
Wir sind dabei Bilder und Regale anzubringen. Alles wird schön geplant und gut vom Boden her abgemessen. Die Wasserwaage wird angelegt, die Löcher gebohrt und die Regale und Bilder angebracht.
“Autsch! Das ist ja alles schief.”
Der Ärger ist da, die Begeisterung mäßig. Die Bilder kann man etwas richten. Aber was ist mit den Regalen? Ein zweites und drittes Loch bohren? Hm. Was nun? Ich habe doch alle Maße korrekt abgenommen. Dann merke ich, dass Decke und Boden nicht parallel, sondern ein ganz, ganz bisschen schief laufen.
Wie hätte ich das verhindern können? Vielleicht fallen Ihnen ja ein paar Vorschläge ein. Wahrscheinlich wäre Ihnen das auch nicht passiert. Ich muss dazu sagen, dass dieses Beispiel konstruiert ist. Trotzdem kann ich nicht sagen, dass ich immer alles haargenau gerade angebracht habe. Doch zurück zur Frage. Wie hätte ich das verhindern können?
Oft hilft einfach eine zweite Person. Die eine hält das Bild bzw. Regal. Die andere schaut mit Abstand zu und gibt Anweisungen. Das ist natürlich keine Ausrede Maßband und Zollstock zu ignorieren und einfach so los zu fuddeln.
Es geht darum, dass man oft einfach Abstand und eine zweite Meinung braucht.
Das gilt nicht nur für die Wohnungseinrichtung. Es ist auch im täglichen Einerlei hilfreich, wo so oft was anderes dazwischen kommt. Etwas ähnliches passiert nämlich im Küstenstädtchen Joppe. Petrus hatte Saulus (Paulus) erst ein paar Tage vorher mit ein paar Freunden nach Cäsarea in Sicherheit gebracht. Die Lage in Jerusalem wurde zu brenzlig für Saulus. Petrus entscheidet sich daraufhin, etwas in der Küstenregion zu bleiben. Eines Tages wird er in das besagte Joppe gerufen.
Dort war jemand gestorben. Die Menschen dort, besonders die Armen, waren verzweifelt. Denn Tabita – so war der Name der Verstorbenen – war eine der wichtigsten Säulen in der Armenversorgung der Stadt. Sie war nicht nur sehr beliebt und sozial und finanziell engagiert. Tabita war zu allem noch unheimlich kreativ und begabt. Ihr Tod war also in mehrfacher Weise ein Verlust für die ganze Stadt. Sie war den Menschen ganz, ganz nah. Was für ein Segen! Sie war immer ganz dicht dran bei den Menschen.
Petrus merkt das. Er ist bereit zu helfen, wo und wie er kann. Was er aber macht, überrascht. Er sucht Abstand. Zu allererst treibt er die Trauernden aus dem Haus. “Raus mit Euch!” Als Zweites geht er auf die Knie. Das macht er aber nicht in Richtung der Verstorbenen. Er kehrt ihr den Rücken zu. Nicht aus Furcht macht er das, sondern weil er eine andere Perspektive braucht. Als Drittes beginnt er das vertrauensvolle Gespräch mit Gott. Vom Inhalt wissen wir nichts. Aber zuletzt und als Viertes dreht er sich zu Tabita hin und fordert sie auf sich aufzurichten.
Oft schauen wir nur auf das Spektakuläre an der Geschichte. Ungläubig wenden wir uns dann ab. Damals aber sind viele zum Glauben an Jesus gekommen.
Doch worum geht es im Glauben und inmitten von Problemen?
Petrus erinnert an die zwei Dinge vom Anfang. “Nimm Abstand!” und “Ziehe eine zweite Person zu Rate!” Petrus entzieht sich aller Ablenkung der trauernden Menge und der toten Frau. Dann sucht er Gottes Rat. Denn Gott hat beides, den nötigen Abstand als auch die Leben schaffende Nähe.
Wenn Du gerade nicht weiter weißt. Dann mach es doch Petrus nach. Nimm etwas Abstand vom Problem. Schau weg in eine andere Richtung. Du kannst auch auf die Knie fallen. Dann aber vergiss eines nicht. Bete den Herrn Jesus an.
Nein, natürlich geht es nicht darum, die Probleme zu verleugnen! Auch ist es nicht so, dass Jesus Deine Probleme unbedingt sofort löst. Vielleicht will er mit Dir einen weiteren Weg gehen, eine zweite und dritte Meile. Er ist nämlich gerne mit Dir zusammen. Da ist es gut, sich auch selbst Zeit für ihn zu nehmen. Vertreibe doch auch mal alle Ablenkung aus Deiner Gegenwart, alle schönen Sachen wie auch alle traurigen. Verleugne sie nicht. Lass Dich aber auch nicht von ihnen vereinnehmen. Nimm Dir in dieser neuen Umgebung Zeit auf Jesus zu schauen.
Wenn Du Dich so richtig auf ihn eingelassen hast, dreh Dich wieder um und schau, was er im Hintergrund gemacht hat. Das Haus mag noch schief sein. Das Leben geht weiter. Die Bilder und Regale hängen aber gerade. Jesus ordnet die Dinge in Deinem Leben neu.
Zum Nachlesen der Geschichte:
“In der Stadt Joppe lebte eine Jüngerin von Jesus. Sie hieß Tabita. Der Name bedeutet »Gazelle«. Tabita tat viel Gutes und half den Armen, wo immer sie konnte. 37 Als Petrus in Lydda war, wurde sie plötzlich krank und starb. Man wusch die Tote und bahrte sie im oberen Stockwerk ihres Hauses auf. 38 Joppe liegt nicht weit von Lydda. Die Gemeinde in Joppe schickte deshalb zwei Männer mit der dringenden Bitte zu Petrus: »Komm, so schnell du kannst, zu uns nach Joppe!« 39 Petrus ging sofort mit ihnen. Als er angekommen war, führte man ihn in die Kammer, in der die Tote lag. Dort hatten sich viele Witwen eingefunden, denen Tabita in ihrer Not geholfen hatte. Weinend zeigten sie Petrus Kleider und Mäntel, die Tabita ihnen genäht hatte. 40 Doch Petrus schickte sie alle hinaus. Er kniete nieder und betete. Dann wandte er sich der Toten zu und sagte: »Tabita, steh auf!« Sofort öffnete sie die Augen, sah Petrus an und richtete sich auf. 41 Petrus reichte ihr die Hand und half ihr aufzustehen. Dann rief er die Gläubigen und die Witwen herein, die mit eigenen Augen sehen konnten, dass Tabita lebendig vor ihnen stand. 42 Bald wusste ganz Joppe, was geschehen war, und viele fanden zum Glauben an den Herrn. 43 Petrus blieb danach noch längere Zeit in Joppe und wohnte im Haus des Gerbers Simon.”
(Apostelgeschichte 9,36–43 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)