Wenn Gott weint

Hallo und schön, dass Sie wieder dabei sind, hier Lars-Uwe Jung, Prediger in Aschersleben und Hettstedt mit ein paar Gedanken zu Jeremia 13, Vers 16 und die Worte des Bundes aus Kapitel 11.

Gebt dem Herrn, eurem Gott, die Ehre, ehe es finster wird und ehe eure Füße sich an den dunklen Bergen stoßen und ihr auf das Licht wartet, während er es doch finster und dunkel machen wird. 17 Wollt ihr das aber nicht hören, so muss ich heimlich weinen über solchen Hochmut; meine Augen müssen von Tränen überfließen, weil des Herrn Herde gefangen weggeführt wird.

(Jeremia 13,16-17 nach der Lutherübersetzung 2017) 

So ruft es Jeremia laut aus. Er beginnt seinen Dienst im 13. der 31 Jahre dauernden Herrschaft des Reformers, König Josia. Von ihm lesen wir:

Und er tat, was dem Herrn wohlgefiel, und wandelte ganz in dem Wege seines Vaters David und wich nicht davon ab, weder zur Rechten noch zur Linken.

(2. Könige 22,2 nach der Lutherübersetzung 2017)

Er lässt den heruntergekommenen Tempel renovieren, kurz nach dem Jeremia zum Propheten berufen wurde. Während dieser Renovierung werden Schriftrollen des Gesetzes des Mose gefunden. Es hatte während der Regierung der gottlosen Könige an Wichtigkeit verloren. So war es auch aus dem Leben von Generationen des Volkes Gottes verschwunden. Als Josia die Worte des Gesetzes hört, erschrickt er sehr und demütigt sich vor Gott. Er merkt: „Ich selbst und mein Volk, das von Gott erwählte Volk, haben an unserem Gott vorbeigelebt und es nicht gemerkt. Wir müssen uns ändern!“ So lässt er das Gesetz, wahrscheinlich das 5. Buch Mose, öffentlich vorlesen. Er macht auch alles, um den Götzendienst im Land ein Ende zu setzen. 

Wie tief die Gottlosigkeit schon Wurzeln geschlagen hatte, lesen wir in den Berichten der Könige nach Josia. Sie kehren sich stracks wieder von Gott ab und lösen die Reformen ihres Vaters wieder auf. Während dieser Zeit der Reformen, und auch danach, versieht Jeremia seinen Dienst als Prophet Gottes. Wie wir im elften Kapitel lesen, zieht auch er durch die Städte und liest die Worte des Gesetzes öffentlich vor. Dabei konzentriert er seine Botschaft auf die Worte des Bundes, die wir in 5.Mose 27 bis 30 nachlesen können. Dort spricht Mose von der großen Wahl, vor der das Volk immer wieder steht. Will es im Segen leben oder unter dem Fluch? Wählt es Leben oder Tod? Will es den Segen und das Leben in Gottes Gegenwart feiern, wozu Mose einlädt? Oder zieht es das kurzfristige Glück vor, um langfristig Trauer, Not, Fluch und Tod zu ernten? Das sind dieselben Fragen, die Gott uns auch heute stellt. 

Dafür wird Jeremia angefeindet. Hinter seinem Rücken werden Pläne geschmiedet. Man versucht alles, um ihn auszuschalten. Allen voran die Bewohner seines Heimatortes Anatot. Doch Gott hält zu ihm, und Jeremia mitten in allen Anfragen und Anfechtungen an Gott fest. Um so lauter ruft er diese Worte aus, die mitten aus dem Herzen Gottes kommen. Ich lese sie noch einmal vor:

Gebt dem Herrn, eurem Gott, die Ehre, ehe es finster wird und ehe eure Füße sich an den dunklen Bergen stoßen und ihr auf das Licht wartet, während er es doch finster und dunkel machen wird. 17 Wollt ihr das aber nicht hören, so muss ich heimlich weinen über solchen Hochmut; meine Augen müssen von Tränen überfließen, weil des Herrn Herde gefangen weggeführt wird.

(Jeremia 13,16-17 nach der Lutherübersetzung 2017) 

Das ist keine Drohung. Diese Worte sind die inständige Bitte doch etwas Gutes für sein Leben zu tun. Setze Deine Prioritäten richtig! Wie kannst Du auf die Idee kommen, Gott seinen Platz streitig zu machen? Meinst Du wirklich, dass Du den Schöpfer zur Schöpfung machen kannst und den, der das Licht geschaffen hat zur Finsternis? Räume ihm doch wieder den Platz in Deinem Leben ein, dem er gebührt! 

Mittendrin in diesem bittenden Weckruf hören wir Gott selbst leise weinen. Er sieht ein Volk, das sich selbst das Augenlicht geraubt hat und nun denkt auf Führer angewiesen zu sein, die selbst nicht sehen können. Auf diesem Wege werden sie in ihrem Dunkel weggeführt werden. Und Gott schaut zu und weint leise, weil sie sich nicht retten lassen wollen. 

Wie stehen wir eigentlich zu Gottes Worten und Weinen in Jeremias Mund? Von wem lassen wir uns in unserem tagein tagaus führen? Wollen wir schnellen Erfolg oder langfristiges Glück? Freuen wir uns an der Gemeinschaft und Gegenwart unseres Gottes, der sich liebevoll um uns kümmern will? Geben wir ihm doch die Ehre und nehmen uns Jeremia und Josia hierin als Vorbild. 

Worauf fällt Deine Wahl? Wähle den Segen und das Leben, das Gott Dir schenken will, und freue Dich an seiner Gegenwart in Deinem Leben! Dann weint Gott auch, aber vor Freude.