Blockaden lösen

(Kurzimpuls aus dem Bibelprojekt des GVSA zu Römer 7)

Das siebte Kapitel aus Paulus Brief an die römischen Christen gehört zu den am wenigsten geliebten dieses Briefes. Mit drastischen Vergleichen und selbstkritischen Beobachtungen beschreibt Paulus das Leben zwischen Wollen und Tun, Planen und Vollenden, Wünschen und Realitäten. 

Die Theologen der ganzen Kirchengeschichte sind sich uneinig darüber, ob Paulus hier von sich persönlich oder von Christen im Allgemeinen spricht, ob er die Erfahrung von wiedergeborenen Christen beschreibt oder Menschen, die erst kurz davor stehen, sich Jesus anzuvertrauen, denen der Kontrast zwischen einem Leben mit und ohne Jesus immer deutlicher und unangenehmer wird. 

Doch ganz egal, welche Meinung wir vertreten. Die beschriebene Situation ist höchst unangenehm, dann aber auch wieder angenehm selbstkritisch. Was wir dabei nicht vergessen dürfen: dieses siebte Kapitel beschreibt keinen ‚Status Quo‘. Es steht nicht für sich, sondern im Zusammenhang des ganzen Briefes. Und überhaupt: zwei der letzten Verse bilden den großen Befreiungsschlag. Von ihnen aus, vom Sieg her, müssen wir dieses Kapitel lesen und dürfen uns davon nicht ablenken lassen. Wenn wir uns haben dahin bringen lassen, dürfen wir uns auf das achte Kapitel freuen! 

Hier aber noch das siebte. Es spricht vom jüdischen Gesetz, das Gott Mose gegeben hat, Mose, durch den Gott sein Volk befreit hatte zu einem neuen Leben. Da schenkt Gott seinem Volk ein Gesetz, das Leben schafft, Beziehungen in Ordnung bringen kann, die Verbindung zu Gott und das Miteinander zum Mitmenschen (und wir glauben es kaum: auch zum Vieh im Stall). Dieses Gesetz gibt Gott, damit es sein Volk verändert und es zum Vorbild für andere Völker wird. Eine tolle Idee also: nicht das ICH regiert, sondern von Anfang zum Ende das Wir, in dem ICH nicht untergehe, weil Gott in der Mitte steht: das Leben, das Freude schafft. 

Soweit sagt der Verstand also: „Das ist gut, fabelhaft. Das will ich auch.“ Doch das Gesetz bleibt im Verstand und kommt irgendwie nicht weiter. Es hat zwar Hand und Fuß, kommt aber irgendwie nicht aus dem Kopf heraus dahin. Es kommt nicht in Bewegung. 

Warum ist das so? Paulus spricht von einem anderen Gesetz, das die Verbindung von Kopf zu Hand und Fuß blockiert. Er nennt es das Gesetz der Sünde. Sünde ist also so eine Art Blockade. Da blockiert etwas meinen Verstand, sogar meine Wünsche. Es lässt wohlige Gefühle und Emotionen zu, verhindert aber, dass aus dem ICH ein WIR wird. Das ist eine ganz elende Situation. „Wer wird mich daraus retten?!“, fragt, ja ruft Paulus laut, als ob er mit sich selbst sprechen würde. 

Doch dann präsentiert er die Lösung: „Du musst sterben!“ Wow – das kann doch nicht sein! Natürlich ist dies nur ein Vergleich. Aber er beschreibt den Ernst der Lage, weil er uns neues Leben verspricht. 

Du musst dich von dieser Bindung, die dich blockiert, lösen, lösen lassen. Wenn du nur nach Wünschen lebst, wirst du immer unglücklicher. Leben und Freude können nicht einkehren. Du musst in eine neue Beziehung treten, wie eine Frau das tut, wenn sie nach dem Tod ihres Mannes wieder heiratet; wie es ein Mann tun kann, wenn er nach dem Tod seiner Frau, sich wieder neu vermählt.  

Genau hier kommt der laute Schrei der Befreiung aus dem Mund von Paulus: „Dank sei Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ Er ist der Blockadelöser, der Lebenschaffer, der Mauerdurchbrecher, der Freudebringer, der Wiederbeleber. 

Wenn ich auf Jesus am Kreuz schaue und annehme, dass er dort meine Blockade gelöst hat, mich vom Gesetz der Sünde befreit hat. Dann regiert ein anderer Geist in mir. Der Geist des Lebens, der Jesus von den Toten auferweckt hat. 

Wenn du also diese Blockade in deinen Nervensträngen, den Krampf in deinen Muskeln spürst, der dir zeigt, dass du dich wieder nur ums ICH um dich selbst drehst. Dann schau auf Jesus, der dich mit seinem Geist neu durchfluten will. Dann bist du frei und lebendig! Kannst wieder guter Dinge sein. Bleib das!

Ihr Lars-Uwe Jung