
Wie toll ist es doch, dass wir schmecken, sehen und hören können, oder? Jeder Brillenträger ist dankbar für sein Nasenfahrrad, wie es manche spaßeshalber nennen. Und wie gut ist es, dass es Hörgeräte gibt. Aber was mache ich, wenn der Geschmackssinn verloren geht? Ein guter Freund von mir hat ihn bei einem Arbeitsunfall verloren und so einige Menschen auch während ihrer COVID-Infektion. In vielen Fällen kann man dieses Sinn Gott sei Dank wieder antrainieren. Während unserer Zeit in Brasilien, lernten meine Frau und ich auch eine Familie kennen, in der die inzwischen erwachsene Tochter von Geburt an weder sehen noch hören konnte. Trotz dieser starken Begrenzungen machte sie sich gerne im Haushalt behilflich und durch Gesten oder Laute bemerkbar.
Wie wichtig und wie schön ist es doch, dass wir mit Sinnen ausgestattet sind, und das ein verloren gegangener oder nie vorhandener Sinn durch andere ersetzt werden kann, die sich um so stärker ausprägen. Nein, ersetzen können einzelne Sinne die anderen nicht. Aber Gott hat uns so geschaffen, dass sie sich ergänzen und immer wieder eine Balance herstellen können. Wie schlimm ist es doch, wenn sogar diese Balance verloren geht, wenn das denn überhaupt möglich ist.
Johannes, einem der engsten Vertrauten von Jesus, ist aufgefallen, dass Jesus diese Balance immer wieder anspricht. Deswegen thematisiert er diese Sinnes-Balance immer wieder in seinem Evangelium. Dabei nimmt er diese natürliche Sinnes-Balance aus unserem Leben auf und nimmt sie als Beispiel für unsere Beziehung zu Gott.
Da sagt Jesus zum Beispiel:
“Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.”
(Johannes 6,35)
und ein anderes Mal:
“Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben.”
(Johannes 8,12)
und dann:
“Ich bin der gute Hirte. … Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.”
(Johannes 10,11 und 27-28)
Da ist es, das Schmecken, Sehen und Hören. Wer beginnt, sich auf Jesus einzulassen, beginnt auch, etwas von Gott zu spüren. Jesus nennt Gott Vater und macht das auch sehr deutlich:
“Ich und der Vater sind eins.” und: “niemand wird sie aus meiner Hand reißen [die sich ganz auf mich einlassen]”
(Johannes 10,30)
Als ob das noch nicht genug wäre, bietet er uns eine ganz neue Qualität des Lebens an. Unser Alltag bekommt eine neue Dimension.
Wenn wir auf Jesus schauen, lernen wir unseren Lebensalltag neu zu gestalten. Dabei geht es nicht darum zu entscheiden, wann wir aufstehen oder ins Bett gehen, was wir einkaufen oder welche Aufgaben wir erfüllen. Es geht darum, dass wir uns nach den Werten richten, die Jesus uns vorstellt. Wir verschließen also nicht unsere Augen vor Gott, sondern halten sie offen.
Wenn wir zuhören, wenn Jesus zu uns spricht, geht es nicht um akustische Signale oder Zeitvertreib. Hören hat in der Sprache von Jesus unlösbar etwas mit gehorchen zu tun. Dabei fordert er keinen Kadavergehorsam kein blindes Hören. Es geht darum, dass der, der die Welt geschaffen hat am Besten weiß, was uns gut tut. Er hält uns nichts vor. Er will vielmehr, dass wir das Leben voll ausschöpfen. Beim Jesus Gehorchen geht nicht ums Verbieten und Eingrenzen, sondern um die aktive und kreative Gestaltung unseres Lebens.
Wenn Jesus dann noch sagt, dass wir ihn essen sollen, wie ein Brot. Dann meint er damit, dass es unheimlich Kraft und Energie gibt, wenn wir ihm vertrauen. Aber wir müssen uns auf ihn einlassen, wie man Brot kauen muss. Schluck also es nicht einfach runter, was Du in der Bibel liest. Kau es durch, lass Dich auf alle Geschmacksnoten ein. Wenn Dir der Geschmack verloren gegangen ist, kau trotzdem. Es wird Dich stärken; und je mehr Du isst, desto eher wirst Du diesen Sinn wieder bekommen.
Wenn Du Jesus nicht oder nicht mehr hören kannst, dann frage Dich doch mal, ob Du ihm auch gehorchen willst. Das ist eine Grundeinstellung, eine grundsätzliche Haltung. Hab den Mut, Dir was sagen zu lassen. Dann wirst Du ihn immer besser verstehen. Wenn Du Jesus nicht sehen kannst in all dem Durcheinander der Welt und Deiner persönlichen Lebensumstände. Dann taste Dich vor zu ihm, übe die anderen Sinne, die Dir Gott geschenkt hat. Du darfst Dir sicher sein, dass er Dir dann nicht aus dem Weg geht. Du kannst felsenfest davon überzeugt sein, dass er Dich sieht, hört und sich bemerkbar machen wird. Wenn Du immer noch fragst: “Aber wie?” Nun, er hat es eben getan. Lass Dich auf ihn ein. Dann wird Dein Leben sinn-voll, voller Sinn, voller Sinneseindrücke, die Dir Jesus gibt.