Niemand Besonderes

(Gedanken zu Elia und 1.Könige 17 bis 2.Könige 2 und Jakobus 5,17)

Niemand will ein Niemand sein. Aber die meisten wohl auch niemand Besonderes, auf den oder die alle ständig schauen. Wir wollen wohl alle einfach nur beachtet sein und Beachtung finden. Vielleicht liegt es daran, dass uns die sogenannten Glaubenshelden in der Bibel so fern vorkommen. Sie sollen Vorbilder sein, scheinen aber immer so weit von unseren Möglichkeiten entfernt. Da kommt es einem schon seltsam vor, wenn wir im Brief von Jakobus über den Propheten Elia, auch oft Mann Gottes genannt, lesen:

Elia war auch nur ein Mensch wie wir.

Jakobus 5,17 nach der Übersetzung Gute Nachricht

In der Übersetzung Martin Luthers lesen wir sogar etwas prägnanter „schwacher Mensch“. Gemeint ist damit, dass er von den Umständen, in denen er lebte, nicht unbeeindruckt blieb. Wenn wir im ersten und zweiten Buch der Könige von ihm lesen, wirkt er manchmal schroff, vielleicht auch unbeholfen. Er litt Hunger während der dreieinhalb Jahre Dürre, welche die Region heimsuchte. Er war zwar kein labiler Mensch, kannte aber wie jeder andere auch emotionale Hochs und Tiefs. Es gab Zeiten, in denen er hochmotiviert war und andere in denen er ganz unten am Boden lag. Er wollte doch nur Gott gehorchen, und wurde doch nicht selten missverstanden. Es gab nicht wenige andere Männer Gottes in den Zeiten der Verfolgung. Doch er selbst meinte, er wäre allein übrig geblieben.

Was ihn in dem allen zu einem der größten Vorbilder der Bibel macht ist etwas ganz simples: er bleibt im Gespräch mit Gott. Genau das ist das allerwichtigste in seinem Leben. Jakobus drückt es doppelt aus: „Elia betete ein Gebet.“ Das bedeutet nicht, dass es nur ein Gebet war, sondern, dass es ihm das Gespräch mit Gott wichtig war.

In diesem Gespräch merkt er, wie Gott ihn begleitete und ihm Hilfe zukommen ließ. Im Gegenüber mit Gott erkennt er auch, wie Gott ihm Aufträge gibt und zeigt, was er machen soll. Er schaut von sich auf Gott, auch sich und wieder zu Gott. Das ist es dann auch, was ihn zu der Frage bringt, die er seinen Mitmenschen stellt, die Gott für ihre Zwecke und zu ihrem Vorteil benutzen. ‚Funktioniert‘ Gott nicht, wendet man sich zu einem anderen. Ihr eigener König und seine Frau machten es ja vor. Sie waren in religiöser Hinsicht ganz tolerant und führten Gottheiten namens Baal und Aschera ein. Es ist ja immer gut Alternativen zu haben, sozusagen einen Plan B oder sogar C. Elia macht das ganz verrückt und fragt sehr bildhaft:

Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach, ist’s aber Baal, so wandelt ihm nach. 

Und das Volk antwortete ihm nichts.

1.Könige 18,21 nach der Übersetzung Martin Luthers

Wie lange wollt ihr auf zwei Hochzeiten tanzen?

1.Könige 18,21, angelehnt an ein bekanntes Sprichwort, nach der Übersetzung Hoffnung für alle

Es ist gut, wenn wir uns diese Frage immer wieder und immer wieder neu stellen und das Gespräch mit Gott suchen. Schweigen gilt nicht. Unser Gott ist ein Gott des Gesprächs, der Zwiesprache und der Begegnung. Er ist in unserem Alltag genauso präsent wie zu Zeiten Elias.

Wir sind nicht Elia. Vielleicht sind wir sogar noch etwas mehr. Uns ist Jesus Christus, der Sohn Gottes erschienen. Jesus, das Wort Gottes; Gott, der in unser Leben hineinspricht. In ihm kommt uns Gott entgegen um uns wieder daran zu erinnern, dass er der Befreier ist. Er will mitten in unserem Alltag an uns handeln, uns aufrichten, uns wach machen, erfrischen, einen neuen Blick auf die Realitäten geben. Wir sind nicht allein! Damit wir das merken, hilft uns Elia als Beispiel. Er nahm sich Zeit im Gespräch mit Gott. Machen wir es ihm doch einfach nach! Vor allem, weil Gott uns durch Jesus gezeigt hat, dass wir keine Niemands sind, sondern ganz besonders in seinen Augen. Was wollen wir mehr?!