„Hallo und schön, dass Sie wieder dabei sind, hier Lars-Uwe Jung, Prediger in Aschersleben und Hettstedt mit ein paar Gedanken zu Kapitel 41 bis 43 aus dem Buch des Propheten Jeremia, ganz besonders Vers 6 aus dem 42sten Kapitel.“
Mal wieder kommen die Leute zu Jeremia, um ihn um Rat zu fragen. Sie mögen ihn nicht wirklich. Aber ihnen ist irgendwie klar, dass dieser Jeremia sich nicht nur Prophet nennt, sondern wirklich ein Mann Gottes ist. Was er als Wort Gottes gesagt hatte, war nicht nur eingetreten. Jeremia war auch bereit für seinen Gehorsam Gott gegenüber einen hohen Preis zu bezahlen. Die Leute sehen, Jeremia war in seiner Gottesfurcht authentisch und hatte sich hart Vertrauen verdient. So kommen sie zu ihm, um nach Rat zu fragen. Selber wussten sie nicht weiter.
“Es sei Gutes oder Böses, so wollen wir gehorchen der Stimme des Herrn, unseres Gottes, zu dem wir dich senden, auf dass es uns wohlgehe, wenn wir der Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehorchen.”
(Jeremia 42,6 nach der Lutherbibel 2017)
Das sind starke Worte, mit denen sie zu Jeremia kommen. Das sind auch mutige Worte. Irgendwie kann man sich über diese Worte freuen. Da sind endlich Menschen, die Gottes Willen wirklich wissen und dann auch tun wollen. Sie waren die letzten Jahre hin und her geworfen worden und gehörten zu den letzten Übriggebliebenen des Volkes Gottes in Judäa. Nach einer kurzen Zeit guter Ernten und Auskommens, waren sie Opfer der Eifersucht ihrer Nachbarvölker geworden. Doch waren sie wieder entkommen und fragten Jeremia um Rat in einer Herberge nahe Bethlehem. Viel, viel später trafen sich ganz andere auch in einer Herberge nahe Bethlehem um einen Mann Gottes, den Mann Gottes, um Rat zu fragen, Jesus Christus zu huldigen. Es waren erschreckte Hirten und ratlose Weise, die Gottes Handeln und Reden erlebt hatten.
Zurück zu den Leuten um Jeremia. Sie richten in ihrer Verunsicherung fromme Worte an den Propheten. Ihr Gefühl brachte sie dazu, dem Mann Gottes um Rat zu fragen. Ihr Herz war aber schon wo ganz anders. Ganz tief im Innern hatten sie schon eine Entscheidung getroffen. Sie wollten es sich selbst nicht eingestehen. Aber Gottes Wort gehorchen – dazu waren sie nicht bereit. Ihre mutig erscheinenden Worte sind nur die blasse Farbe einer Fassade, hinter der kein Raum für Gott und seinen Willen ist.
So reden sie zwar von ihrem Gott, wollen selbst aber nichts mit ihm zu tun haben. Sie senden Jeremia, um mit ihm zu reden. Sie wollen, dass es ihnen wohlgehe, rechnen aber insgeheim mit der Wahrscheinlichkeit des Bösen, wenn sie sich Gottes Willen wirklich ausliefern.
Sie merken gar nicht, dass Gott mitten in all den schweren Tagen, die sie durchlebt hatten, nach ihnen fragte, sie rief, um sie kämpfte, über sie bitterlich weinte, sie in seine Arme schließen wollte. Ihre Reaktion war aber immer dieselbe gewesen. Sie wollten Gottes Stimme hören, aber nur, wenn sie sanft in ihren Ohren klang. Sie wollten seinen Willen kennen, aber ihm nicht gehorchen. Ihre Worte waren mutig und fromm. In ihrem Herzen war aber kein Platz für ihren Erlöser.
Jeremia gehorcht ihnen schließlich, wie wir erfahren. Die Antwort, die er von Gott bekommt, gefällt jedoch nicht. So wird der Prophet entführt und mit nach Ägypten genommen, den Weg, den sie nie wieder gehen sollten. So hatte es ihnen Gott durch Mose gesagt. So kommt es dann auch, dass sie auch dort keine Ruhe finden.
Es ist schon paradox, widersprüchlich. Was einem wirklich gut tut, will man wissen, aber dann doch nicht tun. Den, der einem wirklich wohl tun kann und möchte, will man zwar hören, aber dann doch auf Abstand halten und nicht gehorchen.
Wie geht es Ihnen damit? Sie hören Andachten, lesen in der Bibel und beten. Sie sind Kind Gottes und wissen um die unverbrüchliche Liebe des Vaters im Himmel. Besonders in diesen Zeiten der Pandemie werden wir von einer Seite zur anderen geworfen. Viele Meinungen umgeben uns und werben um unsere Aufmerksamkeit.
Lassen Sie uns doch wirklich mutig sein und uns dem anvertrauen, der es als einziger wirklich verdient. Er ist zu uns gekommen, im Stall einer Herberge geboren. Verschreckte Hirten sind zu ihm gekommen und ratlose Weise. Sie haben sich begeistern lassen vom unscheinbarsten König, den man sich vorstellen kann. Sie haben sich von Gottes Geist erfüllen lassen, ihn hinter ihre Fassade gelassen, ihr leeres Herz füllen, sich verändern lassen und auf Spur bringen lassen. Diese so unterschiedlichen Menschen haben Jesus gesehen, das Baby, den Mann Gottes, Gott selbst.
Sie haben sich von ihm vereinnahmen lassen. Haben gemerkt, dass ihre Wünsche und Sehnsüchte nicht nur bei ihm am besten aufgehoben sind. Sie haben sich entschieden, sich selbst nach ihm zu richten. Denn dort ist der Platz, an dem es ihnen wirklich wohl geht in guten wie auch in schlechten Zeiten. Sie fragen niemand anderen mehr um Gott zu fragen. Sie nehmen das Angebot an und nehmen ihn in ihr Herz und Willen auf. Sie wissen nun: ER wird’s wohl machen, bei ihm will ich sein, ihm gehorchen und in ihm Ruhe finden für meine Seele.
Amen!