Wer kennt noch das Spiel Reise nach Jerusalem? Die Musik spielt, und alle Teilnehmer, ob jung oder alt ist egal, laufen tanzend um die vorhanden Stühle, mal langsam, mal schnell, wie es sich so läuft. Hört die Musik plötzlich auf, ist das die Aufforderung sich schnell zu setzen. Das Dumme ist nur, dass es einen Stuhl weniger gibt, als Teilnehmer. Jede Runde wird ein Stuhl weggenommen, sodass am Schluss nur einer übrig bleibt. Auf dieser Reise nach Jerusalem gibt es viel Spaß, Musik und ein bisschen Rempelei. Ich habe es lange nicht gespielt. Aber Spaß gemacht, hat es mir doch immer, selbst, wenn ich nicht gewonnen habe.
Wie wir in Lukas, Kapitel 9, Vers 51 lesen, war Jesus auch auf einer Reise nach Jerusalem.
“Es geschah aber, als die Zeit erfüllt war und die Tage, da er in den Himmel aufgenommen werden sollte, gekommen waren, dass er den festen Entschluss fasste, nach Jerusalem zu ziehen.”
(nach der Zürcher Bibelübersetzung von 2007)
Fünfmal erwähnt Lukas das in seinem Bericht über Jesus. Er hat also mitgekriegt, dass Jesus es extrem wichtig war, nach Jerusalem zu kommen. Hier, am Ende des neunten von 24 Kapiteln, ist es soweit. Es war von Anfang an klar. Aber jetzt bekommt es eine ganz neue und entschiedene Dynamik.
Der Unterschied zum dem Gesellschaftspiel ist jedoch, dass Jesus alle mitnehmen will. Jerusalem, die Stadt Gottes, der Ort, an dem von alters her Recht gesprochen, aber auch gefeiert wird. Jerusalem, die Stadt, in der man die Gegenwart Gottes mehr als woanders spüren konnte; die Stadt der Versöhnung, des Friedens.
All das ist der Sinn dieser Stadt. Von all dem wird in den Schriften des Alten Testaments immer wieder gesprochen und gesungen. Doch diese Stadt ist auch umkämpft. Da sind Mächte, die wollen ihren Sinn & Zweck verdrehen und andere, die sich von der ganz Stadt abwenden.
Jesus wendet seinen Blick, seinen Fuß, seine Gedanken, sein Herz auf Jerusalem. Und wie schon gesagt. Er will alle mitnehmen. Deswegen zieht er durch Samarien und nicht durchs Jordantal. Das ist der Grund, aus dem er den kürzeren Weg wählt und nicht den längeren. Jesus will auch den Menschen in Samarien einen neuen Blick schenken, eine neue Perspektive. Denn sie sind es ja, die Jerusalem als Ort der Anbetung ablehnen. Ein anderes Städtchen dort wird ihn aufnehmen, wie wir im vierten Kapitel des Johannesevangeliums lesen dürfen.
Schließlich kommt Jesus in Jerusalem an und erfüllt den letzten und tiefsten Sinn dieser Stadt. Dort spricht er am Kreuz Recht und vergibt die Schuld aller, die auf ihn schauen. Dort zerbricht er die Macht des Todes und der Sünde und steht auf aus dem Tod. Dort sendet er auch das erste Mal den Heiligen Geist des Vaters vom Himmel auf die, die darauf warten.
Dann erfüllt sich, was Lukas in seiner Geschichte der ersten Kirche berichtet:
“Ihr werdet aber Kraft empfangen, wenn der heilige Geist über euch kommt, und ihr werdet meine Zeugen sein, in Jerusalem, in ganz Judäa, in Samaria und bis an die Enden der Erde.”
(Apostelgeschichte 1,8 nach der Zürcher Bibelübersetzung von 2007)
Ja stimmt! Es geht zurück nach Samarien und darüber hinaus. Jetzt heißt das Spiel Reise von Jerusalem. Und es werden immer mehr Stühle dazu gestellt. Wir dürfen laufen, tanzen, lachen und versöhnt gegenseitig die Stühle zuschieben. Das ist der Sinn.