„Hallo und schön, dass Sie wieder dabei sind, hier Lars-Uwe Jung, Prediger in Aschersleben und Hettstedt mit ein paar Gedanken zu Jesaja 16,4-5; 17,13 und mittendrin 17,8.“
Jesaja muss auf Gottes Geheiß ganze 11 Kapitel seines Prophetenbuches Gerichtsworten widmen, die gegen die Israel umgebenen Völker gerichtet sind. Man liest von viel Not und Zerstörung, von gebrochenem Stolz und Verzweiflung. Man liest aber auch immer wieder Aussagen, die Heilung und Hoffnung verheißen. In Jesaja 15-17 finden wir zwei solcher Zusagen der Hoffnung und des Heils mitten in den Sprüchen gegen Moab, Damaskus und Samarien.
Was mir auffällt ist, dass Gott, der durch Jesaja ankündigt, was später an Schlimmen passieren wird, keine Freude daran hat Menschen leiden zu sehen. Man merkt, dass Gott keine Genugtuung verspürt, wenn er schon im Voraus das Leid der Feinde und Unterdrücker seines Volkes sieht. Sein Herz schreit, lesen wir. Jesaja muss das Schreien des Herzens Gottes anhören und weitergeben. Es ist der Schrei über das Unrecht, ja. Es ist aber auch der Schrei über das Leid der Menschen, die Unrecht getan haben und nun große Not leiden. Die Moabiter sind auf der Flucht. Die Stolzen finden sich tief gedemütigt und bitten um Asyl in Juda und Jerusalem. Sie kommen ohne Hintergedanken. Sie demütigen sich und lassen ihren Stolz hinter sich. Von Damaskus und Samarien lesen wir, ja von dem Menschen im Allgemeinen, also auch von uns:
“Zu der Zeit wird der Mensch blicken auf den, der ihn gemacht hat, und seine Augen werden auf den Heiligen Israels schauen; 8 und er wird nicht mehr blicken auf die Altäre, die seine Hände gemacht haben, und nicht schauen auf das, was seine Finger gemacht haben, auf die heiligen Pfähle und auf die Räucheraltäre.“
(Jesaja 17,7-8 nach der Lutherübersetzung 2017)
Der Blick auf Gott, den Schöpfer, führt die Menschen hin zum Volk Gottes, des Schöpfers. Plötzlich keimt Hoffnung auf. Noch ist es jedoch nicht soweit. Noch hofft man auf seine eigene Kraft, nährt seinen Stolz von dem, was man selbst geschaffen und erarbeitet hat. Noch merkt man nicht, dass genau das die Quelle allen Unglücks ist.
Doch dann lesen wir auch von dem Ort der Gnade, des Rechts und der Gerechtigkeit. Auch lesen wir von dem, der diesen Ort ausfüllt:
“Wenn der Bedränger ein Ende hat, der Verwüster aufhört und der Bedrücker aus dem Lande muss, 5 dann wird ein Thron bereitet werden aus Gnaden, dass einer in Treue darauf sitze in der Hütte Davids und richte und trachte nach Recht und fördere Gerechtigkeit.“
(Jesaja 16,4–5 nach der Lutherübersetzung 2017)
Den genauen Namen dessen, der in der Hütte Davids auf dem Thron sitzen wird, kennt Jesaja noch nicht. Nach und nach erfährt er jedoch mehr von diesem neuen Herrscher und beschreibt ihn immer genauer. Was Gott den Menschen damals noch verborgen hat, dürfen wir heute wissen. Es ist Gottes eigener Sohn. Es ist Jesus Christus, der Sohn Davids. Er hat keine Freunde am Leid seiner Feinde und dem seiner Nachfolger. Er schafft Recht und ist barmherzig. Er ist treu, zuverlässig und gerecht. Auf ihn kann man hoffen, nach ihm fragen und Barmherzigkeit erleben. Er spricht die Sünder gerecht, die diesen Ort suchen, an dem es wirklich Hilfe, Heil und Heilung gibt. Er selbst ist Hilfe, Heil und Heilung. Er selbst macht diesen Ort, die Hütte Davids, erst zu dem, wozu er da ist: ein Ort für Hilfesuchende, für Menschen, deren Leben kopfüber stand und die es nicht merkten. Doch dann kehren sie um. Sie lassen sich umkehren und auf die Füße stellen. Dann sehen sie auch den, der alle Mächte bricht. Da sollen alle anderen ruhig toben vor Wut und strotzen in ihrer Kraft:
„Ja, wie große Wasser werden die Nationen tosen. Aber er wird sie schelten, da werden sie in die Ferne fliehen und werden gejagt wie Spreu auf den Bergen vom Winde und wie Disteln vom Ungewitter.“
(Jesaja 17,13 nach der Lutherübersetzung 2017)
Da sind die, deren Stolz gebrochen wurde und die, die sich um so mehr aufblasen. Die einen fliehen zum Ort, an dem Gerechtigkeit gesprochen wird, zum Ort wo man nicht betrogen wird, zum Herrscher, der Gerechtigkeit spricht und auf den man sich verlassen kann. Die anderen rennen gegen diesen Ort und seinen Herrscher an. Und wieder ertönt ein Schrei. Diesmal aber keiner des Mitleids, sondern drohendes Brüllen und Schelten. Was vorher mächtig und unüberwindlich schien, ist jetzt leichte Streu und vom Wind gelöste und umhergewehte Disteln.
Das ist der Blick, den Gott Jesaja über sich schenkt: barmherzig, gerecht, zuverlässig, mächtig. In Jesus wird das alles erfüllt. Er bricht die Macht des Bösen und beugt sich zu denen, die ihn suchen. Lassen wir uns von ihm immer mehr prägen. Orientieren wir uns an ihm. Lassen wir unser Herz vor Barmherzigkeit schreien. Öffnen wir die Türen für die Notleidenden und vertrauen wir auf den, der unsere Tür bewacht, unser Haus behaglich macht und verschlossene Räume öffnet: Jesus.
Jesus, Jesus, niemand anders kann das. Lassen wir ihn machen!