Ich weiß nicht, ob Ihr Euch selbst als besitzergreifend bezeichnen würdet. Oder, was würdet Ihr davon halten, wenn Euch jemand als solchen oder solche bezeichnen würde? Würdet Ihr Euch geschmeichelt oder eher angegriffen fühlen? Wahrscheinlich hängt es auch von der Situation ab, wie man so eine Beschreibung aufnimmt.
Da geht man nur mal kurz in die Küche zum Spülen. Und beim Zurückkommen fällt einem auf, dass die Pralinenschachtel leergeputzt ist. Da hat jemand unwiederbringlich Besitz vom Süßen ergriffen. Der Abend wurde seines Lebens beraubt. Dabei hätte man doch auch so gerne …
Ich belasse es mal bei diesem einen lebensnahen, nicht wirklich lebensentscheidenden, Beispiel. Was mir aber beim Bibellesen in diesen Tagen auffiel, war die Aufforderung von Jesus Besitz von unserem Leben zu ergreifen. Jesus fordert uns also gerade sogar dazu auf besitzergreifend zu sein. Da lesen wir in Lukas 21, Vers 19 folgendes nach der bekannten Lutherübersetzung:
„Seid standhaft, und ihr werdet euer Leben gewinnen.„
Ich habe mal etwas nachgegraben und bin auf folgende Übersetzungsmöglichkeiten gestoßen. Da geht es nämlich um mehr, als um Gewinn. Da geht es darum den Gewinn zu erhalten, festzuhalten.
“Durch eure Geduld werdet ihr von eurem Leben Besitz ergreifen.”
oder
“Bleibt geduldig! Dann wird euer Leben eures bleiben.”
Im Bild der Pralinenschachtel bedeutet das, dass wir sie mit in die Küche nehmen. Wir sollen unser Leben also nicht anderen überlassen. Natürlich geht es Jesus nicht um Pralinen. Die sollen wir ja gerade mit anderen teilen. Geiz ist da am falschen Platz. Unser Leben aber soll unseres bleiben. Denn das ist noch viel, viel mehr wert, als die leckerste Praline.
Denn wieviele Dinge und Gedanken wollen eigentlich Besitz von uns ergreifen und unseren inneren Frieden, unser Leben, rauben?!
Jesus will uns übrigens auch davor bewahren aggressiv kämpferisch aufzubegehren, wenn uns jemand antastet. Er will uns helfen geduldig zu bleiben und uns zu ducken. Das griechische Wörtchen Geduld hat nämlich etwas damit zu tun. “Sei geduldig!” bedeutet also auch salopp gesagt: ”Pass auf und duck dich! Bleib unten. Halte den Ball flach.”
Jesus lädt uns also ein, Schutz bei ihm zu finden. Bei ihm schaffen wir es unseren Blick zu lösen von Dingen, Werten, Ideen, Personen und Ereignissen, die uns vom echten Leben ablenken, die es uns sogar rauben wollen.
Ducken wir uns also mit unserer ‚Pralinenschachtel‘ unterm Arm, unserem Leben. Denn Jesus ist für uns aus der Deckung gegangen und aufgestanden. Er hat sich aufgerichtet, damit wir unten bleiben können. Er ließ sich richten und für uns ans Kreuz schlagen. An Ostern ist er dann auferstanden, ja nochmal aufgestanden und hat das Leben zurückerobert, was uns geraubt wurde. Suchen wir also Schutz bei ihm und Ruhe für unser Gestern, Heute und Morgen. Lassen wir uns unser Leben nicht rauben. Ergreifen wie vielmehr Besitz von ihm im Blick auf Jesus, den Lebendigen, den Leben Schaffenden, den Leben Erhaltenden!
(Und jetzt geh doch mal einkaufen und gönn Dir und Deinen Lieben eine leckere Schachtel Pralinen und denkt dran, wie schön es ist mit Jesus zu leben.)