Das ist mir ne Nummer zu groß

› Hallo und schön, dass Sie wieder dabei sind. Hier Lars-Uwe Jung, Prediger in den Landeskirchlichen Gemeinschaften Aschersleben und Hettstedt mit ein paar Gedanken zur Sturmstillung nach Markus, im vierten Kapitel seines Jesusberichts.

Haben Sie das auch schon mal gedacht oder gesagt? “Das ist mir ne Nummer zu groß!” Da stehen wir vor einer Aufgabe oder Herausforderung und kommen nicht weiter. Da bergen sich Probleme vor einem auf, die einen den Horizont nicht sehen lassen. Oder da würde man sich gerne mal etwas Neues kaufen, kann es sich aber nicht leisten. Man muss zurücktreten und nochmal nachdenken. 

Soll ich warten? Soll ich das Kleinere oder Günstigere nehmen? War es nur eine dumme Idee, die mich darauf gebracht hat? Ist der Schuh mir doch eine Nummer zu groß, den ich mir anziehen will?” 

Kindern kauft man ja gerne ein Paar Schuhe, die eine Nummer zu groß sind. Denn wie schnell sind sie hinein- und – schwupps – herausgewachsen. Papas Daumen darf die Spitze des kleinen Schuhs ruhig runterdrücken können. Das ist der Platz, den der kleine Fuß braucht, um gesund zu wachsen. (Entschuldigen Sie, wenn dieser Vergleich vielleicht nicht ganz passt. Aber ich denke, Sie verstehen, was ich meine.)

Es war am Abend eines sonnigen Tages. Viele saßen zusammen, nahmen sich Zeit und hörten auf die Geschichten, die Jesus erzählte. Da lagen viele Zusagen drin. Ja, die Worte von Jesus machen was mit uns. Sie lassen uns wachsen. Sie verändern uns und durch uns auch andere. Jesus nennt das Frucht bringen. Wenn man sich auf Jesus ganz einlässt, passieren wunderbare Dinge, unerwartete und große. Manchmal sind sie aber so unerwartet und so groß, dass wir meinen, ihnen nicht standhalten zu können. 

So passiert es gleich nach den schönen Reden von Jesus am Abend mitten auf dem See. Da kommt ein Megasturm, ein großer Windwirbel, zu groß. Die Jünger verzagen und wecken Jesus. Und Jesus schafft es sogar, die Situation schön zu reden. Er bedroht den Sturm und es wird megastill. Eine große Stille entsteht, zu groß. Denn die Angst der Jünger nimmt nicht ab. Sie scheint größer zu werden, zu groß. Diesmal ist es aber eine andere Angst. War es vorher die des Todes, ist es jetzt die des Lebens. Das ist komisch, oder? 

Dreimal benutzt Lukas das griechische Wort Mega, zuerst der Megasturm, dann die Megastille und schließlich die Megafurcht. Die Jünger begegnen dem, dem nichts zu groß ist. Sie merken, dass sie dem folgen, der größer ist als alles, was sie sich vorstellen können. Sie spüren die absolute Macht des Schöpfers, der allen Unbilden des Wetters und Lebens wehren kann. 

Dahinter steht die Frage: 

Will ich mich dem Leben wirklich anvertrauen? Will ich mich von der Macht des Lebens überwältigen lassen? Will ich mich dem anvertrauen, der wirklich das Leben ist?” 

Wir sprechen nur ungern von der Gottesfurcht. Aber hier entsteht sie. Es ist nicht die Angst vor dem Aufpasser. Es ist die gesunde Furcht vor dem, der Tod und Leben in seinen Händen hält. Manchmal ist es aber auch die Furcht sich diesem Herrn des Lebens anzuvertrauen, zu glauben. 

Markus hat diese Megageschichte in seinen Jesusbericht ganz bewusst aufgenommen. Er möchte uns einladen in unseren Jesuskinderschuh hineinzuwachsen. Mag er am Anfang auch noch quietschen, das Leder etwas hart und Luft nach vorne haben. Aber Schuhe des Jesusglaubens müssen immer eine Nummer zu groß sein als unser Glaube. Stolpern tun wir nur, wenn wir zu kleine aussuchen oder wirklich zu große. Jesus hat solche für uns, die wirklich zu uns passen. 

Und wenn es dann mega kommt in unserem Leben. Dann halten uns die Jesusschuhe im Sturm, auf der Wanderung, beim Spazierengehen, am Morgen und am Abend und tagsüber auch. 

Und Jesus spricht zu Dir:

“Was bist Du so furchtsam? Hast Du noch keinen Glauben?

(Markus 4,40 nach der Bibelübersetzung Luther 2017)

Zusammen mit Jesus kann uns nichts zu groß werden!

Amen