Parfüm in der Bibel? Schauen wir doch mal. Es kommt öfter vor, als wir es denken. Unter anderem im zweiten Brief von Paulus an die Christen in Korinth, Kapitel 2, Verse 12-16.
Der zweite Brief von Paulus an die Christen in Korinth ist der persönlichste, seiner Briefe, die noch erhalten sind und Teil des Neuen Testaments wurden. Dort spricht er von schweren Zeiten in seinem Leben. Einige in Griechenland, die ihm eigentlich viel zu verdanken hatten, beginnen schlecht von ihm zu reden. In der Region um Ephesus muss Paulus sogar um sein Leben fürchten. Die Situation eskaliert so sehr, dass nicht nur er, sondern auch seine engsten Freunde fast am Leben verzweifeln. Und das ist nur ein Auszug aus anderen Unglücken, die ihm erfahren. Ein paar davon erwähnt er noch im siebten und dann gegen Ende seines Briefes im elften Kapitel.
Um es mit einigen Menschen zu sagen, auf die Paulus in diesem kurzen Abschnitt eingeht: „Ihr stinkt uns, ihr Christen. Verschwindet oder wir machen euch kalt!“ Das sind direkte Worte mit einer klaren Ansage. Viele Menschen wollen nichts von Jesus oder aus der Bibel hören. Das war damals schon so und ist heute nichts Neues. Es ’schmeckt‘ ihnen nicht. Paulus hat das deutlich zu spüren bekommen. Der eine oder andere von uns vielleicht auch schon.
Paulus lässt sich trotz all dem nicht entmutigen. Er hat nämlich zwei Sachen gemerkt. Viele andere Menschen riechen da etwas ganz Angenehmes, wenn sie Menschen begegnen, die Jesus folgen. Das ist das Eine. Das Andere ist, dass Paulus auch weiß, dass Jesus stolz ist auf die, welche sich ihm anvertrauen.
Sie folgen ihm, weil er sie gerettet hat und er sie auf dem Weg heil macht. Er hat sie sogar rundum parfümiert. Sie umgibt ein Wohlgeruch, lesen wir, angenehmes Aroma. So geheilt und gepflegt führt er sie stolz und trimphierend durch die Welt. Viele Menschen nehmen das angenehme Aroma war, was die Jesusnachfolger umgibt. Da wird kein Zug von verletzten, verschwitzten, besiegten und gedemütigten Gefangenen, die unterworfen wurden, durch die Straßen geführt um die Macht des Herrschers zu zeigen. Das war nämlich so in der Antike üblich, der Zeit, in der Paulus lebte.
Paulus entwirft hier ein ganz anderes Bild von Jesus. Es ist das eines Herrschers, der den Menschen Gutes tut, die sich auf ihn einlassen. Dieses Gute übertrifft alles, was man sonst an Ablehnung erfahren kann. Es ist das Bild eines stolzen Herrschers, ja. Doch dieser Herrscher rettet und unterwirft nicht. Er hebt auf und erniedrigt nicht. Das will er auch der Welt zeigen, die ihn ignoriert oder noch nichts von ihm weiß. So weht um die Jesusnachfolger immer das Aroma eines gewissen Parfüms, egal, wo sie sind und wie sie sich fühlen.
Paulus ist gerade auf der Suche nach seinem Freund Titus. Er macht sich Sorgen um ihn. Diese Sorgen lassen ihn nicht zur Ruhe kommen, obwohl er erlebt, dass sich zu diesem Zeitpunkt viele Menschen Jesus anvertrauen. Immer mehr nehmen das Aroma dieses neuen, angenehmen Parfüms wahr. Doch Paulus muss weiterziehen. Im nächsten Ort passiert dasselbe. Den einen stinkts, die anderen fühlen sich angezogen von der Nachricht um Jesus. Schließlich findet Titus selbst seinen Freund Paulus und macht ihm und seinen Begleitern Mut. Davon lesen wir in Kapitel sieben des Briefes.
Das ist die ganz persönliche Nachricht von Paulus auch an uns. Egal wo und in welcher Verfassung wir uns befinden. Jesus schaut mit großem Stolz auf uns, weil wir uns ihm anvertraut haben und von ihm führen lassen. Er hört nicht auf uns zu pflegen, zu umsorgen, zu ermutigen; lässt uns in unseren Sorgen nicht allein. Und manchmal ganz nebenbei merken das unsere Mitmenschen und fragen sich, was das für ein gutes Parfüm ist, das uns umgibt, nicht aufdringlich, nur einfach angenehm. Lassen wir uns also nicht von denen beirren, die einen schlechten Geschmack haben. Vielleicht kommen sie ja auch noch drauf, dass die Liebe Gottes nichts übertrifft.
“Ich war bis nach Troas gekommen, um die Gute Nachricht von Christus zu verkünden. Dort hatte der Herr eine Tür für mich geöffnet. Aber ich fand keine Ruhe, weil ich meinen Bruder Titus nicht antraf. Also verabschiedete ich mich von den Brüdern und Schwestern und reiste nach Mazedonien. Dank sei Gott! Er führt uns allezeit wie in einem Triumphzug mit, der für Christus abgehalten wird. An jedem Ort wird durch uns bekannt gemacht, wer er ist – wie ein Duft, der sich überall verbreitet. Denn wir sind für Gott wie ein wohlriechender Duft, der von Christus ausgeht. Er dringt sowohl zu denen, die gerettet werden, als auch zu denen, die verloren gehen. Für die einen ist es der Geruch des Todes, der zum Tod führt. Für die anderen der Duft des Lebens, der zum Leben führt. Wer ist dieser Aufgabe gewachsen?”
(2. Korinther 2,12–16, nach der Übersetzung BasisBibel: Das Neue Testament und die Psalmen. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2012)