„Hallo und schön, dass Sie wieder dabei sind, hier Lars-Uwe Jung, Prediger in Aschersleben und Hettstedt mit ein paar Gedanken zum dritten Kapitel, aus dem Brief von Paulus an Titus, der den Auftrag hat, den Gemeinden auf der Insel Kreta Orientierung zu geben.“
Während Paulus Timotheus für dieselbe Aufgabe nach Ephesus und Umgebung schickt, lässt er Titus auf Kreta.
Kreta war ein toller Ort zum Leben, angenehmes Klima, fruchtbare Böden und ein weltoffenes Selbstverständnis, das dem einzelnen Menschen viel Raum gab. Menschen aus vielen kulturellen, ethnischen und sprachlichen Hintergründen, darunter auch viele Juden, hatten sich dort niedergelassen. Dazu schätzte man etwa 90 unabhängige Städte. Zudem waren die Kreter stolz, das Grab des Gottes Zeus zu beherbergen, zeigte das doch ihre Religiosität genauso, wie den Stolz den Göttervater überlebt zu haben.
Das alles führte zu einem Phänomen, das damals schon Synkretismus genannt wurde und sich an den Namen der Insel anlehnte. Denn die Lösung dieser Vielfalt war, dass man am besten alle Religionen und Traditionen vermischte. Jeder sollte selbst entscheiden und war frei zu tun und zu lassen, was er wollte. Das führte allerdings auch zu regelmäßigen Konflikten zwischen den 90 Städten, die natürlich weder bereit waren, sich gegenseitig unterzuordnen noch ins Große und Ganze einzuordnen. Gegen Angriffe von außen, war man dagegen eins.
Genau in diese Situation gibt Paulus Titus Ratschläge für die Organisation des Gemeindelebens. Ihm war es wichtig, dass sich die Christen aktiv und positiv in der Gesellschaft engagierten, sich einordneten und auch den Anweisungen politischer Bevollmächtigten unterordneten.
Jesus zu lieben und sich von seiner Liebe prägen zu lassen, ist kein Widerspruch zum Leben in der Welt. Im Gegenteil; alle sollen ihren Blick auf Jesus richten und von ihm aus in die Gesellschaft, zu der sie gehören hineinleben. Jesus soll alles prägen, nicht die alten Tricksereien, oder eine neue, abgrenzende Selbstgerechtigkeit.
Deswegen singt Paulus ihnen ein Lied vor und schließt es mit den Worten:
„Das ist gewisslich wahr!“
Titus 3,8
Dasselbe Thema wird ihm später wichtig, als er seine Briefe an Timotheus schreibt. Es geht um Jesus, unser Leben und Streben, unser Handeln und Wandeln. Auf Jesus kommt es an.
Jesus ist der Retter – das ist gewisslich wahr.
Durch Jesus wird Gottes Liebe zu uns Menschen deutlich und greifbar – das ist gewiss und wahr.
Jesus ist es, durch den wir neu geboren, also erneuerte Menschen, wurden – auch das ist gewiss und wahr.
Jesus ist es, der uns mit Gottes Geist erneuert hat. Gottes Gegenwart in unserem Menschsein – das ist so unglaublich und doch so gewiss und wahr.
Jesus, der uns einen hoffnungsvollen Blick auf die Zukunft gibt – das ist gewiss und wahr.
Nach Titus 3,4-8
Jesus ist zu jedem von uns ganz individuell gekommen. Derselbe Jesus, der jedem in seiner Einzigartigkeit und Andersartigkeit begegnet. Jesus, der unsere Sprache spricht. Auf ihn kommt es an. Das ist Melodie und Inhalt des Liedes, den Paulus Titus und den Kretern zusingt.
Es ist nicht deine Kraft, sondern Gottes greifbare Barmherzigkeit, durch die er dich entdeckt hat. Es geht also nicht um philosophische und religiöse Spitzfindigkeiten, die nur fruchtlose Diskussionen und Spaltungen hervorrufen. Es ist Jesus, durch den Gott uns zeigt, dass er uns entdeckt hat.
Das kann in deinem Lebensumfeld nicht unsichtbar bleiben, meint Paulus. Denn es verändert dein Handeln. Wenn du Jesus ergriffen hast, und dich von Jesus hast ergreifen lassen, hast du das Jammern über schlechte Welt satt und Hunger nach Jesus. Jammerei führt ja zu nichts, als Unzufriedenheit.
Lass dich also von Jesus ergreifen und mach durch dein Handeln Gottes Barmherzigkeit greifbar. Denn die ist gewiss und wahr. Wirklich!