Willkommen Fremder!

Fahren Sie auch gerne in den Urlaub? Ich schon. Es ist aber inzwischen schon etwas her, dass ich im Ausland war. Eine Stadt haben meine Frau und ich dabei als Lieblingsstadt in unser Herz geschlossen. Brügge, das ist Mittelalter pur, historische Gebäude, Museen, Windmühlen und vieles mehr. Vor allem aber Pralinen wohin das Auge schaut, mal ganz abgesehen vom guten belgischen Bier und natürlich die Frittenbude vor dem Belfried. Wir fühlen uns dort willkommen. Was wäre die Stadt wohl ohne diese seltsame Spezies der Touristen? Wie schön ist es dann aber auch, die gefüllten Pralinenschächtelchen zu Hause an engste Freunde und Familie zu verteilen. Alle sollen etwas davon haben. Das soll auch so bleiben, finde ich. So kann ich die folgenden Worte aus der Bibel, genauer gesagt, aus dem Brief an die hebräischen Christen, Kapitel 13, nur bejahen:

Die Liebe zu denen, die euch vertraut sind, bleibe!

(Hebräer 13,1 nach der Zürcher Bibel 2007)

So soll es sein; genau! Dann lese ich weiter und muss gleich zweimal stutzen:

Die Liebe zu denen, die euch fremd sind, aber vergesst nicht – so haben manche, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.

(Hebräer 13,2 nach der Zürcher Bibel 2007)

Meine besten Pralinen aus Brügge für Fremde? Das sind starke, herausfordernde Sätze. Wahr sind sie aber allemal. Denn Liebe ist erst dann vollständig und echt, wenn ich den geschlossenen Kreis meiner Vertrauten für Fremde öffne. Steht da vielleicht jemand draußen am Kreis meiner Vertrauten? Habe ich den Mut zu sagen: “Willkommen Fremder”? Könnte es sogar ein Engel, ein Bote sein, den Gott mir schickt? Mag sein. Ist aber auch egal. Denn wieviel Schönes nehme ich mir selbst, wenn ich es dem Anderen nicht auch gönne. 

Genau das war übrigens auch der Gedanke Gottes, als er Jesus zu uns gesandt hat. Er dachte sich:

Das Allerschönste, was ich habe, will ich auch denen gönnen, die mich als Fremden behandeln. Ich will diesen Menschleins meine Liebe zeigen. Ich bin ihnen fremd geworden. Um so mehr will ich sie mit meiner Liebe füllen. Die soll dann auch überfließen zu ihren Bekannten und dann weiter über ihren Kreis hinaus. Das wird sie verändern und allen unheimlich gut tun.” 

Sich auf Gottes Liebe einzulassen ist ein Wagnis, ein Abenteuer. Aber ich denke, es lohnt sich. Da gibt es viel zu entdecken und mitzubringen für Vertraute und Fremde. Mehr sogar als ein Schächtelchen Pralinen.