
Wie leicht fällt es Euch eigentlich Gefühle zu zeigen? So manch einer hat da gar keine Probleme. Es fällt ihm so leicht, dass es ihm sogar manchmal etwas unangenehmen ist. Da fließen schnell mal Tränen. Aber genauso öffentlich freut man sich auch und lacht laut heraus. Man kann das einfach nicht für sich behalten. Kein Schmerz und keine Freude bleibt unsichtbar. Anderen wiederum fällt es schwerer, so offen mit ihren Emotionen umzugehen. Jeder und jede ist da ja auch anders gestrickt. Ich denke nicht, dass man da schnell für sich persönlich oder öffentlich urteilen sollte. Wir können ja nicht in unseren Mitmenschen hineinschauen.
Wieviel weniger können wir in Gottes Herz schauen. Wie oft bleibt er uns fern, und wir verstehen ihn nicht.
Als Paulus seinen Brief an die ersten Christen in Rom schreibt, schneidet er diesen Punkt gleich zu Anfang an. Ihm war in seinen langen Jahren als Christ und Gemeindegründer aufgefallen, dass Gott uns Menschen doch in sein Herz schauen lassen will. Gott verbirgt uns nichts. Er macht uns nichts vor. Er präsentiert uns nicht nur die halbe Wahrheit. Wir sollen und dürfen die ganze Gute Nachricht von Jesus hören und sie verstehen. Da schreibt Paulus in Römer 1,17-18:
Denn durch die Gute Nachricht wird Gottes Gerechtigkeit offenbar. Das geschieht aufgrund des Glaubens und führt zum Glauben. So steht es schon in der Heiligen Schrift: »Aufgrund des Glaubens wird der Gerechte das Leben erlangen.« * Zugleich wird nämlich auch der Zorn Gottes offenbar. Er bricht vom Himmel her herein über alle Gottlosigkeit und alles Unrecht der Menschen. Denn durch dieses Unrecht unterdrücken sie die Wahrheit.
(Römer 1,17-18 nach der BasisBibel)
Paulus beschreibt in den 16 Kapiteln seines Briefes die Gute Nachricht von Jesus. Gleich zu Anfang spricht er das Problem, aber auch die Lösung an: Es gibt ganz, ganz viel, ja viel zu viel Ungerechtigkeit in der Welt. Das ist nichts Neues, weder damals noch heute. Wenn wir darüber erschrecken, dass Gott darüber zornig ist, sollte uns das nicht wundern. Er hat ja die Welt und alles Leben darauf geschaffen, ja erfunden.
Warum wenden sich die Lebenden dann gegen die, die mit ihnen und um sie herum leben? Warum ignorieren sie den, der ihnen das Leben gegeben hat?
Jetzt ist Gott aber nicht beleidigt, obwohl er allen Grund dazu hätte. Es ist vielmehr die Ungerechtigkeit, die wir einander antun, die ihn so sehr schmerzt, dass er zornig darüber wird. Menschen haben verlernt, sich zu vertrauen, und haben vergessen, dass es gut ist, Gott zu vertrauen. Wir haben uns von Gott gelöst, dem Erfinder des Lebens, und wundern uns, warum das Leben sauer wird.
Paulus erinnert uns daran, das es sich lohnt, Gott wieder Vertrauen zu schenken. Er lädt uns dazu ein, in seine Arme zu laufen. Der Zorn Gottes dient also nicht dazu uns Angst zu machen, sondern vor allem wegzulaufen, was Leben zerstört und uns dem anzuvertrauen, der das Leben nicht nur geschaffen hat, sondern alles Kaputte auch heilen kann.
Das ist Gerechtigkeit.
Da wird Krummes gerade gebogen, Gebrochenes zusammengefügt, Beziehungen in Ordnung gebracht, Anspannung in Entspannung verwandelt. Wenn Paulus von Gerechtigkeit schreibt, meint er also keine Rechthaberei. Er denkt auch nicht an einen Richter, der losgelöst von unserer Lebenswirklichkeit Urteile spricht.
Paulus kommt vielmehr immer wieder auf Glauben zu sprechen, auf Vertrauen, auf eine lebenschaffende Beziehung zu Gott. In der Mitte dieser Beziehung steht Jesus. Er ist der Vermittler, der Gott und Mensch wieder zusammenbringt. Bei ihm sind unsere Ungerechtigkeiten gut aufgehoben, auch unser eigener Zorn über die Dinge und manchmal auch Menschen, die uns ärgern.
Das ist die Gute Nachricht.
Gottes Zorn ist das Zeichen, dass er es ernst nimmt mit seiner Liebe zu uns und mit dem Leben, das er für uns bereit hat. Er wendet sich uns zu und gegen alles, was uns schadet. Er stellt sich schützend vor uns und holt uns aus unseren Verwicklungen heraus. Er kommt, um Leben zu bringen. Kommen wir ihm entgegen und wagen es ihm unser Vertrauen zu schenken. Machen wir es laut oder leise, sachlich trocken oder gefühlsbetont. Aber machen wir es doch einfach. Das ist eine Gute Sache, eine frohe Botschaft.