In der letzten Woche habe ich vom höchsten Berg Norddeutschlands gesprochen, dem Brocken. Der hat etwas gemein mit allen Bergen, selbst mit dem noch nördlicher liegenden Wilseder Berg. Habt Ihr schon mal von ihm gehört? Er liegt im eigentlichen Norddeutschland, dem platten Land, wie man so schön sagt. Er ist beachtliche 139 Meter hoch. „Beachtlich? Du machst Scherze, oder?” Das denkt Ihr jetzt vielleicht. Viele spotten wirklich über diesen hintergründig ironischen Stolz der Menschen, die um diesen Berg herum wohnen. Sie wissen natürlich, dass sie es mit dem Brocken nicht aufnehmen können, der Brocken aber auch nicht mit der Zugspitze und diese nicht mit dem Mont Blanc und der wiederum nicht mit dem Mount Everest, dem König aller Berge auf unserem Erdenrund.
Was aber allen Bergen gleich ist, ist die Aussicht, die man von ihnen bei gutem Wetter hat. Denn der schönste Berg hat nichts zu bieten, wenn man ihn nicht sehen kann oder, wenn man oben auf dem Gipfel steht, nicht das Umland bewundern kann. Ein kleiner, leichter Nebelschleier kann einem also die ganze schone Aussicht rauben egal, ob man unten oder oben steht.
Der Prophet Jesaja spricht im 25sten Kapitel seines Buchs auch von einem Berg. Er und seine Kollegen in den anderen Büchern der Bibel sind auch immer wieder und je länger, desto mehr von genau diesem Berg fasziniert. Er ist eher unscheinbar, wenn man ihn mit anderen vergleicht. Andere Berge machen sich sogar über ihn lustig, so lesen wir immer wieder. Aber genau auf diesem und keinem anderen Berg wird etwas unvergleichliches geschehen, so schreiben Jesaja und seine Kollegen vor und nach ihm. Es ist der Berg Zion, der Berg, auf dem die Stadt Jerusalem steht und der Tempel des Gottes Israels. Da sieht Jesaja folgendes:
“ In Jerusalem wird der HERR, der Allmächtige, ein großes Fest für alle Völker ausrichten. Es wird köstliches Essen geben, fette Speisen und leckeren Wein, Markspeisen und erlesene Weine. * Er wird dann auf diesem Berg die Binde, die das Gesicht aller Völker verhüllte, abnehmen und die Decke, die über den Völkern ausgebreitet war, wegziehen. * Den Tod wird er für immer beseitigen. Gott, der HERR, wird die Tränen von allen Gesichtern abwischen und die Schande, die seinem Volk angetan wurde, überall auf der Erde wegnehmen. Dies hat der HERR ja versprochen! * Dann wird das Volk sagen: »Dies ist unser Gott! Auf ihn haben wir gewartet und er hat uns gerettet. Dies ist der HERR, auf den wir unsere Hoffnung gesetzt haben. Wir wollen uns freuen und jubeln, weil er uns rettet!«”
(Jesaja 25,6–9 nach der Neues Leben Bibelübersetzung )
Heute schauen wir zurück auf diesen Berg und merken, dass Vieles schon geschehen ist, von dem wir bei Jesaja lesen, aber noch nicht alles. Dort in Jerusalem wurde Jesus verurteilt. Dort, vor den Stadtmauern wurde er gekreuzigt und begraben. Dort überwand Jesus den Tod und stand aus dem Tod auf, Besiegte den größten Feind des Menschen. Von dieser Stadt redete Jesus auch immer wieder und kündigte ein großes Fest an, zu dem alle Völker eingeladen sind. Er trauert aber auch über die Bewohner dieser Stadt Gottes, die all das nicht wissen wollen, nicht merken, was mit dem Kommen von Jesus beginnt, nicht sehen, was da passiert. Der große Missionar Paulus drückt das so aus:
“Doch die Gedanken der Menschen wurden verfinstert, und bis auf den heutigen Tag liegt ein Schleier über ihrem Denken. … Dieser Schleier kann nur durch den Glauben an Christus aufgehoben werden. … Doch wenn sich jemand dem Herrn zuwendet, wird der Schleier weggenommen.”
(2. Korinther 3,14 und 16 nach der Neues Leben Bibelübersetzung)
Da liegt ein Schleier über vielen Menschen. Sie verstehen nicht, was da auf diesem Berg Zion, in dieser Stadt Jerusalem, passiert ist und noch geschehen wird. Der Berg ist vernebelt, die Botschaft unverständlich. Jesaja hat jedoch Hoffnung. Denn es wird der Tag kommen, wo Gott diese Nebelwand wegschieben wird. Der Vorhang öffnet sich, und alle sind eingeladen mit auf die Bühne zu kommen und an einem großen Festmahl teilzunehmen, sich zu freuen, zu jubeln. Plötzlich verstehen sie, was da alles passiert ist und werden mit Dankbarkeit erfüllt.
Müssen wir denn bis dahin warten? Ich glaube, ein bisschen schon. Aber das meiste und entscheidendste dürfen wir jetzt schon erkennen. Der Tod ist besiegt. Jesus ist Sieger, das kleine Baby in der Krippe, der leidende Mann am Kreuz. Gott überrascht uns immer wieder und will uns schon jetzt mit Freude erfüllen. Wir müssen ihm nur auf seinen Berg folgen, nicht dem Berg anderer, sondern diesem unscheinbaren. Das machen wir im Glauben. Wir vertrauen darauf, dass der Weg mit dem Blick auf Jesus der richtige ist. Wir lassen uns nicht ablenken. Wir bitten ihn aber, dass er uns den Schleier von den Augen wegnimmt, immer wieder neu, wenn er sich vor unseren Blick hängt. Das wird er tun. Daran erinnert uns Weihnachten. Lasst uns den Weg dahin feiern, den Adventsweg zu dem, der da kommt: Jesus!