Es gibt Stellen in der Bibel, die schwer zu verstehen sind und andere, die uns so gar nichts sagen. Wir würden sie nicht vermissen, wenn sie in der nächsten Bibelrevision ausgelassen würden. Vielleicht gehört dieses 16. Kapitel des Römerbriefes dazu. Und doch ist es nicht weniger wichtig, als die anderen 15.
Natürlich! Da ist der große Lobpreis Gottes; das alte Lied, welches die ersten Christen damals schon überall gesungen haben und Paulus es ihnen nun selbst vorsingt bzw. schreiben lässt:
„Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung des Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war, nun aber offenbart und kundgemacht ist durch die Schriften der Propheten nach dem Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden, ihm, dem einzigen und weisen Gott, sei durch Jesus Christus Ehre in Ewigkeit! Amen.“
Was für gewaltige Worte! Sie laden ein, staunend auf diesen großen Gott zu schauen, der sich nicht zu gut war, sich für uns klein zu machen.
Dann sind auch noch die ermahnenden und Mut machenden Worte zu lesen, sich nicht von diesem Blick auf Jesus ablenken zu lassen. Und wieder: Gott ist Sieger! Jesus ist Herr! Niemand kann ihm standhalten und uns aus seiner Hand reißen.
Doch was sollen die Namen von diesen vielen Menschen, die uns doch so gar nicht interessieren. Von den allermeisten wissen wir gar nichts weiter. Keine Erlebnisse mit Gott, die uns ermutigen könnten. Könnte man diese 28 Namen nicht einfach weglassen?
Phöbe, Priska & Aquila, Epänetus, Maria, Andronikus & Junia, Ampliatus, Urbanus & Stachys, Apelles, die aus dem Haus des Aristobul, Herodion, die aus dem Haus des Narzissus, Tryphäna & Tryphona, Persis, Rufus und seine Mutter, Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder und Schwestern bei ihnen, Philologus & Julia, Neureus und seine Schwester, und Olympas und alle Heiligen bei ihnen.
Warum so viele Namen? Das hat natürlich viele Gründe. Ein Grund, der mir in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist, ist dieser: die Bibel, jedes Buch und jeder einzelne Brief, aus denen die Bibel besteht, wurde an konkrete Menschen geschrieben.
Die Bibel ist keine Ansammlung von Lebensweisheiten, kein lückenloses Geschichtsbuch, kein abstraktes Regelwerk, auch nicht das 66-bändige Werk eines großen Theologen. Die Bibel ist ein Buch für dich und mich. Es wurde von gewöhnlichen Menschen für ganz normale Menschen geschrieben.
Die Bibel hilft diesen Menschen, die sich auf ihre Botschaft einlassen, ihr Leben neu zu ordnen und einen neuen Blickwinkel zu bekommen. Paulus hat viele Menschen kennengelernt, die sich darauf eingelassen haben, die sich auf Jesus eingelassen haben. Paulus hat erlebt, wie sie sich verändert haben, wie sie sich verändern ließen, wie sie verändert wurden durch die Gnade Gottes.
Paulus ist weiter gereist. Diese Menschen auch. Sie waren irgendwie in Kontakt geblieben. Man wusste voneinander oder hatte von anderen von ihnen gehört. 28 von ihnen hatten in Rom ein neues Zuhause gefunden und die Botschaft, die sie persönlich befreit hatte an andere konkrete Menschen weitergegeben.
Daran sollen wir uns immer wieder erinnern. Wie die Botschaft von dem unvergleichlich großen und wunderbaren und liebevollen und siegreichen Gott damals Menschen angesprochen und verändert hat. So kann und will und wird sie es auch heute tun.
So ist dieses Kapitel eine Einladung, sich an diese 28 Unbekannten zu erinnern und ermutigen zu lassen auf unseren Erlöser zu schauen.
Amen!
Ihr Lars-Uwe Jung