Zwischen den Stühlen

Wer sitzt schon gerne zwischen den Stühlen? Das ist fast immer eine unangenehme Situation. Man findet sich in einem Interessenkonflikt zwischen zwei Parteien. Vielleicht ist man auch mit beiden befreundet. Doch weder der eine noch der oder die andere will das akzeptieren. 

Entweder ich oder der da, die da!” 

oder

Wenn Du Freund von dem bist, kannst Du nicht meiner sein.

Eigentlich hört sich das kindisch an. Es erinnert mich an die Schulzeit. Glücklicherweise wurde ich aber nie vor diese Entscheidung gestellt. Aber nein – ich denke nach. Habe ich nicht doch das eine oder andere Mal einen Freund im Stich gelassen? 

In so einer ähnlichen Situation findet sich Gottes Volk im achten Jahrhundert vor Christus. So lesen wir es im zweiten Buch der Könige, in den Kapiteln 16 bis 19 und darüber hinaus. Eingekeilt zwischen den Großmächten Ägypten im Süden und Assyrien im Norden wird das verheißene Land von fremden Heerscharen durchzogen und in Mitleidenschaft gezogen. Es stellt sich die die Frage, zu wem man sich stellt – Ägypten oder Assyrien? Das abgespaltene Nordreich Samarien fällt in de Hände der Assyrier.

Was nun, Juda, du Reich im Süden? Was nun, Jerusalem?

Die Autoren des zweiten Buchs der Könige beschreiben diese Situation ungeheuren Drucks, der auf den Entscheidungsträgern lastet. Aber sie sprengen das Bild der zwei Stühle. Denn sie beobachten, wie Hiskia, der König von Juda, sich weigert um Freundschaft zu betteln. Ja, er zahlt Lösegeld an Assyrien. Aber er lässt sich nicht vereinnahmen. Gegen den lauten Spott der Mächtigen schreit er um so mehr zum HERRN, zum Gott, der sein Volk vor langer Zeit aus Ägypten befreit hatte. Sollte er es nicht auch diesmal können in einer anderen Zeit. Sollte er nicht auch die drohende Hand der Assyrer zerschlagen können? 

Genau das ist der Unterschied zu den Entscheidungsträgern des gefallenen Nordreichs Samarien. Hiskia, König des Südreichs Juda, entscheidet sich für den HERRN, den Erlöser. 

Was Gott damals woanders tat, kann er auch heute und hier tun. 

Wie gut, dass da Menschen an seiner Seite stehen, genauso wie er zwischen den Stühlen Ägyptens und Assyriens. Da ist nicht nur der Prophet Jesaja. Da sind auch andere. 

Die Gemeinde des Erlösers nimmt die Stühle links und rechts wahr, entscheidet sich aber vor den Thron Gottes zu treten. 

Sollte das heute anders sein als damals? Wer sind heute Äygpten und Assyrien? Sind es zwei alte Freunde, die in Streit geraten sind? Sind es vielleicht ganz aktuell die so entgegengesetzten Meinungen zur Pandemie? Ist es die bevorstehende Wahl? Oder ist es Familie, sind es Freunde, Kollegen … ? 

Oft können wir uns Spannungen nicht entziehen. Manchmal bringen sie uns an den Rand unserer Kräfte. Doch gerade an diesem Rand und auch schon viel früher in der Mitte unseres Lebens haben wir die Wahl vor unseren Erlöser zu treten. 

Die Gute Nachricht von Jesus ist nicht die des Untergangs, sondern die der Befreiung, der Erlösung, des Friedens. Die Gute Nachricht von Jesus beinhaltet all das, was unsere menschliche Vernunft übersteigt. Denn diese Gute Nachricht von Jesus ist größer, ist schöner, ist besser als alles, was wir uns vorstellen können. Diese Gute Nachricht von Jesus sprengt unsere Vorstellungen und öffnet uns den Blick auf den Thron Gottes. 

“Jesus Christus tritt für uns ein, daher dürfen wir voller Zuversicht und ohne Angst vor Gottes Thron kommen. Gott wird uns seine Barmherzigkeit und Gnade zuwenden, wenn wir seine Hilfe brauchen.

(Hebräer 4,16 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)

Lasst uns deswegen zu den Stühlen rechts oder links sagen: 

Ihr Lieben, ich meinen Platz gefunden. Kommt doch mit. Da ist reichlich Platz für uns alle. Ich aber habe meine Entscheidung getroffen.

Machen wir es also wie Hiskia, wie Jesaja, wie die hebräischen Christen damals. Wir kennen ihre Namen nicht und den nicht, der ihnen den Brief mit diesen Worten geschrieben hat. Aber gelten tut es auch für uns. Wie gut! Und stell Dir dann vor, die beiden auf den anderen Stühlen kommen auch runter und suchen den Thron Gottes. Das wäre doch was, oder?!