
Bist Du ein neugieriger Mensch? Naja, so ein bisschen schon, oder? …oder doch nicht? Immerhin gibt es einen Unterschied zwischen ehrlichem Interesse und Tratsch. Beim letzten will man nur was zum Erzählen haben. Oft ist das auch auf Kosten anderer. Beim ersten sieht das ganz anders aus. Da ist man wirklich besorgt um eine Person. Oder aber man möchte sie einfach gerne besser kennenlernen. Neugierige Kinder können einem auch schon mal auf den Senkel gehen. zu große Neugierde kann sogar gefährlich werden. Aber wenn sie nun gar nichts fragen oder ausprobieren, können sie auch nichts lernen.
So ziemlich am Anfang seines Jesusberichts thematisiert Johannes die Neugierde. Er will neugierig machen auf Jesus. Dazu berichtet er von Menschen und ihren ersten Begegnungen mit ihm. Dieser kurze Bericht besticht durch seine Einfachheit. Bei einer Person beginnt es. Sie wurde aber auch schon neugierig gemacht auf Jesus. Sofort erzählt sie der nächsten von ihm. Die einen reagieren mit Offenheit, die anderen mit Zweifel. Für die einen ist es vielleicht einfach ein Versuch unter anderen einen besonderen Menschen kennenzulernen. Andere dagegen wollen erst recherchieren und prüfen, Erkundigungen einziehen.
Was man jedoch immer wieder hört, ist der Satz:
“Komm und sieh!”
(Johannes 1,46 nach der Lutherbibel 2017)
Jeder soll und darf sich sein eigenes Bild machen.
Und dann ist da Jesus. Wie reagiert der auf das Interesse dieser mehr oder weniger neugierigen Menschen an ihm? Der antwortet mit demselben Satz und sagt:
“Komm und sieh!”
(Johannes 1,39 nach der Lutherbibel 2017)
“Mach Dir selbst ein Bild.” So würde man es heute wohl sagen. Und so ist es ja auch mit dem Glauben. Der Glaube ist ein Prozess, der zur Neugierde einlädt. Da spielt es erstmal keine Rolle, welche Motivation dahinter steht. Wichtig ist, dass man sich auf Jesus einlässt. Kann sein, dass er die Erwartungen an ihn enttäuscht. Kann sogar sein, dass diese Enttäuschung gut gemeint ist. Er will uns nichts vormachen. Er möchte, dass wir ihn so kennenlernen, wie er ist. Ohne Neugierde funktioniert das jedoch nicht.
Der erste in der Reihe ist sich ganz sicher dass Jesus DIE LÖSUNG ist. Die nächsten lassen sich auf diesen starken Satz ein und wollen Jesus als Person kennenlernen, mal einen Tag mit ihm verbringen. Da sie sich in ihrer Neugierde belohnt fühlen, laden sie den nächsten ein. Der fühlt sich überrascht. Mit der Zeit wächst die Neugierde bei den ersten. In ihnen wächst der Eindruck, dass der starke Satz vom Anfang wahr sein könnte. Alles scheint zusammenzupassen. Doch dann kommt ein weiterer und findet eine Lücke in der Argumentation. Doch damit ist seine Neugierde nicht gestorben. Er wartet auf eine Antwort. Die Lücke muss gefüllt werden. Er will es wissen.
Was macht Jesus? Er lässt sich auf jeden einzelnen ein. Auch wenn ganz am Anfang die Rede von der Sünde ins Spiel gebracht wurde. Jesus beginnt die Stärken jedes Einzelnen zu sehen. Er macht Mut. Er kennt jeden einzelnen und freut sich über ihre Neugierde. Er ermutigt sie neugierig zu bleiben.
Was wird Jesus noch tun? Wer ist er wirklich? Was will er mir sagen? Wie nimmt er mich auf?
Zuletzt sagt Jesus:
“Du wirst noch Größeres als dieses sehen.”
(Johannes 1,50 nach der Lutherbibel 2017)
Lass Dich also neugierig machen Jesus etwas mehr kennenzulernen. Du darfst ihn herausfordern. Aber lass Dich auch darauf ein, wenn er Dich herausfordert.
Zum Schluss werden wir sehen: Er hat uns nicht enttäuscht. Unsere Neugierde hat sich gelohnt.
Und hier die Geschichte aus Johannes 1,35-51 nach der Lutherbibel 2017:
Am nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger; 36 und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm! 37 Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. 38 Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister –, wo wirst du bleiben? 39 Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen’s und blieben diesen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde.
40 Einer von den zweien, die Johannes gehört hatten und Jesus nachgefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus. 41 Der findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte. 42 Und er führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt: Fels.
43 Am nächsten Tag wollte Jesus nach Galiläa ziehen und findet Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach! 44 Philippus aber war aus Betsaida, der Stadt des Andreas und des Petrus. 45 Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josefs Sohn, aus Nazareth. 46 Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann aus Nazareth Gutes kommen! Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh!
47 Jesus sah Nathanael kommen und sagt von ihm: Siehe, ein rechter Israelit, in dem kein Falsch ist. 48 Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen. 49 Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel! 50 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir gesagt habe, dass ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum. Du wirst noch Größeres sehen als das. 51 Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn.