Auf dem Laufsteg

(Ein paar Gedanken zum Gebet von Jesus aus Johannes 17,22-23)

Würdest Du die Einladung annehmen, an einer Modeschau teilzunehmen? Also, ich meine, nicht als Zuschauer, sondern Teilnehmer. Du selbst auf dem Laufsteg, dem Catwalk, vor den Augen vieler kompetenter Zuschauer. Natürlich würdest Du entsprechend eingekleidet werden. Ich stelle mich selbst mal vor, wie ich auf dem Catwalk wandle und komme mir seltsam vor. Irgendwie schaffe ich es nicht, trotz der feinsten Klamotten, die ich tragen darf, entsprechend zu bewegen. Irgendwas stimmt da nicht, merken auch die Zuschauer. Da ist was nicht stimmig. “Das ist ja gar kein richtiges Model.”, geht der Gedanke durch die Köpfe der Zuschauer.

Als Christen ist es manchmal auch so, als ob wir uns auf dem dem Catwalk, befinden. Wir Menschen beobachten uns ja sowieso mal aufmerksamer, mal unaufmerksamer, meistens wahrscheinlich sogar unaufmerksam. Dabei spielt es erstmal gar keine Rolle, welcher Religion wir angehören. Das sieht man meist ja auch nicht von außen. Mit dem Moment aber, wo wir uns als Christen outen, wird uns ein ganz neuer Maßstab angelegt. Der eine oder die andere hat das auch schon praktisch erleben können. Mal wurde man gelobt, mal hinterfragt, mal verspottet, mal um Hilfe gebeten. Die Menschen in unserer Welt wollen sehen, ob unser Leben stimmig ist, ob alles zusammenpasst. 

Wie ein Klavier, eine Gitarre und viele andere Musikinstrumente regelmäßig gestimmt werden müssen, ist das auch für uns als Christen wichtig. Wie das richtige Model auf dem Laufsteg, so auch wir. Ein Staunen und Raunen, vielleicht auch Applaus, geht durch die Reihen, wenn der Gang, die Ausstrahlung, die Kleidung und Frisur perfekt aufeinander abgestimmt ist. 

Wie werden wir als Christen also in sich stimmige Models, wenn wir mal bei dem Vergleich bleiben? Aber keine Angst! Es geht nicht darum, jemand anderem oder uns selbst etwas vorzumachen. Als Jesus am Abend vor seiner Kreuzigung betet, drückt er seinen Wunsch für uns bei seinem himmlischen Vater so aus: 

Deshalb habe ich ihnen (meinen Nachfolgern) auch die Herrlichkeit gegeben, die du mir anvertraut hast, damit sie die gleiche enge Gemeinschaft haben wie wir. * Ich bleibe in ihnen, und du bleibst in mir. Genauso sollen auch sie vollkommen eins sein. Dann wird die Welt erkennen, dass du mich gesandt hast und dass du meine Jünger liebst, wie du mich liebst.

(Johannes 17,22–23 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle)

Jesus hat uns als seine Nachfolger mit Herrlichkeit und Ehre eingekleidet. Er will uns glänzen lassen. Das legt das griechische Wort für Herrlichkeit nahe. Er selbst erlebt ja diesen Glanz, der von Gott kommt. Dieser Glanz bleibt nicht innen. Er ist auch von außen sichtbar. Deswegen fühlen sich die einen auch unangenehm geblendet, während die anderen sich am leuchtenden Glanz freuen. 

Dieser Glanz kommt aber nicht von einem selbst. Der Vater im Himmel kleidet seine Vertrauten damit ein. Dieser Glanz kommt aus einer engen Gemeinschaft. Sie kommt nicht von einem selbst. 

Wie Jesus mit seinem Vater enge, vollkommene Gemeinschaft pflegt und sie genießt, ja durch sie gestärkt wird. So möchte er sie auch mit uns pflegen, die wir ihm nachfolgen, uns ihm anvertraut haben. Wir dürfen sie genießen. Er will uns dadurch stärken. Sie muss nicht von uns selbst kommen und erzwungen werden. 

So, wie der Schneider, der Modeschöpfer, seine Models einkleidet, so will das Jesus mit uns machen. Dazu designed der Modeschöpfer schöne Kleidung und der Schneider legt das passende Maß für uns an. Wir müssen ihn nur an uns ran lassen. 

Gemeinschaft mit Jesus bedeutet, ihn an uns ranlassen, Maß nehmen zu lassen. Alles soll passen, nicht zu weit und nicht zu eng sein, nicht zu lang und nicht zu kurz. Und dann geht Jesus mit uns auf den Laufsteg und lehrt uns das Laufen. Wir selbst stolpern vielleicht. Die Zuschauer zucken zusammen. Aber irgendwie werden sie merken, dass da alles stimmt. Da liegt ein Glanz auf den Nachfolgern von Jesus, der leuchtet und nicht blendet. Nicht jeder mag ihn. Aber Jesus ist mit seinem Vater überzeugt, dass er mit uns die richtigen gefunden hat. 

Warum? Naja – nur deswegen, weil er uns angesprochen hat und wir ihm gefolgt sind. Denn Jesus bleibt bei uns, und der Vater im Himmel hat uns lieb. Dann hören wir vielleicht Pfiffe aus der Menge. Der Applaus Gottes, unseres himmlischen Vaters aber, ist lauter. Er ist einfach überzeugt von uns. Wir dürfen seinen Schritt aufnehmen.