Bitte wenden!

Bitte nächstmöglich wenden.“ So höre ich die Stimme aus meinem Navi. Ich hatte die Abfahrt verpasst in die Straße, die mich zum Ziel führt. Dabei war ich schon fast da gewesen. Nun mache ich in der fremden Stadt einen unnötigen Schlenker. Zu viele Dinge, Schilder, Häuser, Autos, Fahrradfahrer, Mopeds, Ampeln, dann ein großer LKW vor mir, der die Sicht verdeckt. „Bitte nächstmöglich wenden.“ Ich bin genervt, aber doch dankbar. Vor allem, weil mich die Stimme aus dem Navi auf dem Rückweg doch wieder auf den richtigen Weg zum Ziel führt. Mental erschöpft komme ich am Ziel an. Glücklich bin ich aber allemal, weil ich ja von meinen Freunden empfangen werde. Der Kaffee ist noch heiß, der Tisch nicht abgedeckt. Wir alle freuen uns über das Wiedersehen. Was wäre wohl passiert, wenn ich die Stimme aus dem Navi ignoriert hätte? Die Freunde wären enttäuscht und ich auch. 

Von solcher Enttäuschung spricht Sacharja, einer der Propheten Gottes. Propheten sind Menschen, die Nachrichten von Gott haben, die uns auf dem Weg führen, der zu einem guten Ziel führt. Sacharja hatte sogar einen passenden Namen. Der Name ‘Sacharja‘ setzt sich nämlich aus den Worten für Erinnerung und Gott zusammen. Gott erinnert sich unablässig an seine Menschen. Er vergisst sie nicht. Was für eine tröstende Zusage. Darin liegt aber auch eine Aufforderung. Wir Menschen sollen uns auch fortwährend an diesen Gott erinnern, der uns nicht vergisst. Es tut einfach gut. 

Nun beobachtet Gott, dass seine Menschen ihn ignorieren, vergessen, andere Ziele setzen. Das macht ihn zornig.

Der Herr ist über eure Väter zornig gewesen, sehr zornig!“ 

(Sacharja 1,2)

So hören wir Sacharja rufen. 

Warum ist Gott so zornig, so beleidigt? Warum lässt er uns nicht die Freiheit selbst zu entscheiden und ist damit zufrieden? Was betrifft das ihn? Es ist doch unsere Entscheidung zu tun und zu lassen, was wir wollen, oder nicht? So falsch sind diese Gedanken gar nicht. Letztendlich braucht uns Gott nicht. Er ist nicht auf uns angewiesen. Aber er fühlt sich mit uns so sehr verbunden, dass er in sich ganz unruhig wird. Er wünscht uns einfach, dass wir zu einem guten Ziel kommen und einen guten Weg einschlagen, unser Tun und Lassen am Leben orientieren, an der Quelle des Lebens. Gott möchte nicht, dass wir verloren gehen. Er wünscht uns Gutes. 

Deswegen erinnert Sacharja seine Mitmenschen fortwährend daran: „Bitte nächstmöglich wenden.“ Viermal spricht er von dieser Umkehr. „Wendet Euch Gott wieder zu. Gott wird das auch tun. Erinnert euch an eure Vorfahren. Die haben es auch so erlebt. Wie Gott zu ihnen gesprochen hat. So tut er es auch mit euch.“ 

Stellen wir uns doch einfach mal einen Baum vor, dessen unreife Früchte einen Aufstand proben. Sie drehen und wenden sich, bis sie sich endlich befreit haben von den Zweigen, die sie mit Nährstoffen versorgt haben. Das liegen sie auf dem Boden und werden ignoriert, ja weggeharkt. 

So ist es mit Gott und uns, wenn wir uns von ihm lösen. Er sieht ungläubig zu. Es schmerzt ihn zuzusehen, wie wir denken, es würde ohne ihn besser klappen im Leben. Doch irgendwie haben wir uns vom Leben gelöst. Jetzt ist es aber so, dass dieses Bild nicht zu Ende gesponnen ist. Denn was in der Natur nicht geht, ist bei Gott möglich. Er wartet, dass die grünen Früchte sich vom Boden, auf den sie gefallen sind, wieder nach den Zweigen sehnen. Dann senkt der Baum seine Zweige wieder zu den Früchten und verbindet sich neu mit ihnen. Die Nährstoffe können wieder fließen. Die Früchte werden reif und können gepflückt werden. So kommen sie zum guten Ziel. 

Der Erinnerer Sacharja denkt ans Ziel, hört Gottes Stimme und gibt sie weiter. Er möchte, dass viele an den reich gedeckten Tisch kommen, den Gott für uns vorbereitet. 

„Bitte nächstmöglich wenden.“, sagt er. Weil es einfach besser ist.