Verlier Dich nicht!

Hallo und schön, dass Sie wieder dabei sind, hier Lars-Uwe Jung, Prediger in Aschersleben und Hettstedt mit ein paar Gedanken zum Buch der Sprüche, Kapitel 25 bis 27, und ihrem geschichtlichen Hintergrund.

Das Buch der Sprüche führt man allgemein auf König Salomo zurück, den Sohn Davids und Vater König Rehabeams. Zu Zeiten Rehabeams zerfiel das Reich in zwei Teile. Nur ein Teil mit zwei Stämmen gab Gott Rehabeam, dem Enkel Davids. Das war das Südreich, oder auch kurz, Juda genannt. Den anderen Teil mit zehn Stämmen bekam Jerobeam zugesprochen. Das war das Nordreich, oder auch kurz, Israel genannt. 

Was war der Hintergrund dieser Teilung? Er bestand sicherlich nicht in der fehlenden Weisheit Salomos. Denn er vergrößerte das Reich wie niemand vor ihm oder nach ihm. Das Problem war, dass Salomo bei aller Weisheit den nicht mehr ernst nahm, von dem er diese Weisheit bekommen hatte, Gott, dem Befreier und Behüter seines Volkes. 

Jerobeam, obwohl er kein Nachkomme Davids war, bekommt auch eine große Zusage durch einen Propheten Gottes. Denn er war in seinen jungen Jahren ein tüchtiger Mann, wie wir lesen. Die Zusage Gottes hängt aber nicht an seiner Tüchtigkeit, sondern an seiner Treue zum Gott der Verheißungen, zu Gott. Der Treue Gottes schenkt Jerobeam jedoch keine Beachtung. Er vertraut auf seine Tüchtigkeit, wird von Eifersucht gefangen und führt die ihm zugeteilten zehn Stämme von Gott weg. Alle Könige des Nordreichs, die ihm folgen, machen es ihm nach. Da gab es tüchtige und weniger tüchtige. Keiner von ihnen kehrt jedoch zurück zum Gott der Verheißungen. Viel, viel später wird Rehabeam, der Sohn Salomos und Enkel König Davids sogar als der dümmste Mensch auf Erden bezeichnet. So lesen wir es im Buch Sirach aus den Apokryphen: 

Und Salomo legte sich zu seinen Vätern und hinterließ aus seiner Nachkommenschaft den Dümmsten aller Leute, einen Narren ohne jeden Verstand: Das war Rehabeam, der das Volk abtrünnig machte durch seinen Ratschluss. Und daneben Jerobeam, der Sohn Nebats, der sich verging an Israel und Ephraim auf den Weg der Sünde führte.“ 

(Sirach 47,23 nach der Lutherüberstezung 2017)

Im Buch der Sprüche lesen wir 23 Mal die Widmung: „Mein Sohn!“. Immer wieder fordert Salomo seine Nachkommen als Vater auf, tüchtig und weise zu leben. Dabei wird er sehr konkret. Kaum eine Situation bleibt außen vor. Doch eines vergisst er. Seine eigene Beziehung zu Gott lässt er schleifen. Doch gerade darin liegt das Herz aller Weisheit, wie uns Jesus, Paulus und Jakobus im Neuen Testament zusprechen. 

Dann wird Hiskia König des kleineren Südreichs Juda. Obwohl sein Vater überhaupt kein Vorbild für ihn war, nimmt er sich kein Beispiel an ihm. Hiskia hört weg, wenn sein Vater Ahas ihm Ratschläge geben will und beginnt: „Mein Sohn!“ Er folgt nicht den Ratschlägen seines Vaters, der sich von der Treue Gottes gelöst hatte. Auch Hiskia hat mit falscher Selbstsicherheit zu kämpfen. Um so schöner ist es hier zu lesen, dass er neben den Propheten Jesaja und Micha weitere gute Ratgeber hatte. Denn ab Kapitel 25 lesen wir, dass diese Ratgeber zu den vorhandenen Lebensweisheiten Salomos noch weitere gefunden hatten. 

Hiskia und ihr lieben Leute!“ rufen sie als Söhne sozusagen ihrem König und Landesvater zu, aber auch ihren Mitbürgern: „Verliere dich nicht in dir selbst. Denke nicht zu hoch von dir. Pass darauf auf, was du sagst und was du lieber für dich behältst. Lass deine Emotionen nicht über dich herrschen. Begegne selbst deinem Gegner mit Geduld und Güte. Umgebe dich nicht mit Menschen, welche die Weisheit Gottes missachten. Verlass dich nicht darauf, dass dir alles einfach zufällt. Lege selbst Hand an. Steh auf und lass dich nicht demotivieren. Herausfordernde Situationen und Menschen werden dich wachsen lassen, wenn du dich von Gottes Weisheit stärken lässt.“ 

So sind die Sprüche Salomos nicht nur die Ratschläge eines Vaters an den Sohn oder seine Tochter. Auch Sohn und Tochter können für Vater und Mutter zum Vorbild werden. Letztendlich fordern uns diese Sprüche, und der Hintergrund, auf dem sie geschrieben wurden, zum Selbstgespräch auf. Sie fragen: „Möchte ich mich auf diese zwei Dinge einlassen: Die Weisheit Gottes und den Gott der Weisheit?“ Sie sind untrennbar miteinander verbunden. Denn was nützt mir alle Klugheit, wenn ich sie vom Geber aller Klugheit trenne? Sie wird weder mir noch meinen Mitmenschen dienen. 

Der Himmel ist hoch und die Erde tief, und der Könige Herz ist unerforschlich. Man tue die Schlacken vom Silber, so gelingt dem Goldschmied das Gefäß; man tue den Frevler hinweg vom König, so wird sein Thron durch Gerechtigkeit gefestigt.“ und später: „Ein Mann bewährt sich in seinem Ruf wie das Silber im Tiegel und das Gold im Ofen.

(Sprüche Salomos 25,3-5 und 27,21 aus der Lutherübersetzung 2017) 

Niemand kann in unsere Herzen schauen, auch wir nicht in das Herz unseres Mitmenschen. Gott schon. Dieser Gott, der alles von uns weiß und das Beste für uns will, stellt uns manchmal vor Herausforderungen, die uns helfen sollen zu wachsen. Diese Sprüche Salomos, die Hiskias Leute gefunden haben, sollen uns helfen an der Hand eines weisen Gottes zu gehen. Er will uns nicht nur in den sogenannten ‚geistlichen‘ Herausforderungen helfen. Er möchte uns im ‚konkreten‘ tagein, tagaus begleiten und weiterbringen. Denn gerade dieses konkrete in unserem Leben soll geistlich gefüllt werden, erfüllt mit dem Geist Gottes und seiner Weisheit. 

Lassen wir uns von den Schlacken in unserem Leben immer wieder befreien. Bleiben wir bereit, uns davon zu trennen, wenn es wieder heiß wird. Gott möchte uns nicht verbrennen, sondern reinigen. Lassen wir ihn an uns ran und nicht von den Frevlern betrügen. An den Frevlern werden wir uns die Finger verbrennen und mehr. Gott lässt uns dagegen glänzen wir reines, poliertes Silber. Dort sehen die Menschen dann sein Gesicht, wie in einem Spiegel. Also: lassen wir Gott an uns ran! 

Amen!