Am ersten Sonntag im Oktober feiern wir wie jedes Jahr Erntedankfest. Für die allermeisten ist es eher ein Erntegedenkfest geworden. Man selbst hat die Saat ausgebracht, gepflegt und nun geerntet, wie es das Wetter zugelassen hat. Ich bin seit zweieinhalb Jahren Kleingärtner; eher dilettantisch, finde ich, auch wenn mich der eine und andere meiner Gartenfreunde lobt. Immerhin ist die Parzelle nicht leer, und es passiert was. Das sieht man schon. Denn so ein bisschen Mühe gebe ich mir dann doch. Fasziniert haben mich in diesem Jahr die frühen Erdbeeren – wie lecker die waren! …und die Kirschen. Doch dann passierte erstmal nichts – kein Regen oder nur ein paar Tropfen. All mein Gießen half nicht oder nur wenig. Um so mehr freue ich mich jetzt über jede Tomate, Gurke und Zucchini. Es ist aber kein Vergleich zu den ersten zwei Jahren mit üppigen Ernten. Da wuchs alles fast wie von selbst – auch das Unkraut.
Ich denke an frühere Zeiten noch schlechterer Ernten und an die großen Auswanderungswellen. Wie gut es mir doch heute geht! Wie viel hat sich verbessert, wirklich viel! Was haben wir alle dazugelernt!
Im Bibelvers für diesen Sonntag spiegeln sich auch Gedanken über die jährliche Ernte wider. Sie drehen sich aber nicht um die eigene Stärke oder Schwäche, nicht um Mangel oder Überfluss. Da lesen wir in Psalm 145, Vers 15 folgendes.
“Alle blicken voll Hoffnung auf dich und jedem gibst du Nahrung zur rechten Zeit.”
(Psalm 145,15 nach der Gute Nachricht Bibelübersetzung)
Da hat auch jemand nachgedacht. Wie gut ist doch alles eingerichtet mit den Jahreszeiten. Wie gut ist es doch, dass es Saat zum Sähen, Boden zum Wachsen und Schnee und Regen zum Bewässern gibt. Dahinter steht die feste Gewissheit, dass das kein Zufall ist. Es war auch nicht die Idee schlauer Menschen. Die Gedanken kreisen um den, der das alles so eingerichtet hat, und dem wir Menschen nicht egal sind. Für uns hat er diese Grundlage gelegt.
Deswegen blicke ich ganz bewusst von mir weg auf den, der das so geplant hat. Es ist Gott, der alles geschaffen hat und sich seiner Schöpfung nicht entzieht. Ich schaue voll Hoffnung auf ihn und erlebe, dass er sich um mich kümmert. Es tut mir gut von meinen Grenzen und Möglichkeiten wegzuschauen auf den, der sie mir gegeben hat. Das bewahrt mich vor Selbstgefälligkeit, Überheblichkeit und macht mich dankbar. Ich danke Gott für die Ernte; dafür, dass es mir gut geht. Ich konzentriere mich nicht darauf, was ich nicht habe, sondern auf das, was mir zur Verfügung steht. Dann höre ich diese Stimme Gottes, der mir sagt:
“Ich stehe Dir zur Verfügung. Es gibt keinen Bereich Deines Lebens, den Du ausklammern musst. Ich begleite Dich. Hast du mich schon gesehen? Wenn nicht; dann sprich doch einfach ein Gebet, eine ehrlich Bitte: Gott, heile meine Blindheit! Ich möchte Dich sehen und Deine Nähe erleben, Dich als Versorger kennenlernen.”
Ich lasse mich darauf ein, und es ändert sich etwas. Ich werde dankbar. Gibt es etwas Schöneres als Dankbarkeit? Diesen Sonntag können wir das feiern und dann immer wieder. Gott hat alles gut gemacht! Grund genug Erntedankfest zu feiern.