Alles nur Schmeichelei?

Werdet Ihr eigentlich gerne geschmeichelt? Naja, kommt vielleicht darauf an, wer es wie tut, oder? Natürlich tut es gut, wenn man Gutes über sich von seinem Gegenüber hört. Doch manchmal hat man den Eindruck, dass es mit einem bestimmten Zweck verbunden ist. Es geht dann nicht darum jemand zu loben, sondern etwas von der Person zu bekommen. Letzteres ist natürlich einfacher, wenn man die Bitte mit einem Lob einleitet. Andererseits kann das Lob natürlich auch ernst gemeint sein. 

Als Paulus mit Timotheus, Silas und ein paar anderen unterwegs waren um Menschen die Gute Nachricht von Jesus zu bringen, stießen sie sowohl auf Interesse als auch auf Abwehr. Eigentlich war die Abwehr weit größer als das Interesse. Die Frage war natürlich, wie man am besten vorging um den Menschen Jesus nahe zu bringen. Was ist wohl die beste Methode? 

Als Paulus, Timotheus und Silas einen Brief an die Christen in Thessaloniki schicken, erinnern sie sich an die Situation und die Folgen. Die drei waren extrem frustriert und kurz davor das Handtuch zu schmeißen. Aber Gott machte ihnen Mut, so lesen wir es in Kapitel 2 ihres ersten Briefs. So erlebten sie es und genauso wollten sie es auch weitergeben. Sie begannen nicht sich zu verstellen. Jeder merkte wohl, wie es den Dreien und ihren Freunden ging, nämlich ganz und gar schlecht.

Doch Gott machte ihnen Mut. (1.Thessalonicher 2,2) 

Das wollen sie den Menschen weitergeben. Ganz naiv wie kleine Kinder gehen sie auf sie zu. Dabei schmeicheln sie weder noch manipulieren sie mit netten Blicken und schlauen Worten. Sie verhalten sich wie liebende Mütter und gute Väter.

Wir konnten unter euch sein wie arglose Kinder. Und wie eine Amme ihre (eigenen) Kinder hegt, so sehnen wir uns nach euch. … Ihr wisst doch, dass wir jedem Einzelnen von euch, wie ein Vater seinen Kindern, zureden, Mut machen …

(1.Thessalonicher 2,7-8 und 11-12 nach der Zürcher Bibelübersetzung 2007) 

Paulus, Timotheus, Silas und ihre Freunde fühlen sich selbst als Familie und wollen in Thessaloniki eine neue Familie bilden, die sich Gemeinde nennt. Untereinander sollen sie sich dann Mut machen und mit Liebe begegnen ganz ohne Schmeichelei und Eigennutz. Diese Familie soll auch wachsen. 

Ich finde es spannend zu lesen, wie hier von Schwächen, Frustrationen, Widerständen geschrieben wird, aber auch von Sehnsucht, Fürsorge und Naivität. Mitten in dieser Situation, mitten im Leben, handelt Gott. 

Deshalb danken auch wir Gott unablässig dafür, dass ihr das von uns verkündigte und von euch empfangene Wort Gottes nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist: Gottes Wort, das in euch, den glaubenden, wirksam ist.

(1.Thessalonicher 2,13 nach der Zürcher Bibelübersetzung 2007)

Dieser Brief an die Christen in Thessaloniki erinnert uns genau daran, nämlich Gottes Stimme zu hören und damit zu rechnen, dass er auch durch uns reden möchte. Er macht das in der Situation, in welcher wir uns im Augenblick befinden. Er wartet nicht auf eine andere. Begegnen wir uns doch wie Kinder, wie Mütter und wie Väter ganz natürlich ohne Schmeichelei, aber mit ganz naiver Sehnsucht nacheinander. 

Genauso hat es Jesus übrigens auch gemacht. Folgen wir ihm einfach nach.