(Ein paar Gedanken zu Markus 6,30-44, der Speisung der 5000, und was Markus dabei auffällt.)
Die Speisung der 5000 finden wir in allen vier Evangelien. Doch jeder, der vier Berichterstatter, Evangelisten genannt, legt einen anderen Schwerpunkt, findet also eine ganz besondere Gute Nachricht in demselben Ereignis.
Markus fällt zum Beispiel auf, dass die Nachfolger von Jesus sehr wohl über einen beachtlichen Betrag in ihrer Kasse verfügen konnten. Es waren 200 Silbergroschen (Denare), also 200 Tageslöhne eines gewöhnlichen Arbeitnehmers. Eine einzige Familie käme damit über knapp sieben Monate, also eine beträchtliche Zeitspanne.
Nun hatten sich aber mindestens 5000 Menschen zusammengefunden um Jesus zu hören. Zudem hätten die 12 Jünger von Jesus genug Bäcker finden müssen um für das zur Verfügung stehende Geld Brot zu kaufen. Man stelle sich den Organisationsaufwand vor, das Hinundhergelaufe durch die Dörfer, die vollen Arme der 12 und wahrscheinlich der herzugerufenen Helfer. All das, um am Schluss zu sehen, dass es doch ganz knapp nicht reichen würde. Es hätten eben nicht alle, sondern nur fast alle etwas bekommen oder alle ein bisschen zu wenig. Bei Zusammenkünften bietet man normalerweise etwas mehr an, als nötig wäre. Solch eine gute Vorbereitung und Organisation beruhigt und sichert eine entspannte Versammlung oder Feier. Was die Jünger jedoch hatten, war zwar viel, aber eben knapp zu wenig.
Genau das ist nun der Punkt, der Markus auffällt. Was die 12 Jünger zur Verfügung haben, ist nicht wenig. Aber es ist eben trotzdem nicht genug. Aus eigenen Kräften können sie schon viel erreichen. Reichen würde es trotzdem nicht. Sie sind reich und gleichzeitig doch zu arm. Sie waren gerade erst begeistert von erfolgreichen Hilfs- und Missionseinsätzen zurückgekommen und jetzt plötzlich hilflos.
Jesus will ihnen deswegen etwas Ruhe gönnen. Die 5000 kann er aber nicht übergehen. Er sieht sie vor sich, wie eine orientierungslose Schafherde, Menschen, die Rat brauchen. Deswegen nimmt er sich Zeit, ihnen vieles zu lehren. So heißt es wörtlich. Luther übersetzt: ‚lange Predigt‘. Von diesem Vielen fällt am Ende des Tages auch eine gute Portion für die 12 Jünger ab. Denn auch sie brauchen Rat zur Tat und neue Fülle in ihrer inneren Leere, Kraft in der aufkommenden Müdigkeit, Orientierung in der Hilflosigkeit.
Jesus bewahrt sie davor desillusioniert vom Platz zu gehen. Er möchte ihre Begeisterung nicht schmälern, gleichzeitig aber in die richtige Richtung lenken.
So merkt Markus, dass Jesus sie, ihm und auch uns beibringen will, nicht in erster Linie auf unsere Möglichkeiten, sondern seine Kraft und Fülle zu vertrauen. Bei und mit Jesus haben wir immer genug. Wir müssen ihm nur zuhören, dann auf ihn hören und schließlich tun, was er uns vorschlägt. So ist es gut, immer wieder unsere eigenen Möglichkeiten auszuloten und sehen zu dürfen, dass sie doch weit tragen. Gleichzeitig dürfen wir nicht die Kraft und Fülle von Jesus aus den Augen zu verlieren und sollen sie wirklich in Anspruch zu nehmen.
Wenn wir das tun, werden wir immer genug haben. Mit Jesus haben wir nie knapp zu wenig. Wenn wir ihn außen vor lassen, schon. Woran Markus sich dazu erinnert, bleibt sogar noch etwas übrig. So finden wir Begeisterung und Ernüchterung, Möglichkeiten und Begrenzung, Kraft und Müdigkeit am besten aufgehoben bei Jesus.
Was mir gerade noch auffällt. (Ganz abgesehen von den fünf Broten und zwei Fischen an Tagesration der 12 plus Jesus.) Die 200 Denare an Bargeld blieben vollständig in der Kasse der Zwölf. Sie wurden nicht angetastet.
„Herr, schenk uns Vertrauen zu dir, dass wir dein Angebot annehmen und zur Ruhe kommen. Stärke unser Vertrauen auf dich, dass wir uns nicht in uns selbst verirren, sondern bei dir Orientierung suchen und finden.„