
Es ist wieder Muttertag, jawohl! Es ist der Tag im Jahr, an dem unsere Mütter verhätschelt werden wie sonst nicht. Ich erinnere mich noch an die Jahre, in denen meine Frau und ich im Nordosten Brasiliens gelebt haben. Wir wussten natürlich, dass Brasilianer etwas emotionsgeladener sind, als wir Deutsche. Aber das hat uns dann doch umgehauen. Die Kirche, mit der wir in einem kleinen Städtchen zusammengearbeitet haben, zelebrierte diesen Tag auf besondere Weise. Früh morgens gingen sie von Haus zu Haus, verteilten Rosen und gaben den Müttern einen festen Drücker. Abends im Gottesdienst – die Gottesdienste sind dort oft abends – kamen dann der Reihe nach die Ehemänner und erwachsenen Söhne nach vorne. Lange Gedichte wurden aufgesagt und Tränen flossen. Also, ich meine Tränen der Männer. Die Mütter und Großmütter waren auch alle tief gerührt. Aber wenn so ein Macho mit großem Tattoo am Oberarm und ein anderer mit Narbe im Gesicht anfängt zu weinen; dann wird einem schon ganz anders. Wir waren schwer beeindruckt und wussten garnicht, wie wir das einordnen sollten. Uns blieb nichts anderes übrige, als unseren Müttern in Deutschland einen Blumenstrauß per Internetversand zuzuschicken. Sie kennen sicher die einschlägigen Firmen, die das machen.
Muttertag ist der Tag im Jahr, wo wir uns daran erinnern, dass wir ohne unsere Mütter nicht wären. Ganz egal, welche Beziehung sie zu ihrer Mutter haben, ohne sie würden sie nicht existieren. Aber es geht um mehr. Es geht um eine tiefe Bindung, die Väter nicht ersetzen können. Es geht um ein Urvertrauen, das kein Mann ersetzen kann.
Eine gute Freundin von uns hatte es irgendwie nicht geschafft eine Beziehung zu einem ihrer Kinder aufzubauen, als es geboren wurde. Das war sehr schmerzhaft für sie. Sie suchte mit ihrem Mann fachliche Hilfe, und sie beteten zu Gott. Das war doch nicht so geplant, oder? Bist Du nicht der gute Gott, dem wir vertrauen?
Vielleicht war genau das einer der Bausteine, die Hilfe brachten, Vertrauen, dass Gott es doch gut macht.
Da schreibt lange vor unserer Zeit, etwa vor dreitausend Jahren, ein Mann namens David, ein Lied, das in die Bibel aufgenommen wurde. Es ist der 22. von 150 Psalmliedern in der Bibel. David geht es so richtig, richtig schlecht. Auch er verfällt in Depressionen. Und mittendrin erinnert er sich an Gott und an seine Mutter.
“Du, Herr, hast mich aus dem Leib meiner Mutter gezogen. Schon an ihrer Brust hast du mich Vertrauen gelehrt. * Du bist mein Gott, seitdem mein Leben begann. Seit der Stunde meiner Geburt bin ich auf dich angewiesen.”
(Psalm 22,10–11 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)
Ohne meine Mutter hätte ich Vertrauen nicht gelernt. Und ganz egal, was ich inzwischen erlebt habe an Schönem und Bitteren, ob ich enttäuscht von mir bin oder von anderen. Ich werfe mich auf Dich, mein Gott. Du gibst mir Halt und Geborgenheit. Du trägst mich, egal ob ich es spüren kann oder nicht.
Beginnen wir doch mal uns umzuschauen nach den vielen Müttern, de wir auf der Straße sehen, beim Einkaufen, junge und ältere. Machen wir das doch, egal ob Mann oder Frau, und beginnen wir über sie zu staunen, über ihre Geduld und ihren Kampf, manchmal vielleicht auch gegen ihre Gefühle, aber immer für ihr Kind.
Und erinnern wir uns doch an Gott, wenn wir uns umschauen. An den Gott, der sich uns niemals entzieht, wenn wir uns auf ihn werfen. Wir sind auf ihn angewiesen seit der Stunde unserer Geburt. Er wartet auf uns. Das ist eins der Mutterbilder Gottes in der Bibel. Wir dürfen ihm total vertrauen.
Zwei Sachen übrigens noch: wir freuen uns über die tolle Familie unserer Freundin. Sie hat’s mit Hilfe geschafft, sich die Beziehung neu schenken zu lassen. Und das andere: beginnen sie jetzt nicht am Sonntag jeder Mutter um die Arme zu fallen und ihr eine Rose zu schenken. Sie könnte es missverstehen. Machen sie das doch einfach mit ihrer eigenen Mutti. Und wagen sie es doch einfach sich Gott zu nähern und Vertrauen zu wagen.