
Ohne Navigationsgerät geht man heutzutage gar nicht mehr los auf die Reise. Ob es eine Fahrradtour ist oder eine längere Autofahrt. Manche haben das Ding sogar immer an. Es ist einfach so praktisch. Man braucht gar nicht mehr groß nachzudenken. Wie war das noch so umständlich mit papierner Straßenkarte und das Hören der Verkehrsmeldungen im Radio. Bei dem einen Sender war es immer kurz vor der Werbung vor den halbstündigen Nachrichten. Bei anderen war es danach. Und man hörte nur von den im Sendebereich liegenden Störungen. Da wollte ich von Halle nach Frankfurt, bekam aber zuerst einmal keine Info über die Lage in Hessen. Wie ärgerlich. Um so schöner, wie es heute mit dem Navi geht. Wie ärgerlich wiederum, wenn es mich trotzdem komisch führt. Da ist Ruhe und Vertrauen angesagt. Denn das Navi kennt ja mein Ziel (wenn ich es richtig eingegeben habe). Also, genauer gesagt, es kennt die Adresse, die ich eingegeben habe. Und dahin führt es mich auch zuverlässig.
Jetzt ist es so, dass es uns im Leben als Christ manchmal so ähnlich geht. Gerne hätten wir, dass Gott uns immer den geraden Weg zeigt. Im Grunde genommen geht es darum, dass wir ein zufriedenes Leben führen möchten, wie jeder andere auch. Das Leben selbst zeigt jedoch, dass es oft eben nicht so glatt läuft. Doch sollten wir als Christen nicht ein glücklicheres Leben führen dürfen? Verspricht uns das nicht Gott in seinem Wort?
Ich denke, dass wir uns das wirklich fragen dürfen. Ich weiß natürlich auch, dass man als Christ Herausforderungen nicht aus dem Weg gehen soll. Trotzdem war ich überrascht, als ich den biblischen Bericht aus dem Buch Nehemia las. Da schreibt Nehemia, der noch im persischen Exil lebte, und übrigens eine sehr gute Stellung inne hatte, folgendes.
Da besuchte mich Hanani, einer meiner Brüder, und mit ihm noch andere Männer aus Juda. Ich fragte sie: »Wie geht es den Juden, die aus der Verbannung heimgekehrt sind, und wie steht es um Jerusalem?« * Sie berichteten: »Die Zurückgekehrten leiden bittere Not. Man beschimpft sie. Von der Stadtmauer Jerusalems sind nur noch Trümmer übrig, die Tore liegen in Schutt und Asche.«
(Nehemia 1,2-3 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für alle 2015)
Da waren über die letzten Jahrzehnte viele Juden in ihr Heimatland Juda und nach Jerusalem zurückgekehrt. Sie waren motiviert losgezogen. Sie hatten gegen erste Widerstände den Tempel wieder aufgebaut. Immer wieder hatte Gott Männer geschickt, die ihnen wieder aufhalfen, sie an ihren Glauben und Gottes Versprechen erinnert hatten. Endlich konnten sie wieder Gottesdienst feiern. Doch irgendwie war die Luft raus. Die Stadt lag in noch Trümmern. Mit den Stadtmauern sah es nicht besser aus. Damit nicht genug. Die Menschen, die um sie herum lebten, versäumten es nicht die Zurückgekehrten in Frage zu stellen, entweder direkt und unverhohlen oder ganz seicht und verborgen mit süßen Worten. Wer etwas Geld hatte, baute sich auf dem Land schöne Häuser. Wem das nicht beschert war, wohnte in Hütten und atmete mehr Staub als frische Luft. Nebenbei verschuldeten sich viele. Nehemia ist entsetzt, als er das hört. Er nimmt das so ernst, dass selbst seine Gesundheit beginnt zu schwächeln.
Kann es sein, dass man in die Irre gehen kann, obwohl man die richtige Richtung eingeschlagen hat? Warum führt uns Gott immer wieder Umwege? Warum können wir nicht endlich mal ausruhen?
Wenn wir die Bibel lesen, und besonders das Buch von Nehemia, finden wir keine einfache Antwort darauf. Die Bibel ist einfach unverschämt ehrlich. Da wird uns keine Erfahrung vorenthalten. Die richtige Richtung zeigt sie uns doch.
Nehemia entscheidet sich auf jeden Fall zu helfen. Er lässt sich durch die Berichte nicht lähmen. Seine Antwort ist es, die gleiche richtige Richtung einzuschlagen. Sein Ziel ist die Stadt Gottes. Sein Land ist das, welches Gott seinem Volk versprochen hat. Sein Augenmerk liegt auf dem Wort Gottes mit all seinen Segnungen, Warnungen, Hilfestellungen, unzähligen Lebensberichten, Liedern, Gedichten, Visionen für’s Hier und Jetzt und für das, was kommt. Allen Zweiflern und Gegnern und seinen eigenen Fragen antwortet Nehemia trotzig:
»Der Gott des Himmels wird unser Vorhaben gelingen lassen. Wir tun nur, was er von uns möchte; darum werden wir mit dem Bau beginnen.«
(Nehemia 2,20 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für alle 2015)
Nehemia antwortet mit Trotz. Er stellt seine Fragen infrage. Er ersetzt Zweifel mit Vertrauen. Er begegnet seinen Gegnern mit Gottes Willen. Er ist überzeugt, dass Gott den richtigen Weg gezeigt hat. Nichts war umsonst, kein Umweg und auch kein Stein, der auf dem Weg lag. Das ist der Glaube eines Nehemia. Lassen auch wir uns von ihm Mut machen und das Ziel im Auge und im Herzen behalten, zu dem Gott uns zweifellos führen wird. Er wird es gelingen lassen. Gott führt uns zum Ziel, zum richtigen.