Kraftmeier

Wussten Sie schon, dass es im kleinen Städtchen Tündern an der Weser ein Kraftmeierdenkmal gibt? Dort lebte vor zwei- bis dreihundert Jahren nämlich ein Mann, namens Meier. Dieser Herr Meier war bekannt für seine große Kraft. Die stellte er auch gerne zur Schau. Eines Tages hob er sogar ein ganzes Pferd auf seine Schultern, so sagt man. Dabei überhob er sich noch nicht mal. Da war also die nicht zu übersehende und wirklich beeindruckende Kraft des Herrn Meier, der fortan der Kraftmeier war und sich lange daran freuen konnte. Nach örtlichem Kirchenbuch wurde er nämlich ganze 91 Jahre alt, beachtlich, für die damalige Zeit. 

Im allgemeinen sind Kraftmeier aber heutzutage eher Angeber, Kraft- oder Muskelprotze, keine selbstlose Supermänner. Es sollte mich wundern ein Fitnessstudio mit Namen Kraftmeier zu finden. Lustig wäre es allemal. Wer will aber schon gerne als Angeber bezeichnet werden? Andererseits… Wer hat schon nichts dagegen, wenn man wegen seiner Kraft oder Intelligenz bewundert wird. Ist doch schön, wahrgenommen zu werden, oder nicht? 

Im Leben des Apostels Simon Petrus hat es auch Zeiten gegeben, in denen er es liebte bewundernde Blick anzuziehen. Petrus heißt immerhin Fels. Genauso ging es auch Johannes, seinem Apostelkollegen, der den Spitznamen Donnersohn bekam. Da hat sich Jesus wirklich zwei Kraftmeier als Nachfolger ausgewählt. An Denkmälern von ihnen fehlt es auch nicht. Hätte sich Jesus da nicht bescheidenere Leute aussuchen können? Hätte er, ja, das hätte er. Hat er aber nicht gemacht. Irgendwie hat er auch Kraftmeier lieb. Ist doch schön, oder? 

Jetzt passiert aber etwas außergewöhnliches, für Kraftmeier wirklich überraschendes. So lesen wir im dritten Kapitel der Apostelgeschichte nämlich, wie sie sich gegen allen Protz und Kraftmeierei wehren. Dabei hätten die Menschen sie doch so gerne bewundert. Was war passiert?

Petrus und Johannes hatten auf dem Weg zum Gottesdienst einen gelähmten Bettler gesehen. Er schaut sie an. Sie schauen zurück. Er bittet um Almosen. Sie sprechen ihm Gesundheit und Heilung zu. Petrus reicht ihm die Hand. Er steht auf und weiß nicht, was ihm passiert. Jubelnd und tanzend und Gott lobend geht er mit zum Gottesdienst in den Tempel. 

Das ist total spannend. Denn er schaut nicht auf die zwei Apostel, sondern lobt und dankt fasziniert Gott. Er versteht, worum, nein, um wen es geht. Die Menge schaut auch. Doch sie hört nicht zu. Das Spektakulum hat ihre Woche gerettet. Da ist was zu erzählen. “Schaut mal die Apostel an!” Voller Bewunderung und Staunen schauen sie auf die beiden. Der Geheilte ist ihnen gar nicht mehr so wichtig. Petrus wird das zu bunt und ruft ihnen zu: 

… weshalb starrt ihr uns an? Glaubt ihr denn, wir hätten diesen Gelähmten aus eigener Kraft geheilt oder weil wir so fromm sind? … Das Vertrauen auf Jesus und die Macht seines Namens haben diesen Mann hier vollständig geheilt.” 

(Apostelgeschichte 3,12 und 16 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)

Etwas ähnliches passiert übrigens später Paulus und Barnabas in der Stadt Lystra (Apostelgeschichte 14). Auch sie widerstehen der Versuchung den warmen Sonnenschein der Bewunderung zu genießen. Sie wissen, dass dieser Sonnenschein bald von vorbeiziehenden Wolken verdeckt wird. Schnell passiert das auch in beiden Situationen. 

Was Petrus, Johannes, Paulus und Barnabas auszeichnet ist, dass sie Jesusbewunderer sind. Was wäre passiert, wenn sie sich auf ihre Kraftmeierei berufen hätten? Nichts wäre weiter passiert, und das wollten sie nicht. Das Ereignis wäre mit ihnen verpufft. Aber sie wollen das auf keinen Fall. 

Sie laden vielmehr dazu ein Jesus zu vertrauen, auf seine Kraft zu bauen. Und wenn Deine Last so schwer ist, wie ein Pferd oder sogar wie ein Elefant. Jesus kann und will sie Dir abnehmen. Das ist ihre Botschaft. Es ist aber noch mehr. Jesus selbst ist ihre Botschaft. Auch für den geheilten Bettler ist es überraschenderweise nicht seine Heilung. Er ruft nicht: “Schaut her! Ich bin gesund.” Er läuft und tanzt und lobt Gott. 

Das will ich noch mehr lernen: auf Jesus schauen, Gott loben, von ihm leben, ihn bewundern, mich an Jesus zu freuen. Er ist auferstanden und ich häng mich einfach an ihn ran. Kommst Du mit?