haben.
Jesus Christus zeigt Gottes Liebe zu den Menschen. Und das verliebte Mädchen, die Braut, sind die Menschen, die diese Liebe fasziniert erwidern. Beide können ihre Augen nicht voneinander lassen. Stellen Sie sch das doch jetzt mal vor. Ein verliebter Gott, ein Gott, der alles geben würde für die, die er liebt, sogar sein Leben. Das wird alles wahr, als Jesus kommt. Es ist das Bild, das wir immer wieder in der Bibel finden: ein verliebter Gott, verzweifelt verliebt, blind vor Liebe, manchmal auch eifersüchtig, wenn seine Braut einem anderen zublinzelt, der ihr überhaupt nicht gut tut.
Genau so beschreibt die Bibel Gottes Liebe zu seiner Kirche. Wie oft ist sie fasziniert von ihm und wie oft blinzelt sie anderen zu, die ihr nicht gut tun? Aber in genau dem Augenblick, wo sie auf Jesus schaut, kann man seinen Blick, selbst ganz fasziniert, nicht mehr von seiner Liebe abwenden. Ja, man selbst wird von dieser Liebe verändert, die Gott durch Jesus sichtbar macht. Plötzlich – oder so nach und nach – merkt man, dass man auch dazu gehören kann. Man wird Teil dieser einen Braut, verliebt und geliebt, oft unkonzentriert, aber gehalten in der Liebe Gottes.
Das kann jeder erleben; und das meint Johannes der Täufer, als er Jesus Christus sieht und von ihm spricht. Dieser liebende Gott soll in mir wachsen. Ich muss mich nicht groß machen. Denn er denkt groß von mir, von Dir, von Ihnen, von uns.
Was ein Fest wird uns noch erwarten? Doch davon ein andermal. Heute sitzen wir erstmal verliebt am Tisch Gottes. Das ist schon mehr, als das halbe Fest.