Hat das auch schon mal jemand zu Dir gesagt: “Du Esel!”? oder Du zu jemand anderem, oder vielleicht sogar: “Du blöde Kuh!” oder auch: “Du dummes Schaf”? Das sind überhaupt keine schmeichelhaften Bezeichnungen. Wer will schon gerne als störrig, blöd oder dumm bezeichnet werden oder alles zusammen? Nicht ohne Grund nahmen sich Herrscher und Weltmächte eher andere Wappentiere wie starke Pferde, Stiere oder Widder.
Jetzt ist es aber genau so, dass sich Gott eher mit Eseln und Schafen identifiziert, als mit Pferden und Widdern. Natürlich mag er alle Tiere gleich gern. In der Bibel nimmt er jedoch bevorzugt solche, die sonst schlecht wegkommen. So spricht der Prophet Sacharja lange bevor Jesus geboren wird und schließlich in Jerusalem einzieht, dass ein, auf einem Esel reitender König sein Volk retten und Frieden bringen würde.
“Juble laut, Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem, sieh, dein König kommt zu dir, gerecht und siegreich ist er, demütig und auf einem Esel reitend, auf einem Fohlen, einem Eselsfohlen.”
(Sacharja 9,9 nach der Bibelübersetzung ZB 2007)
Später würde dieser König dann, so Sacharja, mit seiner Schafherde in den Krieg ziehen und seine Herrschaft aufrichten. So lesen wir es ein paar Verse später in Kapitel 10, Vers 3 aus Sacharjas Prophetenbuch. Es sind Schafe, die plötzlich den Eindruck starker Pferde machen, wie Helden und Kämpfer daherkommen. Doch stellen wir uns das ursprüngliche Bild einmal vor und vergessen es nicht.
Da kommt ein König, der auf einem Esel reitet und eine Schafherde anführt. Mit genau der zieht er in die Schlacht. Das ist doch irrsinnig, oder?! Doch genau das ist das Bild, das Gott Sacharja vor Augen malt, kein anderes. Wenn man das Buch, das Sacharja geschrieben hat, oberflächlich liest, sieht man mehr Blut und Gewalt, als Friede und Freude. Doch wenn man genau hinguckt, sieht man einen gewaltfreien Krieg – wieder ein Widerspruch in sich.
Doch genau das ist die Botschaft von Weihnachten und dann auch von Karfreitag und Ostern. Gott widerspricht der Gewalt. Er kommt schwach. Ja, er macht sich und seine Nachfolger fast lächerlich. Doch auf genau diese Art und Weise bringt er Rettung und echten Frieden in die Welt. Wenn man dann das Buch noch genauer liest, merkt man, dass sogar die Feinde dieser Schafherde zu Freunden werden. Alle lassen sie sich anführen von diesem König.
Am Schluss sitzen sie zusammen und unterhalten sie sich über Esel und Schafe, Pferde und Widder, Böcke und Lämmer.
“Mal gut, dass Du so störrig warst, kleiner Esel, und du Schaf, so begriffsstutzig. Sonst hättest du und wir alle das nicht verstanden. Mal gut, dass ihr diesem König gefolgt seid.”
Wenn Dich also demnächst wer als Esel oder Schaf beschimpft, dann nicke ihm oder ihr freundlich zu.
“Ja, Recht hast Du. Aber ich habe auch einen König, der mich genau so lieb hat.”Dann ist Weihnachten geworden.