(Ein paar Gedanken zu 1.Könige 21, König Ahab, Nabot und dem Propheten Elia)
König Ahab war ein Mann mit Geschmack. Er regierte nicht nur 22 Jahre über das Nordreich Israel, schlug erfolgreich Schlachten, baute Städte aus und machte vieles andere. Seine diplomatischen Verbindungen waren international. Einen Palast nannte man sogar Elfenbeinhaus. Was heute ein Skandal in Sachen Tierschutz wäre, war damals Zeichen von Innovation und Kreativität.
Dann war da noch sein Palast in Jesreel. Den hätte Ahab gerne mit Grünflächen umgeben. Heutzutage wäre es vielleicht sogar ein Golfplatz geworden. Manche Bibelübersetzungen sprechen von einem Kohlgarten, andere lesen Gemüsegarten. Letztendlich ist eine Grünfläche gemeint, damals wahrscheinlich ein Nutzgarten zur unkomplizierten Versorgung des Palastes mit Nahrungsmitteln.
Das Problem dabei war, dass das Land, auf welches König Ahab seinen begehrlichen Blick wirft, nicht ihm gehört und es dazu noch unverkäuflich ist. Nabot, der Besitzer, will seinen Weinberg auf keinen Fall abgeben. Spontan finde ich einen Weinberg auch sympathischer als einen Kohlgarten. Es scheint so, dass König Ahab die Fläche in seinem Eigensinn entwerten würde. Aber so ist es nicht.
Theoretisch würde Nabot sogar auf den Vorschlag Ahabs eingehen. Vor allem, weil es der König ein gutes Angebot macht und man sich so Vorteile für die Zukunft sichern könnte. Doch Nabot bewegen andere Werte, die er um keinen Preis der Welt lassen will. Denn bei dem besagten Landstück geht es um das Erbstück, dass seine Vorfahren zugesprochen bekommen hatten, als das Volk Israel vor vielen Generationen ins Land gekommen war. Sie hatten es im Losverfahren im Vertrauen auf Gottes Führung und Versorgung erhalten. Damit verbunden war, dass es nicht verloren gehen konnte. Selbst, wenn ein Kredit auf das Erbland aufgenommen werden musste, erhielt man es in den extra und fest eingerichteten Freilassungsjahren oder Jubeljahren zurück. Es war Gottes Geschenk an jede Familie und die Erfüllung seiner unverbrüchlichen Zusagen.
Nabot fühlt sich Gott mehr verpflichtet, als dem König, was sein Todesurteil besiegelt. Doch eigentlich müsste sich selbst der König nach den Ordnungen Gottes richten. Die hatte Ahab aber schon vor vielen Jahren mit Füßen getreten. Er scherte sich nicht um den Gott, der sein Volk doch erlöst, heilsame Orientierung und eine neue Heimat gegeben hatte. Er ließ sogar die verfolgen, die ihn und das Volk daran unermüdlich erinnerten.
Einer von ihnen war der Prophet Elia. Er selbst hatte viel und Großes mit Gott erlebt. Doch plötzlich fällt er in eine tiefe Depression. Erschöpft will er aufgeben. Gott lässt das zunächst zu. Dann baut er ihn aber wieder auf. Schließlich fasst Elia wieder Mut und riskiert seinerseits das Leben. Er geht zum König und seiner Frau um sie wegen des Mordes an Nabot und des Raubes des Erblandes seiner Familie harsch zu rügen. Überrascht lesen wir, dass sich zumindest Ahab für den Moment zurechtweisen lässt. Er tauscht die Grünfläche wieder ein und zieht Sack und Asche als öffentliches Zeichen an.
Abgesehen davon, dass das Gott sein Volk, seine Familie, auch gerne mit einem Weinberg vergleicht, haben auch wir Christen ein großes Erbe zugesprochen bekommen. Einen Vorschuss dazu hat er uns sogar durch unser Vertrauen auf Jesus mit seinem Tod am Kreuz gegeben. Gott hält sein Versprechen also nicht für eine ferne Zukunft vor. Er hat jedem, der sich dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus anvertraut, seinen Heiligen Geist gegeben. Gott umhüllt uns also mit seiner unauflöslichen und heilsamen Gegenwart. Das ist das große Los, das wir durch Jesus ziehen durften.
Im Neuen Testament werden wir immer wieder erinnert, auf dieses Los aufzupassen. Es ist unverkäuflich und durch keinen Preis der Welt zu ersetzen. Nur durch den Heiligen Geist Gottes, nur in seiner Gegenwart, in der Gemeinschaft mit ihm, können wir verstehen, wer er ist und was er für uns getan hat und noch tut. Er malt uns Jesus immer neu vor Augen, fordert uns heraus und erfüllt uns mit Freude, wenn wir uns auf ihn einlassen. Denn das ist unser Los. Jeder noch so große Besitz, sei es ein Weinberg, ein Gemüsegarten, ein Golfplatz oder was auch immer wir uns wünschen oder haben, kann Gottes Gegenwart aufwiegen.
Seien wir mutig, und nehmen wir uns ein Beispiel an Nabot. Fassen wir uns ein Herz und machen es König Ahab nach, der seinen Fehler bekennt. Nur bleiben wir dran an Jesus und machen es nicht wie Ahab kurz danach. Denn der wendet sich schnell wieder ab von Gott. Erinnern wir uns dagegen an Elia, der sich wieder aufrichten ließ und weiter an seinem Gott und Retter, seinem Versorger und Begleiter festhielt. Denn derselbe Gott ist durch den Glauben an Jesus auch unser. Was ein Los, was ein Besitz! Nichts schmeckt besser!