Prüfung bestanden

Ein paar Gedanken zu Lukas 18, Verse 31–34.

Erinnert Ihr Euch noch an die Schulzeit? Jeder hatte da so seine Lieblingsfächer und manch einer auch ein ‘Hassfach’. Während man das eine Fach gerne mochte, fand man irgendwie für das andere keinen Zugang. Man konnte machen, was man wollte. Der Lehrer oder die Lehrerin konnte noch so sympathisch sein. Man verstand weder Inhalte noch konnte man die Zusammenhänge verstehen. Bei den einen war es Mathe, bei den anderen Philosophie, oder sogar Musik, Kunst oder Sport. Lief das eine einem gut von der Hand, schreckte man vor dem anderen zurück. Nur wenige brachten in allen Fächern Einser nach Hause. 

Bei den Nachfolgern von Jesus war es dasselbe. Die einen waren gute Fischer, wie z.B. Simon Petrus, Johannes, Andreas, Jakobus. Andere konnten gut mit Zahlen umgehen wie Matthäus und Judas Iskariot. Unter ihnen gab es aber auch geschichtlich und politisch Interessierte wie Simon Kananäus. Thomas dagegen war der intellektuelle Denker, dem man nicht so schnell etwas auf de Nase binden konnte. Jesus selbst war Handwerker, aber auch ein wunderbarer Beobachter und Menschenkenner. 

Da kam ein ganz schönes Gemisch an Menschen mit ihren ganz besonderen Fähigkeiten zusammen. Genau so eine Mischung hatte sich der Lehrer Jesus als besonders nahe Schüler ausgewählt. Er nannte sie auch Apostel, auf deutsch Gesandte oder Botschafter. 

Viele Monate, wahrscheinlich drei Jahre lang, waren sie gemeinsam unterwegs in Palästina und sogar etwas darüber hinaus. Sie hörten ihrem Lehrer Jesus zu, beobachteten ihn, ließen sich Aufgaben geben und waren wirklich wissbegierig. Auch ganz praktisch lernten sie dazu. Auch als individuelle Persönlichkeiten lernen sie ihre Charakterzüge kennen. Vielleicht auch dadurch, weil Jesus sie immer wieder als kleine Arbeitsgruppen Aufträge gab. (Heute nennt man das Teams.)

Sie brachten es wirklich weit. Nur an einem Punkt stießen sie wiederholt an ihre Grenzen. Jesus redete immer wieder, dass er nach Jerusalem müsste um dort zu leiden, sogar zu sterben und dann aufzuerstehen. Sie hatten schon viel verstanden. Aber hier blieb ihre Verständnistür verschlossen. 

Die Jünger begriffen nichts. Was Jesus damit sagen wollte, blieb ihnen verborgen, und sie verstanden es nicht.

(Lukas 18,34 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle, Version 2015) 

Lukas fällt das so sehr auf, dass er es mit drei Worten in einem einzigen Atemzug wiederholt. Sie begriffen nichts. Sie verstanden nichts. Es blieb ihnen verborgen. Ich fühle mich zurückversetzt in meine Schulzeit. In den Abi-Vorbereitungen träumte ich sogar von Antworten, wachte auf und konnte das Problem auf dem Papier manchmal lösen, ein anderes Mal nicht. 

Ob die 12 davon träumten? Als sie Jesus dann wirklich am Kreuz hingen sahen, wurde diese Frage sogar zu einem Albtraum. Sie fühlten sich noch schlimmer, als nach einem dreimal verpatzen Examen. 

Jesus aber ließ sie nicht allein. Die Note Ungenügend war für ihn kein Ende, sondern wurde zum neuen Anfang. Es ruckelte in den kommenden Tagen und Wochen noch etwas in ihren Gedanken und Herzen. Doch dann verstanden sie wirklich: 

Jesus ist nicht nur Vorbild, nicht nur politisch-religiöser Messias. Jesus ist auferstanden! Jesus hat den Tod besiegt! Jesus hat alles Versagen auf sich selbst genommen! Jesus hat seinen Geist, den Heiligen Geist des Vaters im Himmel, geschickt um genau das zu erklären. 

Dann war es soweit: sie verstanden, sie begriffen, sie sahen es ganz offen. Dieses neue Wissen gewann immer mehr Raum. Sie verstanden immer mehr Zusammenhänge. Nichts konnte sie mehr daran hindern, davon zu erzählen. 

Immer wieder machten sie dieselben Erfahrungen, die sie von sich selbst kannten. Menschen konnten nicht verstehen, worum es bei Jesus eigentlich ging. Aber sie ließen nicht locker. Denn die Menschen waren es ihnen wert, diese wunderbare Nachricht kennenzulernen, zu verstehen, zu begreifen. 

Lassen wir uns doch auch von Jesus immer wieder berühren. Schauen wir doch auch immer wieder darauf, worauf es ihm ankommt – einzeln und miteinander, aber zusammen mit Jesus. Lassen wir uns von seinen Jüngern mitnehmen auf die Reise zu unseren Mitmenschen. Halten wir an ihnen fest wie Jesus an uns. 

Nehmen wir uns Zeit fasziniert auf ihn zu schauen, der uns an der Hand nimmt. Schauen wir hoch zu ihm in sein lächelndes Gesicht und sagen ihm: “Jawoll! Jetzt hab ich’s verstanden!” Oder sagen wir ihm wieder einmal von Neuem ratlos: “Jesus, erklär’s mir noch mal! Erfüll mich mit deinem Geist!” Er wird’s tun!