
› Hallo und herzlich Willkommen! Hier wieder Lars-Uwe Jung, Pastor der Landeskirchlichen Gemeinschaften in Aschersleben (Geschwister-Scholl-Straße 14) und Hettstedt (Hadebornstraße 12 gleich links vom Saigertor).
Haben Sie sich schon mal geschämt? Eher passiert das ja Kindern, manchmal aber auch uns Erwachsenen. Da ist einem was rausgerutscht, so eine dumme Bemerkung, und man möchte fast im Boden versinken. Da steht man einem Menschen gegenüber, den man wirklich schätzt; und man kommt plötzlich nicht auf den Namen. Wie peinlich. Meist sind das nur kurzlebige Situationen. Anderes passiert immer wieder.
Der Leiter einer größeren Organisation, den ich kenne, hat immer seine Stellvertreterin gebeten, sich bei Empfängen vor ihn zu stellen, um die Gäste mit Namen zu begrüßen. Sie hatte nämlich ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Mein Bekannter hörte gut zu und war dankbar den Namen gehört zu haben. So konnte er den Gast auch mit Namen begrüßen. Eigentlich ist das doch eine peinliche Sache, oder? Dieser Leiter jedoch bekannte sich zu seiner Vergesslichkeit und dazu, dass er jemand brauchte, die ihm half. Seine Stärke war dagegen, dass er die Gesichter der Menschen nie vergaß und auch nicht ihre Geschichten, Leid und Freude. Das machte ihn zu einem guten Leiter.
Was sind so Ihre Schwächen, die Sie gerne verbergen, bei der Sie am liebsten jemand vorschicken?
Manch einem ist es genauso unangenehm über seinen Glauben an Jesus zu reden oder sich einfach nur dazu zu bekennen. Religion hat ja oft den Ruf etwas für Rückständige zu sein, schlecht gebildete oder noch schlimmer Fundamentalisten, die keine Scham kennen. Wenn man dagegen den Mut hat, sich mehr damit zu beschäftigen, merkt man, dass es auch schlaue und aufgeklärte Menschen gibt, die an Jesus Christus glauben und ihm ihr Leben anvertraut haben. Das tolle ist, so finde ich zumindest, das man auch als einfacher Mensch glauben kann und darf. Ich selbst habe zwei akademische Titel, habe aber während meiner Tischlerlehre Jesus kennengelernt. Weder das eine noch das andere bereue ich, bin sogar dankbar dafür. Paulus, ein Zeltmacher und später auch studierter Mann, schrieb einen inzwischen berühmten Brief an die ersten Christen. Er ist Teil der Bibel. Da lesen wir so ziemlich am Anfang:
“Denn ich schäme mich nicht für die Gute Nachricht. Sie ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt – an erster Stelle die Juden, dann auch die Griechen.”
(Römer 1,16 nach der Übersetzung der BasisBibel)
Paulus findet, dass die Nachricht von Jesus Christus, die Botschaft, die den christlichen Glauben ausmacht, so gut ist, ja so unglaublich gut, so wunderbar, dass sie raus in die Welt muss. Jesus war ja Jude. Seine Botschaft galt aber der ganzen Welt. Juden galten damals eher als bodenständig und konservativ, Griechen waren der Inbegriff von gute Bildung und Benehmen. Paulus selbst war Jude, hatte aber auch eine griechische Bildung genossen. Er ist jetzt der Meinung, dass der Glaube an Jesus Christus alle Menschen bereichert. Sie grenzt nicht aus. Sie lädt ein. Sie überwindet alle Vorurteile und kann alle Zweifel durchdringen, ehrliche und oberflächliche.
Paulus weigert sich, sich dafür zu schämen. Die Nachricht ist einfach zu gut.
Mit dieser Nachricht möchte ich mich bei Ihnen verabschieden. Meine Frau und ich planen, in den Nordosten Brasiliens zu gehen, um dort Familien mit geistig und körperlich schwerstbehinderten Angehörigen zu begleiten. Daneben wollen wir Gemeindeleiter ausbilden und motivieren, sich auch um die Schwachen zu kümmern. Die Gute Nachricht von Jesus Christus ist einfach für alle da. Er hat sich nicht geschämt, zu den Schwachen zu gehen und sich auch nicht vor den Starken gescheut. Er hat Schlaue hinterfragt und Benachteiligte getröstet. Meine Frau und ich wollen von ihm lernen und auch von Paulus.
Lassen Sie sich auch hier einladen, Scham, Scheu, Vorbehalte und Vorurteile zu überwinden. Denn dieser Jesus bringt Kraft in unser Leben, Ehrlichkeit zu uns, unsere Stärken und Schwächen zu ihm zu bringen. Es ist immer gut, jemand neben sich stehen zu haben, der einem hilft. Deswegen schäme ich mich auch nicht für meinen Glauben an Jesus.
› Auf Wiederhören und auf ein Neues ein andermal. Ihr Lars-Uwe Jung von den Landeskirchlichen Gemeinschaften in Aschersleben und Hettstedt.