Ausgebremster Advent

Radioandacht auf Radio HBW vom 11. Dezember 2021

› Schön, dass sie heute wieder dabei sind. Hier Lars-Uwe Jung, Prediger in den Landeskirchlichen Gemeinschaften Aschersleben und Hettstedt.

Es ist mal wieder soweit. Wir befinden uns mitten in der Adventszeit. Draußen ist es früh dunkel. Aber in vielen Fenstern sehen wir Lichterschmuck. Auch die Straßen in der Innenstadt sind wieder beleuchtet. Licht tut gut im Dunkeln. Und doch wiederholt sich etwas aus dem letzten Jahr. Weihnachtsmärkte finden nicht statt oder werden verfrüht beendet. Wenn ich shoppen oder essen gehen will, muss ich Zertifikate vorzeigen. Es ist schon umständlich und ärgerlich. Eben nicht so unbeschwert wie früher. Es liegt so etwas, wie ein grauer Schleier über dem Lichterglanz.

Aber wissen Sie was? Ich lasse mir den Advent nicht nehmen. Auch wenn ich das andere alles vermisse. Denn ich weiß, dass es noch was Besseres gibt. Aber nein, ich verschiebe auch nichts in eine ferne, ungewisse Zukunft. Ich mache es einfach wie der Mann in der Bibel, der lange vorher darüber gesprochen hat, dass in Bethlehem ein Retter, ein Heiland, ein Heilmacher geboren wird. Genau das ist ja schließlich passiert. Genau das feiern wir ja an Weihnachten. Ich weiß, dass Jesus wirklich in Bethlehem geboren wurde. Er war Vielen nicht willkommen. Aber er war die Hoffnung vieler Anderer. Er ist es auch immer noch und wird es immer wieder sein. 

Micha, derselbe Mann, der von dem erzählt, was lange nach ihm in Bethlehem passieren würde, verliert deswegen in seiner eigenen dunklen Zeit nicht seinen Glauben. Er ruft seinen vielmehr Leuten zu: 

Doch ich verlasse mich auf den Herrn, ich warte auf seine Hilfe. Ja, mein Gott wird mich erhören! * … Wir liegen zwar am Boden, doch wir stehen wieder auf. Wir sitzen im Finstern, aber der Herr ist unser Licht.

(Micha 7,7–8 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)

Im Liederbuch der Bibel, den Psalmen, lesen wir dazu folgende Liedzeile: 

Der Herr ist mein Licht, er rettet mich. Vor wem sollte ich mich noch fürchten? Bei ihm bin ich geborgen wie in einer Burg. Vor wem sollte ich noch zittern und zagen?

(Psalm 27,1 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle) 

Und zum Schluss sagt Jesus, also der, der in Bethlehem geboren wurde:

Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Dunkelheit umherirren, sondern er hat das Licht, das ihn zum Leben führt.

(Johannes 8,12 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)

Das ist die Adventsbotschaft. Gott macht Licht in einer Welt, die verzweifelt nach Alternativen sucht. Jesus lädt uns ein ihn kennenzulernen, uns auf ihn einzulassen, neugierig zu werden auf das, was er so tut und wohin er uns führt. Er schubst uns nichts ins Dunkel. Er macht Licht. Nehmen wir doch den Schleier von diesem vergessenen Jesus, lernen wir ihn neu kennen und lassen uns beleuchten. Das macht einen Unterschied.

› Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit. Ihr Lars-Uwe Jung von den Landeskirchlichen Gemeinschaften Aschersleben und Hettstedt