Hallo und schön, dass Sie wieder dabei sind. Hier wieder Lars-uwe Jung, Prediger in den Landeskirchlichen Gemeinschaften Aschersleben und Hettstedt mit ein paar Gedanken zu den Worten des Propheten Micha aus den ersten Versen des vierten Kapitel seines Buches.
“Mach doch, was du willst!” haben Sie das auch schon mal gesagt? Oder hat das auch schon mal jemand zu Ihnen gesagt? Meistens sind das Worte aus einer Auseinandersetzung. Man ist sich über etwas nicht einig und geht dann im Streit auseinander. Wenn man sich dann wieder begegnet, tut man das gesenktem Hauptes. So wichtig war es ja nicht gewesen. Irgendwie hätte man sich ja auch einigen können.
Warum muss es auch unbedingt nach meiner Nase gehen?
Wir leben in einer Zeit, in der man müde wird sich zu streiten. Jeder kann sich sein eigenen Lebenskonzept suchen oder zusammenbasteln; Hauptsache, es passt zum Menschen, seiner Situation und seinem Befinden.
Andererseits leben wir auch in einer Zeit, in der, der lauteste Recht zu haben scheint. Die Meinung, die am meisten veröffentlicht und in den sozialen Medien geteilt wird, ist die Richtigste und den möglichen Richtigen. Wer sich dagegen stellt, riskiert in die Ecke gestellt zu werden: “Schäm dich!” Plötzlich werden lange überlebte Erziehungsmethoden wieder Mode.
Es ist schon eine komische Zeit. Oder ist es nicht eher so, dass wir Menschleins selbst so komisch sind?
Micha sagt auch: “Mach doch, was du willst!” Es sagt es aber nicht abfällig oder um zu streiten. Er sagt es, weil er eine Zuflucht gefunden hat, einen Ort, wo er zur Ruhe kommt. Da lesen wir folgendes in Vers 5 des vierten Kapitels:
“Ein jedes Volk wandelt im Namen seines Gottes, aber wir wandeln im Namen des Herrn, unseres Gottes, immer und ewiglich!”
(Micha 4,5 aus der Lutherübersetzung 2017)
Micha weiß aber auch, dass diese Zeit der vollkommenen Zuflucht noch nicht gekommen ist. Er weiß aber, dass sie kommen wird. Und es ist genau diese Gewissheit, die ihm schon jetzt Ruhe im Wettbewerb der Meinungen und Lebenskonzepte gibt. Diese Gewissheit und Hoffnung gibt er nun auch in die Runde. Denn schweigend zurückziehen will er sich auch nicht; kann er auch gar nicht.
“In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf des Herrn Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben.”
(Micha 4,1, aus der Lutherübersetzung 2017)
Wenn die alten Propheten, die Männer Gottes, von Bergen sprachen, meinten sie fast immer Menschen oder Reiche, die Macht ausüben wollen. Je tiefgreifender der Einfluss und größer die Macht, desto höher der Berg. Wieder geht es um den Wettstreit der Einflussreichen, der Meinungsmacher, der Influencer, auf Neudeutsch gesagt. Schnell steht man da im Schatten eines hohen Berges, der einen selbst und viele andere unwichtig erscheinen lässt. Plötzlich steht man im Schatten und zieht sich frierend zurück.
Micha macht das nicht. Er zündet sein kleines Adventslicht an und sagt: “Macht doch, was ihr wollt! Ich bleibe beim Gott meines Volkes. Wenn ich auch jetzt im Schatten vieler Mächte stehe, wird er mich doch zu sich hoch holen. Das tut er schon heute. Denn er gibt mir im Vertrauen auf ihn in meinem Jetzt und Hier einen weiten Horizont. Warum sollte ich den opfern?! Nein, meine lieben Leute. Ich warte auf meinen Herrn und werde mich anderen Mächten nicht beugen.”
Micha weiß nämlich, dass zu dieser letzten Zeit nicht nur er uns sein Volk Israel auf diesem Berg stehen werden. Es werden Menschen aus vielen Nationen kommen. Alle wollen sie dabei sein. Das ist aber nicht alles. Gott selbst wird noch viele suchen und sammeln.
“Zur selben Zeit, spricht der Herr, will ich die Lahmen sammeln und die Verstoßenen zusammenbringen.”
(Micha 4,6, aus der Lutherübersetzung 2017)
Bei Gott ist Hoffnung und Heilung, Frieden und ein neuer Anfang. Ihm kann ich schon jetzt vertrauen. Das sind die Worte und Gedanken Michas, die Gott ihm ins Herz legt.
Jetzt kommt aber noch etwas, das das alles toppt. Wir können es nicht glauben. Aber diese Zeit hat schon begonnen. Menschen aus allen Nationen sind dabei sich diesem, unseren, Gott anzuvertrauen. Sie erleben Heilung, inneren Frieden in außerer Unruhe; haben einen neuen Anfang gefunden und Hoffnung mitten in ihrem tagaus-tagein.
Denn sie haben auf einem dieser vielen Berge ein Kreuz gesehen. Der Berg ist so hoch, dass er noch von Wolken umgeben ist, die aber immer wieder und immer öfter einen Blick auf den Gipfel erhaschen lassen. Diese Menschen haben Jesus gesehen und das gefunden, was ihnen niemand anders geben kann. Sie haben sich aufgemacht zu diesem Berg, zum Kreuz und wurden mit Gottes Heiligem Geist erfüllt.
Die einen haben es schon getan, sogar die meisten von Ihnen, die Sie jetzt zuhören. Aber viele haben den Blick auf diesen Gipfel noch nicht erhascht.
Wir, die wir schon dort waren und auf dem Weg sind, laden wir doch unermüdlich ein mitzukommen, schon jetzt. “Schau mal! Siehst Du die Lücke in den Wolken? Siehst du den Berg? Machen wir uns gemeinsam auf.”
“Ein jedes Volk wandelt im Namen seines Gottes, aber wir wandeln im Namen des Herrn, unseres Gottes, immer und ewiglich!”
(Micha 4,5 aus der Lutherübersetzung 2017)