Es war 1998. Ich erinnere mich an eine Fahrt mit dem Linienbus zur Sprachschule vom Vorstädtchen Chia in die Achtmillionenmetropole Bogotá. Jeden Tag musste ich ein bis eineinhalb Stunden Fahrzeit einplanen und einmal den Bus wechseln. Meist waren die Busse proppenvoll. Aber immer wieder gab es die Gelegenheit, einen Sitzplatz zu ergattern. Eines frühen Morgens, es war wieder sehr voll im Bus, erkannte ich eine Lücke in der Mitte. Ich arbeitete mich im vollen Gang vor und erblickte einen Mann mit gesenktem Kopf mit Poncho, Hut und großem Jutesack auf dem Schoß. Neben ihm war der Sitz komischerweise frei. (Nein, es war nicht Clint Eastwood.) So nahm ich die Gelegenheit wahr und setzte mich. Im Laufe des Tages merkte ich, warum der Platz frei gewesen war. Ich hatte einen kleinen Fahrgast mit Namen Floh aufgefangen. Irgendwie hielt er es aber auch nicht lange bei mir aus. Ich erinnere mich noch an diese Gesellschaft, vermisse sie aber nicht.
Manchmal ist es einfach gut, Abstand zu halten. Ein anderes Mal eher nicht. Um Enge und Weite, Nähe und Abstand geht es auch Petrus in seinem zweiten Brief.
Petrus lädt seine Leser ziemlich am Anfang ein in ihrem Glauben Platz für die richtigen Sachen zu machen. Er spricht davon, dass Gott uns weiten Raum in seinem Reich geben und die Tür dahin weit öffnen will. Gegen Ende seines Briefes spricht er davon, dass Gott uns viel Platz gibt, damit wir ihn kennenlernen und uns zu ihm hindrehen können. Und fast ganz am Schluss erinnert er daran, dass im neuen Himmel und in der neuen Erde, die Gott schafft, Platz für Gerechtigkeit ist, ja, dieser Raum damit gefüllt ist.
“Wir alle aber warten auf den neuen Himmel und die neue Erde, die Gott uns zugesagt hat. Wir warten auf diese neue Welt, in der endlich Gerechtigkeit herrscht.”
(2. Petrus 3,13, nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle / HfA)
“Wenn manche also meinen, Gott würde die Erfüllung seiner Zusage hinauszögern, dann stimmt das einfach nicht. Gott kann sein Versprechen jederzeit einlösen. Aber er hat Geduld mit euch und will nicht, dass auch nur einer von euch verloren geht. Jeder soll Gelegenheit haben, zu Gott umzukehren.”
(2. Petrus 3,9, HfA)
“… und die Tür zum ewigen Reich unseres Herrn und Retters Jesus Christus wird euch weit offen stehen.”
(2. Petrus 1,11, HfA)
“Deshalb setzt alles daran, dass euer Glaube sich in einem vorbildlichen Leben auswirkt. Ein solches Leben wird dazu führen, dass ihr Gott immer besser kennen lernt.”
(2. Petrus 1,5, HfA)
Gott setzt uns keinen Floh ins Ohr, wenn er uns tolle Sachen verspricht. Er neckt uns auch nicht mit Flöhen, wenn wir einen Platz suchen und Nähe bei ihm finden. Er geht auch niemand aus dem Weg. Er gibt einfach jedem von uns die große Chance, einen guten Platz im Leben zu finden, an dem wir wirklich zur Ruhe kommen können. Er will nicht, dass wir uns in uns selbst verlieren. Er macht sogar für uns Platz und bietet uns weiten Raum.
Petrus hat das erlebt und gemerkt, dass es sich lohnt auch selbst Platz zu machen für den, der uns diesen Raum gibt. Der Glaube an Jesus hat Auswirkungen. Ich brauche mein Recht nicht erkämpfen, schon gar nicht auf Kosten anderer. Diese neue Haltung führt dazu, dass ich Jesus immer besser kennenlerne. Denn ich sehe ihn plötzlich handeln.
Gott macht mir schon hier weiten Raum im Glauben an Jesus, seinem Sohn. Er vertröstet mich nicht auf ein Später, sei es noch so schön. Er will mir schon im Alten begegnen und mir Neues zeigen, das jetzt schon Auswirkungen haben kann, wenn ich ihm Raum dafür gebe.
Petrus beobachtet auch Menschen, die sich lieber mit Flöhen umgeben, mit Zweifeln, Diskussionen, Spekulationen und vielem mehr. Er nennt sie Spötter, die uns in die Enge ihrer Gedanken führen und uns darin gefangen halten wollen. Gottes Geduld bedeutet für sie Kontrollverlust, Gottes Handeln in der Vergangenheit Märchen.
Petrus bittet seine Leser, bittet uns darum, sich nicht neben solche Menschen zu setzen. Sie sollen keinen Raum haben. Er lädt uns vielmehr dazu ein Gottes Angebot der Weite anzunehmen. Machen wir also unser Herz weit Jesus einzuladen, ihn immer mehr kennenzulernen, seine Angebote zu sehen und ihn an uns handeln zu lassen. Vertrauen wir ihm, wenden wir uns ihm zu, gehen wir seinen Weg und schauen wir auf sein Ziel.