Heute habe ich in den Radionachrichten gehört, dass endlich ein Gesetz zum autonomen Fahren auf den Weg gebracht werden soll. Ich muss etwas Schmunzeln. Denn bisher war ich der Meinung, dass ich immer autonom, also selbstbestimmt mein Auto durch den Verkehr steuern würde. Aber klar! Es geht ja nicht um mich, sondern um das Auto. Ich gebe meinem Fahrzeug sozusagen die Vollmacht, mein Ziel selbst zu finden. Ich muss nur das Ziel vorgeben. Dann werde ich bequem dorthin gebracht und kann die Zeit anders nutzen.
Für konservative Gemüter ist das nichts. Man gibt die Kontrolle ab. Man vertraut einer Maschine, die besten Entscheidungen für einen zu treffen. Hm! Andere warten schon begeistert und sehen den Nutzen der neuen Technologie. “Was eine Zeitersparnis!” singen sie schon begeistert und weiter: “Endlich ist mein Auto wirklich autonom. Ein Auto eben. Nichts kann mich mehr ablenken. Ich kann mich sicher dem autonomen Auto anvertrauen. Oder besser – alles kann mich jetzt ablenken. Denn ich werde ja ganz autonom ans Ziel geführt.”
Jesus gibt seinen Nachfolgern auch einen ganz Teil Autonomie, als er sie aussendet, um die Gute Nachricht von der Herrschaft Gottes bekannt zu machen. Er nennt es nur anders.
“Jesus gab ihnen Kraft und Vollmacht.”
So nach Lukas, Kapitel 9, Vers 1 aus der BasisBibel, Version 2012.
Jesus gibt ihnen das Ziel und erklärt ihnen den Zweck ihres Auftrags. Orte gibt er ihnen nicht vor. Da haben sie volle Freiheit, Autonomie. Worum es geht, ist die Gute Nachricht, das Evangelium von der Herrschaft Gottes.
Als Zweites hilft Jesus seinen Nachfolgern sich in ihrer Autonomie nicht ablenken zu lassen. Frei übersetzt sagt er zu ihnen:
“Nehmt nicht zu viel unnötiges Zeug mit euch. Freut euch dazu über freundliche Aufnahme und belastet euch nicht mit Ablehnung.”
Jesus beeindruckt mich, muss ich ehrlich sagen. Er programmiert seine Nachfolger nicht wie willenlose Maschinen, die nur auf einen konkreten Befehl warten und dann mathematische Formeln durchrechnen, wie man am besten ans Ziel kommt.
Jesus schenkt seinen Nachfolgern Vertrauen, wenn er ihnen Vollmacht gibt. Er gibt ihnen auch volle Freiheit. Sie sollen nur auf den Zweck und das Ziel ihres Auftrags achten.
Deswegen gibt er ihnen diese wichtigen Tipps, die sie davor bewahren sollen, sich ablenken zu lassen durch Dinge, Erlebnisse und Meinungen.
Wichtig ist es die Gute Nachricht unter die Menschen zu bringen: es geht um Befreiung von Mächten, um Behandlung Kranker, um die Verkündigung der Herrschaft Gottes, um Heilung.
Wir gehören nicht zu den 12 Aposteln, zu denen Jesus hier spricht. Wir gehören auch nicht zu den 70, die etwas später erwähnt und ausgesendet werden. Denn wir haben feste Wohnsitze, bleiben an einem Ort, ziehen nicht durch die Lande. Wir dürfen fröhlich und guten Gewissens hier an unserem Ort leben, Gemeinschaft erleben und Gemeinde bauen.
Auch Dir und mir hat Jesus die volle Freiheit gegeben unser Leben zu gestalten. Was mir und Dir jedoch auch gilt, ist die Gute Nachricht von der Herrschaft Gottes. Dieses Evangelium soll auch in unserem Leben wirksam werden und dann auch in dem unserer Mitmenschen. Auch wir, Du und ich, wir und sie, dürfen Befreiung erleben, Heilung, dürfen uns gegenseitig behandeln. Warum sollten wir uns die Gute Nachricht vorenthalten und sie unseren Mitmenschen verschweigen?
Lassen wir uns also nicht ablenken von so vielen Dingen, Aufgaben, Erfahrungen und Erlebnissen, unseren eigenen Vorstellungen und denen anderer.
Wagen wir doch mal wieder einen Blick auf Jesus! Schenken wir ihm Gehör! …und dann haben wir doch den Mut, die Autonomie auszuleben, die Jesus uns gibt. Es geht nicht um unsere Kraft, sondern die Vollmacht und Kraft von Jesus.
Die 12 damals, und dann die 70, sind darauf eingegangen und haben erlebt, dass es funktioniert, was Jesus sagt. Es klappt einfach, weil sie seinen Leitlinien folgen. Sie haben es einfach gewagt; und dann ist es passiert. Mehr nicht: alles Vertrauenssache.
“Jesus rief die Zwölf zusammen. Er gab ihnen Kraft und Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und Krankheiten zu heilen. * Und er sandte sie aus, um das Reich Gottes zu verkünden und die Kranken gesund zu machen. * Er sagte zu ihnen: »Nehmt nichts mit auf den Weg: keinen Wanderstock, keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und auch kein Untergewand. * Wenn ihr in einem Haus aufgenommen werdet, bleibt dort und zieht von dort aus weiter. * Wenn euch die Leute nicht aufnehmen: Verlasst die Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. Dadurch sollen die Leute erkennen, dass ihr Verhalten Folgen haben wird.« * Da zogen die Jünger los und wanderten von Dorf zu Dorf. Überall verkündeten sie die Gute Nachricht und heilten die Kranken.”
(Lukas 9,1–6 nach der BasisBibel 2012)