„Du willst wohl was Besseres sein, was!?“ Haben wir nicht auch schon mal dasselbe gesagt oder gedacht? Oder hat es uns nicht auch schon einmal jemand gesagt?
Das tut weh auf beiden Seiten. Damit muss man umgehen, es ablegen, darauf reagieren, passend. Denn manchmal stimmt es ja auch. Wir, oder unser Gegenüber, nehmen uns etwas heraus, was uns nicht zusteht. Wir stellen uns über ihn oder sie; oder er oder sie stellt sich über uns. Dieses Denken betrifft noch nicht einmal nur einzelne Personen, sondern auch Gruppen oder Nationen.
Das ist meist eine unangenehme Sache. Denn plötzlich gehört man nicht mehr dazu. Man wird ausgegrenzt oder grenzt sich selber aus. Oder man will jemand vereinnahmen, im Extremfall gleichschalten. Das ist mehr als unangenehm. Das ist arrogant und manchmal sogar bedrohlich.
Wie gehen wir also um mit unserer Individualität, der Einzigartigkeit, die Gott jedem von uns geschenkt hat? …und wie gehen wir mit unserem Zugehörigkeitsgefühl um? Denn irgendwo wollen wir ja dazugehören – nicht allein sein.
Lukas spricht genau diese Problematik an, als er in seiner Apostelgeschichte ein drittes Mal von Paulus Bekehrung schreibt.
Da sind die Juden, das auserwählte, das besondere Volk Gottes. Darin bestand ihre Identität. Das machte sie aus. Das machte sie zu jemand Besonderem. Nein! Sie konnten sich auf keinen Fall mit den anderen Völkern gleichschalten – und schon gar nicht sich ins Römische Imperium integrieren. Das wäre, als würden sie Gott verleugnen.
Da ist der Hauptmann und sein Oberst, Vertreter des Römischen Imperiums. Sie sind überrascht, als sie hören, dass Paulus zu ihnen gehört. Ein Jude als römischer Bürger. Das war selten – und schon überhaupt hier im Jerusalem. Er wird neugierig und will mehr wissen.
Da ist Paulus, der Jude, der Jesusnachfolger, der römische Bürger. Er ist der Meinung, dass man das alles vereinen kann ohne seine Identität zu verlieren. Er ist sogar der Meinung, dass Gott ihn zu allen Völkern gesandt hat, damit er ihnen von dem berichtet, dass sie durch Jesus und Jesus allein mit Gott verbunden sein können und dürfen.
Genau das macht Paulus aus: dass er durch Jesus mit Gott verbunden ist und ihn niemand von ihm trennen kann. Darin findet er seine Identität. Das gibt ihm Halt und noch mehr: Jesus gibt ihm Halt, ja Gott selbst. Keine Idee, keine Ideologie, Philosophie, Weltanschauung, Meinung, persönliches Selbstbewusstsein, Familie, Herkunft, Nation. Es ist eine Person: Jesus! Gott selbst!
Das ist das Skandalöse. Doch darauf kommt es an. Dieser Glaube, dieser Jesus, ist es auch, der ihm Halt gibt, wenn es scheint, er würde mitten in den Herausforderungen des Tages und zwischen widerstreitenden Ansprüchen zerrieben.
Paulus sagt: „alle Völker“. Jeder soll und darf das wissen, hat ein Recht darauf es zu hören, ist eingeladen, sich mit Gott zu verbinden, zu verbünden.
Das ist wirklich besonders. Man darf dazugehören ohne seine Herkunft verleugnen zu müssen. Egal, wo ich herkommen, wo und wie ich aufgewachsen bin, was richtig gut und was wirklich schief oder einfach ganz unspektakulär gelaufen ist. Wenn du dich Jesus anvertraust, bist du jemand Besonderes. Nur eines sollst Du nicht: andere von Jesus ausschließen oder aus ihnen eine Kopie deiner selbst machen. Schau einfach auf Jesus, nimm den anderen an seine Hand und mach den Dritten neugierig, was es mit dir, was es mit Jesus auf sich hat.
Ihr Lars-Uwe Jung