
Ich erinnere mich an den Bericht von den Studenten aus dem kolumbianischen Bundesland Cauca. Sie hatten ein paar Jahre zurück ein schweres Erdbeben mit großen Erdrutschen erleben müssen. Die Erde, ja der Berg, bebte. Sie wurden mehrmals nach oben geschleudert. Der Boden, auf dem sie standen, begann sich zu bewegen. Der Hang rutschte mit ihnen herab. Dann wurde es still. Sie hatten auf einem Stück des Hangs überlebt, der sie beim Rutschen getragen hatte. Auch den leichteren Nachbeben hielt er stand, bis sie zwei Tage später mit Hubschraubern gerettet wurden. Warum erzähle ich das?
Als Lukas über die zweite Missionsreise von Paulus berichtet, erinnert er auch an ein paar Ereignisse in Mazedonien, die Erdbeben glichen. In der Stadt Philippi war es sogar ein echtes Erdbeben, das Paulus und Silas erleben müssen, als sie unverschuldet im Kerker sitzen. Doch niemand wird verletzt. Es führt nicht nur zu ihrer Befreiung, sondern sogar dazu, dass Menschen zum Glauben an Jesus kommen.
Gleich im übernächsten Ort, in der Stadt Beröa, beschreibt Lukas ein Beben anderer Natur. Die Menschen dort zeigen echtes Interesse an der Guten Nachricht von Jesus. Sie meinen es ernst, forschen und überprüfen die Aussagen der Missionare. Auf keinen Fall wollen sie Scharlatanen zum Opfer fallen. Innerlich bebt es in ihnen. Sie können noch nicht beurteilen, was daraus wird. Unsicher, aber neugierig suchen sie Halt. Wo finden sie ihn? Es sind die Schriften des Alten Testaments. Es ist der Teil der Bibel, das für das jüdische Volk bis heute heilig ist. Dort finden auch die Interessierten aus Beröa Halt. Sie finden nicht nur Halt, sondern auch den Glauben an Jesus als Herrn und Retter und Friedefürst.
Doch dann ereilt sie ein weiteres Beben. Sie sind gerade zur Ruhe gekommen, als aus der Nachbarstadt Menschen kommen, die Aufruhr anzetteln. Und genau diese Situation beschreibt Lukas wörtlich als Beben. Alles wird plötzlich wieder unsicher. Zweifel werden gesät, aber auch Aggressionen. Beides trägt bittere Früchte. Was tun?
Die Menschen, die zum Glauben an Jesus gefunden hatten, halten weiter an Jesus fest. Paulus aber begleiten sie über den Weg an die Küste der Ägäis bis nach Athen. Die Gegner beruhigen sich. Ihr Ziel erreichen sie jedoch nicht. Denn erstens erzählt Paulus weiter von Jesus, wo er auch auftaucht. Und zweitens, und noch wichtiger; die neuen Christen aus Beröa haben einen Halt gefunden, der nicht von Paulus abhängt. Es ist Jesus. Sie halten nicht nur an Jesus fest. Sie wissen sich von ihm gehalten. Im äußerlichen Beben finden sie doch innerlich Ruhe und Frieden. Es ist nicht Paulus der sie trägt. Es ist Jesus, der ihnen Glauben schenkt. Sie finden nicht Halt in der Kraft ihres eigenen Glaubens. Sie finden Halt, weil Jesus selbst sie hält.
Von diesem Halt spricht schon David in einem seiner Lieder, dem Psalm 16. Genau an diesen erinnert auch Petrus in seiner Predigt von Jesus am Pfingsttag. Da lesen wir. Da singt David:
“Ich sehe immer auf den Herrn. Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle.”
(Psalm 16,8 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)
Das war der Glaube von Jesus am Kreuz. In allem Zweifel schrie er zu seinem Vater. Und auch dort bebte dann die Erde. Genau daran erinnert auch Lukas, als er die Situation in Beröa beschreibt. Denn so oft bebt es in seinen berichten nicht. Hier und dort aber war es aber ein Beben des Zweifels, der Aggression, der Eifersucht.
Halt gibt es aber hier wie dort und auch bei uns heute auf dieselbe Weise. Es sind die Worte, die wir in der Bibel finden. Es sind die Worte, die uns immer wieder versichern, dass Jesus an unserer Seite geht, der Sohn Gottes, ja Gott selbst. Manchmal schauen wir viel zu weit nach vorne und vergessen, einfach nur neben uns zu schauen. Da ist er schon um uns zu halten. Wir müssen auf keinen Hubschrauber warten. Denn Gott hat seinen Sohn schon vor langer Zeit zu uns geschickt um uns zu begleiten. Er hat uns auf sicheren Grund gestellt.
Wir werden gehalten. Du wirst gehalten. Ich werde gehalten.
Das ist die Botschaft, die Lukas hier für uns hat. Das ist die Mitte unseres Glaubens: gehalten von Jesus.