Verwickelt in Widersprüche

Hallo und schön, dass Sie wieder dabei sind. Hier wieder Lars-Uwe Jung, Prediger in den Landeskirchlichen Gemeinschaften Aschersleben und Hettstedt.

Man glaubt es kaum. Aber Matthäus berichtet doch wirklich ausführlich, wie Jesus sich in Widersprüche verwickelt. Da lesen wir in Kapitel 15, Verse 8-11 und 18 folgendes.

»Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; * vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.« (soweit die Worte des Propheten)

Und er (Jesus) rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Hört zu und begreift: * Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.

(und jetzt die Worte an seine Nachfolger) * Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein.

(Matthäus 15,8–11 und 18 nach der Lutherbibel von 2017) 

Einmal kommt aus dem Mund Lob Gottes, ein anderes Mal schmutziges Zeug. Und obwohl das Herz fern von Gott ist, kommt Gutes aus dem Mund. Dann bilden sich aber in demselben Herzen böse Dinge, die auch den Weg aus dem Mund finden.

Ehrlich gesagt, ist mir auf den ersten Blick alles sofort klar. Denn ich bin ja seit 1994 hauptamtlicher Prediger und gestandener Christ allzumal. Dann muss ich aber auch zugeben, dass ich auf den zweiten Blick doch etwas verwirrt bin. Verwickelt sich Jesus hier nicht in Widersprüche? Vermischt er nicht Mund und Herz und Herz und Mund? Etwas ratlos wage ich also einen dritten Blick auf das Ereignis, von dem Matthäus hier berichtet.

Da fällt mir auf, dass Jesus das Prophetenwort an die kritischen Pharisäer richtet, sich dann aber sofort ans ganze anwesende Volk wendet und sich zuletzt Zeit für wirklich Interessierte nimmt. Die Menschen der letzten Gruppe werden auch Schüler genannt oder Jünger und Nachfolger, Menschen, die mit Jesus auf dem neuen Weg bleiben und nicht nur seinen Worten, sondern ihm selbst folgen.

Das Interessante ist, dass Jesus den kritischsten Geistern am einfachsten antwortet und sie auch gleich mit diesen einfachen Worten verärgert:

Alles, was bei euch so schön aussieht und sich so geschmeidig anhört, ist doch nicht mehr, als äußerer Schein – ein lackiertes, glänzendes Auto mit verrottetem Unterboden und verzogenem Chassis. Ihr macht euch selbst und anderen was vor. Noch schlimmer aber – und darin liegt das Problem – versucht ihr Gott etwas vorzumachen. Ihr nehmt es so genau und habt euch doch selbst in Widersprüche verwickelt. Und wenn jemand kommt und das aufdeckt, reagiert ihr empfindlich und werdet aggressiv.

Es ist doch so schön, diese Worte an die Pharsiäer gerichtet zu hören.

Recht hat er! Endlich gibt es Jesus ihnen!

Ja, ja – das ist so einfach gesagt und gedacht. Und schon sind wir beim Thema GESAGT UND GEDACHT, aus dem Mund, was im Herzen war. Kalt erwischt!
Jesus wendet sich als Zweites zu allen:

Iss und trink doch, was du möchtest.

Und wir verstehen:

Mach doch, was du willst. Gott hat dich allemal lieb.

Ich bin verwirrt und die Nachfolger von Jesus auch. Sie fassen sich ein Herz und fragen Jesus:

Jesus, wir verstehen jetzt gar nichts mehr.

Und Jesus gibt ihnen recht:

Ja, ihr versteht wirklich nichts.

Das Schöne an dieser peinlichen Situation ist, dass Jesus die Menschen, die an ihm dranbleiben, nicht stehen lässt. Das Problem ist nicht, dass man etwas nicht versteht, sondern das man es versucht zu vertuschen. Wer Jesus nachfolgt, wer an ihm dranbleibt, macht das nicht.

Jesus antwortet offen und direkt: “Pass auf, was deine Gedanken beherrscht! Denn genau das kommt irgendwann aus deinem Mund.” Warum war dann das Lob Gottes der Pharisäer falsch, wenn es doch aus ihrem Mund kam? Nun, das Lob Gottes beherrschte gar nicht ihre Gedanken und ihre Herzen schon gar nicht.

Jesus richtet sich also an uns alle, die Pharisäer unter uns und auch die vielen einfachen Zuhörer. Er lädt uns alle ein:

Komm, frag mich, bring deine Gedanken zu mir! Bekenne die Widersprüche in Dir! Hab keine Angst und komm! Mach Dich angreifbar. Ich hab das auch gemacht. Wenn Du auch zurückschreckst vor der Wahrheit über Dich. So mach wieder einen Schritt voran und einen zweiten und einen dritten zu mir, Jesus, und hinter mir her.

Wenn wir auf diese Einladung immer wieder eingehen, wird Jesus an unserem Herzen arbeiten. Sein Heiliger Geist wird es erfüllen und alle bösen Geister vertreiben. In seiner Nähe wird das passieren. Immer wieder neu. Warum nicht jetzt? Er hat Dich doch so lieb!