Da sind Jesus und Petrus und Hannas und Kaiphas und Pilatus – Hauptpersonen in diesem Kapitel.
Petrus, der mutige, übereifrige, initiative, aber auch der plötzlich und unerwartet zutiefst verunsicherte. Er ist einer, der zwölf Apostel, einer der drei engsten Vertrauten von Jesus und gleichzeitig Führungsperson unter den Zwölfen.
Hannas und Kaiphas, die einflussreichen und doch fehlgeleiteten religiösen Leiter des Volkes. Sie sehen ihre Verantwortung für ihr Volk. Sie sind ja Stellvertreter Gottes im Opferdienst und Freisprechung der Schuld, die sich immer neu aufhäuft, aber gerade deswegen doch weggenommen werden soll. Doch sie denken nicht geistlich, sondern diplomatisch, politisch. Kaiphas drückt es so aus: „Besser einer stirbt für das Volk, als das ganze Volk.“
Pilatus, der Vertreter der römischen Besatzer, Ansprechpartner und Mittler des Römischen Imperiums am Ort. Mal wieder versteht er die Logik der Juden nicht; und Jesus versteht er auch nicht.
Petrus wird als einer der Nachfolger von Jesus eindeutig identifiziert: „Du bist doch einer von denen“. Das Du, die direkte Ansprache, erschrecken ihn.
Hannas und Kaiphas spielen den Ball zu Pilatus und er wieder zurück zu ihnen: „Richtet Ihr ihn doch nach Eurem Gesetz. … Ich finde keine Schuld an ihm.“
Pilatus fragt Jesus mehrmals: „Bist du König?“
Jesus mittendrin und doch nur eine passive Nebenrolle zugestanden. Trotzdem bleibt er aktiv in der eigentlichen Hauptrolle: „Ich bin’s!“, sagt er immer wieder: „Ich bin’s!“ …und keiner versteht’s: „Ich bin’s – lasst die anderen gehen!“ – „Ich bin’s – der wirklich regiert!“
Und Johannes, der das alles aufschreibt, hat die Botschaft: „Er ist’s – der für das Volk, für uns alle, sterben wird. – Es ist besser so! – Er will das Volk, will uns retten! – Er rettet das Volk, rettet uns!“
Genau das ist die Botschaft für UNS! Aber es geht nicht um uns. Es geht um Jesus! Petrus denkt, alles würde sich um ihn drehen. Aber es dreht sich um Jesus! Hannas und Kaiphas denken, es würde sich um ihre Verantwortung und ihr Volk drehen. Aber es dreht sich um Jesus! Pilatus denkt, es dreht sich um ihn als Schlichter. Aber es dreht sich um Jesus!
Alle drehen sich um sich selbst und hören nicht, was Jesus sagt: „Ich bin’s!“ Verängstigt, verblendet, verwirrt. Allen dreien ruft Jesus zu in ihrer Angst, ihrer Blindheit, ihrer Ahnungslosigkeit: „Ich bin’s! … Fürchte dich nicht! Verirre dich nicht! Verwirre dich nicht! … Schau weg von dir auf mich! … Lass dir deine Angst nehmen! Lass dich nach Hause führen! Lass dich aufklären, deinen Verstand erhellen!“
Johannes will uns daran erinnern, dass wir auf Jesus schauen sollen, dass wir Jesus brauchen und dass Jesus für uns eintritt. Er dreht sich um uns. Wir brauchen uns nicht mehr um uns zu drehen. Nur wenn wir auf ihn schauen, können wir ihm unsere Angst bringen, unsere Verirrung und unsere Verwirrung. Das ist Passionszeit, Fastenzeit: aufhören sich um sich selbst zu drehen, damit der Blick auf Jesus frei wird. Jesus ist unser Fürsorger, Jesus unser Stellvertreter, Jesus unser Retter, Jesus ist König, Jesus ist Sieger!
Ihr Lars-Uwe Jung
(Kurzimpuls zu Johannes 18)