Jesus ist noch unterwegs in Galiläa. Aber schon beginnt er seinen Weg nach Jerusalem vorzubereiten. Was er zunächst nur nebenbei erwähnt, betont er im Lauf der Wochen immer wieder und immer mehr. Es geht ihm darum, seine engsten Freunde darauf vorzubereiten, dass er als ihr bester Freund bald sterben müsste, nicht aber nur sterben, sondern auch von den Toten auferstehen. Jesus kommt so nach und nach auf den Kern seiner Botschaft und seines Wirkens. Bis heute ist es noch die schönste, aber auch am schwersten zu verstehende Nachricht, an der wir als Christen festhalten.
Jesus hatte den 12 gerade noch davon erzählt. Schon hatten sie es vergessen. Anderes war ihnen auf dem Weg wichtiger. Als Jesus sie darauf anspricht, schweigen sie betroffen. Jesus hat sie mal wieder kalt erwischt. Irgendwie kann man nichts besprechen oder bedenken, was er nicht mitkriegt. Hier ging es darum, wer denn unter den 12 der größte und wichtigste wäre. Da spricht Jesus gerade noch von seinem Tod und der Auferstehung, dem Sieg über den Tod. Seine engsten Vertrauten scheinen gar nicht zuzuhören und widmen sich ihren Egos.
Vielleicht ist das auch gar nicht so weit entfernt von unserem Erleben heute.
Die Reaktion von Jesus ist um so interessanter. Beide Male widmet er sich Kindern und zeigt ihnen seine besondere Wertschätzung. Beim ersten Mal stößt er sogar einen deutlichen Laut aus (So lesen wir es wörtlich im griechischen Originaltext.) War es ein lautes Stöhnen, Seufzen oder der Ansatz eines Lachers? Das bleibt unklar. Klar bleibt, dass er sich den Kindern widmet.
Es wird dabei immer spannender. Denn die Kinder dienen Jesus nicht nur als praktisches Beispiel. Wir lesen beide Male, wie er sie in die Arme nimmt. Er drückt sie liebevoll und zeigt ihnen – und nicht nur den 12(!) -, dass sie ihm wichtig sind.
Während die 12 untereinander Wertschätzung suchen, indem sie darüber diskutieren, wer denn der Größte und Wichtigste unter ihnen wäre, oder wer in den Augen von Jesus die höchste Stellung hätte, dreht sich Jesus weg und widmet sich den Kindern. Die Aufmerksamkeit von Kindern zu halten, ist auch keine leichte Aufgabe. Echte Zeichen der Wertschätzung zu setzen, kann man aber immer wieder.
Das größte Zeichen der Wertschätzung, welches uns Jesus zeigt ist, dass er für uns, für Dich und mich sein Leben gibt. Er hält nichts zurück und zerbricht in seiner Schwäche am Kreuz alle Mächte der Welt, die uns nur Wertschätzung vorgaukeln. Jesus schenkt uns sich selbst, umarmt uns liebevoll, wie die Kinder. Er klammert und erdrückt nicht. Er führt uns in ein freies, neues Zuhause. Dort öffnet er uns in der Kraft der Auferstehung ein neues Leben, eine neue Welt, in die wir hineingeboren werden, wenn wir uns Jesus anvertrauen.
Lassen wir uns befreien, wirklich wertschätzen! Wir müssen uns nicht mehr an anderen messen. Jesus ist es, der uns den Wert zuspricht, den Gott uns von Beginn der Welt an zugedacht hat: sehr gut! Du und Dein Mitmensch auch, Ihr beide, wir beide zusammen. Nehmen wir diesen Zuspruch an!
Sie kamen nach Kapernaum. Als sie im Haus waren, fragte Jesus die Jünger: »Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?« 34 Doch sie schwiegen verlegen; denn sie hatten sich darüber gestritten, wer von ihnen der Wichtigste sei. 35 Jesus setzte sich, rief die zwölf Jünger zu sich und sagte: »Wer der Erste sein will, der soll sich allen unterordnen und ihnen dienen.« 36 Er rief ein kleines Kind, stellte es in ihre Mitte und schloss es in die Arme. 37 Dann sagte er: »Wer solch ein Kind mir zuliebe aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt damit Gott selbst auf, der mich gesandt hat.«
Markus 9,33-37 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für alle 2015
Einige Eltern brachten ihre Kinder zu Jesus, damit er ihnen die Hände auflegte. Aber die Jünger fuhren sie an und wollten sie wegschicken. 14 Als Jesus das merkte, war er empört: »Lasst die Kinder zu mir kommen und haltet sie nicht zurück, denn Menschen wie ihnen gehört Gottes Reich. 15 Ich versichere euch: Wer sich Gottes Reich nicht wie ein Kind schenken lässt, der wird ganz sicher nicht hineinkommen.« 16 Dann nahm er die Kinder in seine Arme, legte ihnen die Hände auf und segnete sie.
Markus 10,13-16 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für alle 2015