Sind Sie auch ein Bibelkenner? Seien Sie jetzt bitte nicht unnötig bescheiden. Der eine oder die andere unter Ihnen als Zuhörer ist das wirklich. Ich darf das sogar beruflich tun: die Bibel studieren. Was für ein Privileg! Vielleicht gehören Sie aber auch zu den Zuhörern, denen die Bibel noch mehr oder weniger neu ist.
Was uns aber alle eint – so glaube ich – ist unsere gemeinsame Faszination für die Bibel. Wir werden beim Lesen, Hören und Studieren mit hineingenommen in andere Zeiten, Welten, Kulturen und das Erleben von vielen Menschen.
Und überhaupt… die Bibel ist für uns zum Wort Gottes geworden. Nicht selten, oder zumindest das eine oder andere Mal, meinen wir sogar Gottes direkte Ansprache zu hören. Da haben wir den schweren Eindruck, dass Gott zu uns redet, uns ermutigt, hinterfragt, ermahnt und ermuntert, uns selbst Hilfestellung gibt oder uns zeigt andere zu stützen und aufzurichten.
Die Bibel ist aber nicht nur Wort Gottes, wenn wir uns persönlich angesprochen fühlen. Sie ist es auch, wenn wir das nicht erleben. Sie ist es auch, wenn wir dort etwas lesen, was wir nicht verstehen oder was uns sogar ärgert.
Da taucht im Kapitel fünf des Johannesevangeliums eine Gruppe Bibelkenner auf und rügt jemand, der durch Jesus geheilt wurde. Er war gesund geworden und hatte das Ruhegebot des Sabbats vergessen. Das durfte nicht sein. Da sind Menschen, die die Bibel auswendig kennen, aber nicht verstehen. Sie haben jeden Buchstaben des Gesetzes mehrfach gelesen, aber erkennen den nicht, von dem Bibel und Gesetz handelt: den Messias Jesus.
Jesus spricht diese Worte zu ihnen (aber wohl auch zu uns heute):
“Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie sind’s, die von mir zeugen; * aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet.”
(Johannes 5,39–40 nach der Lutherbibel 2017)
Jesus geht es also nicht um das Bibelwissen an sich. Jesus geht es sogar noch nicht einmal um die Bibel als Quelle des ewigen Lebens – wirklich!
Jesus erinnert die Menschen damals und uns heute daran, dass er und niemand und nichts anderes die Quelle des Lebens ist.
Er hat genau gemerkt, dass wir alle oft in der Versuchung stehen, das Wort Gottes von Gott selbst zu lösen. So groß die Faszination für die Bibel an sich sein darf und auch soll. Sie darf nie dazu führen, dass wir unseren Zugewinn an Bibelwissen von Jesus lösen. Denn einen echten Gewinn machen wir erst, wenn wir Jesus selbst suchen, entdecken und begegnen.
Er möchte mehr als das Lesen oder Hören der Bibel. Er selbst möchte uns darin begegnen. Er wünscht sich so sehr, dass wir uns nach ihm sehnen. Er selbst möchte doch unser Leben füllen. Er ist es doch, der aus der Ewigkeit zu uns gekommen ist. Es ist nicht die Bibel, die vom Himmel gefallen ist. Es ist Jesus, der aus dem Himmel zu uns gekommen ist. Es ist sein Geist und kein anderer, der uns beleben kann und in die Ewigkeit führt. Denn mit ihm dürfen wir schon jetzt und hier ein Stück Ewigkeit erleben. Davon berichtet uns die Bibel.
Wenn wir die Bibel aber von Jesus lösen. Wenn wir das Bibellesen und -hören von der Begegnung mit ihm trennen. Dann haben wir nicht mehr als ein Gewinn an Wissen. Wenn wir aber Jesus haben und ihm begegnen in der Bibel – egal, wie genau wir sie kennen. Dann haben wir Leben.
Lasst uns doch immer mehr in dieses Leben eintauchen und uns immer mehr nach Gemeinschaft mit Jesus sehnen. Er wird unsere Sehnsucht nicht ignorieren und als Zugabe die Bibel immer besser verstehen lassen.
Selbst wenn wir bei diesem Tauchgang ins Wort Gottes und der Begegnung mit Jesus manchmal die Luft anhalten. Es ist Jesus selbst, der uns mit Sauerstoff versorgt, Atem zum Leben. Lasst uns doch dieses Leben aus der Ewigkeit einatmen – Jesus – und uns an der Bibel freuen, die uns dazu einlädt.