Bleib Lernender

(Kurzimpuls aus dem Bibelprojekt des GVSA zu Apostelgeschichte 6)

Die Apostelgeschichte ist doch ein fabelhaftes Buch, oder?! Es ist die, im wahrsten Sinn des Wortes, begeisterte Geschichte über die wachsende und sich ausbreitende Gemeinde Gottes. Auch hier, im sechsten Kapitel, lesen wir wieder, wie die Zahl der Jünger sehr zunahm. 

Was mir heute jedoch aufgefallen ist, war gar nicht mal das Wachstum, sondern die Bezeichnung der einzelnen Christen. Sie werden hier in der Apostelgeschichte, und vorher schon in den vier Evangelien, Jünger genannt. Ein Jünger ist ein Schüler. Er kann jung oder alt sein. Er bleibt ein Schüler, ein Lernender, ein Lernbereiter, jemand, der bereit ist immer dazu zu lernen. Es geht also nicht darum, fehlerlos zu sein, sondern Fehler anzugehen und los zu werden, sich sozusagen belehren zu lassen. 

Das ist ein heißes Eisen. Denn wer mag es schon belehrt zu werden, vor allem, wenn man das Leben schon kennt und viel erlebt hat, wenn man eben nicht mehr der Jüngste ist, sondern schon zu den Älteren gehört. Na klar! Auch vom Alter her Jüngere lassen sich nicht gern belehren. Wir merken… es wird immer heißer. 

Deswegen ist das deutsche Wort ‚Jünger‘ so schön herausfordernd und so unheimlich passend. Es geht beim Christsein nämlich ums jünger werden. Jesus fordert uns ja selbst heraus, wenn er über die Herrschaft Gottes spricht: „Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder.“ 

Die Apostel scheinen das verstanden zu haben und Lukas drückt es so aus: „Da riefen die 12 die Menge der Jünger zusammen.“ Sie berufen sozusagen die Schülervollversammlung ein. Sie tun das nicht, um sie zu belehren. Sie tun das, weil sie auf Spannungen und eigene Fehler aufmerksam geworden sind. Sie tun das als Betroffene und sprechen als Betroffene zu Betroffenen. 

Die Apostel entdecken ernste Lücken und bekennen sie. Da wird nichts vertuscht. Sie selbst zeigen, dass sie lernbereit sind und Hilfe brauchen. Diese Hilfe suchen sie in der Schülervollversammlung, in der Gemeinde. Sie vertrauen auf das Urteilsvermögen ihrer Mitschüler und lassen sie nach wirklichen Vorbildern unter ihnen suchen: „Wer kann unsere Lücke füllen?“, fragen sie und fügen an: „Wir wollen dienen. Aber wir können nicht alles, so sehr wir es auch wollen. Helft uns!“ 

Weil diese Zwölf ‚Schüler von Jesus‘ waren und geblieben sind, merken sie auch, worauf es ankommt: Lücken ausfüllen kann nur, wer sich vom Heiligen Geist ausfüllen lässt. Weisheit für Organisation und Entscheidungsfindung kommt nur von dem, der sich korrigieren lässt. Glauben und Vertrauen zeigt sich darin, dass man lernbereit bleibt. 

Es hätte damals sicher noch mehr als nur sieben Jünger gegeben, die diese Voraussetzungen erfüllten. Aber zu dem Zeitpunkt wurden eben nur sieben gebraucht. 

Kurz danach bricht sogar eine böse Verfolgung über die Jünger aus. Die Gemeinde wird zerstreut. Doch diese Grundeigenschaften haben sie mitgenommen und uns überliefert: „Bleib Lernender und zeig echten Glauben! Lass dich korrigieren und belehren! Lass dich erfüllen vom Heiligen Geist!“Das ist nämlich genau der Weg, nein, es ist der einzige Weg, den immer wieder wechselnden Herausforderungen zu begegnen, die auf uns zukommen. Das zeigt uns Stephanus im Besonderen, dann aber auch Philippus, später auch die Ältesten in Antiochien und dann viele andere…  

Schreiben wir doch von ihnen ab! Sie haben die richtige Antwort!

Ihr Lars-Uwe Jung