Judas, Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus, an die Berufenen, die geliebt sind in Gott, dem Vater, und bewahrt für Jesus Christus: * Gott gebe euch viel Barmherzigkeit und Frieden und Liebe!
Die ersten beiden Verse aus dem Brief von Judas, dem Bruder von Jesus, nach der Lutherübersetzung 2017
Judas beginnt seinen kurzen Brief in besonderer Weise und erinnert an seinen Bruder Jakobus. Beide wuchsen gemeinsam mit Jesus auf und wurden von Maria und Josef erzogen. Beide machen jedoch deutlich, dass sie sich ganz besonders, ja sogar ausschließlich, mit Jesus Christus verbunden fühlen. Er ist es, der ihr Leben prägt. Niemand anders soll seine Stelle übernehmen. Keiner darf ihnen Jesus rauben. Dafür kämpfen sie, aber nicht mit allen Mitteln, sondern mit denen, die ihnen Jesus Christus selbst an die Hand gibt.
Was wir im Deutschen nur begrenzt übersetzen können, steht im griechischen Original etwas differenzierter, nämlich: „Judas, Jesu Christi, Knecht.“ oder anders übertragen: „Ich bin Judas und gehöre Jesus Christus. Sein Knecht bin ich.“ Judas wie auch Jakobus denken nicht zuerst daran Knecht zu sein, Diener also. Ihr erster Gedanke gilt dem, dessen Diener sie sind.
Denn das Leben als Nachfolger ist eben nicht vom Knechtsein geprägt, sondern von Jesus. Nirgendwo zeigt sich die Liebe Gottes zu uns Menschen so sehr, wie an Jesus. Um genau dieser Liebe Willen, die sich in Jesus zeigt, werden wir auch bewahrt, sind wir gehalten und bleiben in Gottes Fürsorge. Wenn auch Banken und Versicherungen bankrott gehen können. Gott, der in uns investiert, geht nicht bankrott. Denn er ist die wahre, ja die einzige Quelle des Lebens.
Das hat schon hier Auswirkungen auf die Gestaltung unseres Lebens als Christen. Wir orientieren uns ja an dem, der uns liebt und hält, der zu uns hält und nicht fallen lässt. Das ist der Grund, warum Judas und Jakobus Jesus zuerst erwähnen. Denn er ist ihr Orientierungspunkt. Ihm können sie unbesorgt folgen. Jesus zu gehorchen ist absolut unbedenklich. Sich ihm unterzuordnen lässt keinen Gedanken an Sklaverei zu. Denn Jesus Christus hat uns selbst gedient, ja dient uns weiter. Er ist nicht nur Herr aller Herren, sondern auch Diener aller Diener. Niemand ist über ihm und keiner passt darunter.
Wer das leugnet oder in Frage stellt, kann sich nicht Christ nennen. Denn ein Christ gehört ja zu Christus. Christ sein bedeutet gesalbt sein, gereinigt, geheilt, gepflegt durch den Geist Gottes. Ein Christ weiß also, dass da jemand ist, der sich um ihn kümmert. Eine Christin weiß sich umsorgt von Christus. Es ist also der Geist Gottes, der uns prägt, nicht unser Geist, unser Eigensinn.
Judas macht das in seinem kurzen Brief sehr deutlich und erinnert einerseits an das Zeugnis der Heiligen Schrift und zusätzlich noch an die damals unter Juden weit verbreitete Erbauungsliteratur. Dabei hat er besonders die im Auge, die sich mehr von persönlicher Erbauung leiten lassen als von dem, der sie wirklich stark machen kann. Sie haben nicht mehr Christus im Sinn, der in den Heiligen Schriften offenbart wird. So benutzt Judas die richtigen Aussagen dieser Erbauungsliteratur gegen die, die sich nicht an Jesus orientieren wollen.
Er will sie nicht richten, sondern vielmehr helfen, die Gnade Gottes besser zu verstehen. Als Beispiel erinnert er daran, wie Gott sein Volk aus der Sklaverei befreit hat. Das hat er nicht gemacht, damit es sich wieder neu versklaven lässt. Gott hat sein Volk nicht in ein Vakuum entlassen. Seine Barmherzigkeit hat einen heilsamen Zweck. Gottes Gnade und Zuneigung befreit von einer zerstörerischen Herrschaft, um in eine heilsame zu führen.
Judas geht der Illusion nicht auf den Leim, die uns einflüstert, dass wir unser Leben am besten nach unserem Gutdünken selbst gestalten. Wir leben nicht in einer abgeschirmten Blase, die mit dem anderen nichts zu tun hat. Leben ist immer Begegnung. Wo keine Begegnung ist, ist auch kein Leben. So muss man sich mit dem anderen auseinandersetzen. Niemand kann sich seinem Mitmenschen entziehen.
Judas stellt jetzt die Frage, von wem wir dieses Miteinander gestalten lassen. In der Gemeinde Gottes ist es Jesus Christus. Dort kann es niemand anders sein. Das ist die erlösende Nachricht schlechthin. Ich muss mich nicht selbst beherrschen, wenn ich mich von Jesus beherrschen lasse. Ich muss mich auch nicht gehen lassen, wenn mich derselbe Jesus führt.
Es gibt nur einen einzigen, dem es sich lohnt zu folgen und zu dienen. Denn der ist es, der uns auf dem Weg festhält, wenn wir stolpern und straucheln. Er geht an unserer Seite, wenn wir nicht weiter wissen. Ihm, und niemand anderem will Judas ehren. An keinem anderen hat er mehr Freude. Es ist Jesus, der alles zusammenhält. Er tut es nicht erst, wenn meine Kräfte versagen. Denn auf meine Kräfte und Ideen kommt es gar nicht an. Es ist Jesus Christus, Gottes Liebe und Barmherzigkeit. Das will Judas nicht loslassen. Daran hält er fest. Darum lohnt es sich zu kämpfen in Liebe und Barmherzigkeit.
Deswegen schließt er seinen Brief mit folgenden Worten:
Dem aber, der euch vor dem Straucheln behüten kann und euch untadelig hinstellen kann vor das Angesicht seiner Herrlichkeit mit Freuden, * dem alleinigen Gott, unserm Heiland durch unsern Herrn Jesus Christus, sei Ehre und Majestät und Gewalt und Macht vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit!
Amen.
Die letzen beiden Verse aus dem Brief von Judas, dem Bruder von Jesus, nach der Lutherübersetzung 2017