1001 Gründe Gott zu danken

Predigtmanuskript

In der letzten Woche habe ich über Psalm 146 und 1000 Gründe Gott zu danken gepredigt. Letztendlich sind dabei nur drei Dinge übrig geblieben: Gott selbst kennenlernen zum einen und zum anderen sehen zu lernen, was er tut. Untrennbar verwoben mit beidem die Sehnsucht und Faszination Gott mehr kennenzulernen. 

Heute werde ich etwas zu Psalm 103 und 1001 Gründe Gott zu danken sagen. Dabei bleibe ich aber bei auch nur bei vier Dingen stecken, im Grunde genommen aber nur einer, der alles zusammenfasst: 

Du darfst vor Gott voll Dankbarkeit schwach werden.

Was vor Menschen nicht erlaubt ist. Was Menschen missbrauchen oder falsch verstehen; das kommt bei Gott gut an. Und wenn ich das wage, nämlich schwach vor ihm zu werden, mich für ihn zu öffnen, werde ich erfüllt von ihm, reich beschenkt, gestärkt und unheimlich dankbar. Genau dann muss ich mich und meine Schwachheit vor anderen nicht mehr verstecken. Genau dann kann ich sie einladen auch zu Gott zu kommen und sich ihm zu öffnen. 

Verstehst Du das? Du fliehst also nicht vor Deiner Schwachheit in dem Du sie verleugnest. Und genauso wenig prescht Du vor um sie als Ausrede zu nehmen. 

Schauen wir mal, wie David das erlebt und uns vorsingt. Hier nur der Anfang und das Ende von Psalm 103, wo alles andere gut zusammengefasst wird.

1 Von David. 

Preise den Herrn, meine Seele, ja, alles in mir lobe seinen heiligen Namen! 

2 Preise den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! 

3 Er vergibt dir all deine Schuld und heilt alle deine Krankheiten. 

4 Er rettet dich mitten aus Todesgefahr, krönt dich mit Güte und Erbarmen. 

5 Er gibt dir in deinem Leben viel Gutes – überreich bist du beschenkt! 

Wie sich bei einem Adler das Gefieder erneuert, so bekommst du immer wieder jugendliche Kraft.

...

19 Der Herr hat im Himmel seinen Thron errichtet, und seine Königsherrschaft umschließt das All. 

20 Preist den Herrn, ihr seine starken und gewaltigen Engel, die ihr sein Wort ausführt und seiner Stimme gehorcht, sobald er spricht. 

21 Preist den Herrn, ihr alle, die ihr zu seinem himmlischen Heer gehört, ihr seine Diener, die ihr ausführt, woran er Freude hat. 

22 Preist den Herrn, ihr alle seine Werke, an allen Orten, über die sich seine Herrschaft erstreckt! 

Ja, preise den Herrn, meine Seele!

(Psalm 103 nach der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel von 2013)

David wird schwach vor Gott

David lädt uns ein Vertrauen zu fassen und uns Gott ganz anzuvertrauen. Sechsmal fordert er uns und andere dazu auf ihn zu loben. Preise den Herrn, preise den Herrn, preise den Herrn, preise den Herrn, preise den Herrn, preise den Herrn! Einmal für jeden Tag der Woche und am siebten wirfst Du Dich ihm in die Arme - und Du wirst erneuert.Dabei spart er die Stärksten nicht aus. Auch sie sollen und dürfen sich für Gott öffnen und sich beschenken lassen. 

Wörtlich steht da: “Gib Dich Gott ganz hin.” oder etwas direkter: “Knie vor Gott nieder.” “Preise, lobe den Herrn!” David meint damit keine selbstverleugnende Unterwürfigkeit. Er ist viel mehr mit Bewunderung für Gott erfüllt. Eigentlich ist er sprachlos, dass Gott nicht so handelt, wie er es erwartet hatte. Und diesen Raum der Sprachlosigkeit füllt er mit Bewunderung, Lobpreis und wirft sich Gott zu Füßen und dann in die Arme. 

All das steckt da drin, wenn er uns auffordert Gott zu loben, zu preisen. Er spürt Gottes Barmherzigkeit, seine Gnade, Güte, Zuwendung. Das ist es, was ihn so verwundert. Das ist es, was seine Beine zittern lässt. Vor Gott wird er schwach, als er merkt, wie er sich ihm zuwendet. 

Er verliert die Kraft weiter auf eigenen Beinen stehen zu können. Das Ziel seines Lebens: Unabhängigkeit von Eltern und Familie, vor allem den älteren Brüdern (David war ja der jüngste); das verliert in der Bewunderung Gottes seinen Stellenwert. 1001 Gründe Gott zu danken.

David lässt sich in die Arme Gottes fallen und spürt seine Güte, Freundlichkeit, Gnade und Barmherzigkeit um so mehr. Das ist es, was die Begegnung mit Gott mit ihm macht. Das ist dasselbe, was auch vielen anderen passiert, von denen wir in der Bibel lesen. Das ist dasselbe, was wir vielleicht auch von anderen Menschen gehört haben, die wir kennen oder von denen wir erzählt bekommen haben oder von denen wir gelesen haben. Sie wurden von Gottes Freundlichkeit überwältigt. Gott fordert von ihnen nicht, auf den eigenen Beinen stehen zu müssen. Er sagt: “Stütz Dich auf mich!

Das ist vielleicht auch das was Du Dir wünschst oder schon erlebt hast. 

Auf diesem Weg werden Beziehungen geheilt.

David singt hier zweimal von Gottes Barmherzigkeit und Gnade oder von Güte und Erbarmen. In Vers 8: Gott ist barmherzig und gnädig; und in Vers 4: Gott krönt dich mit Güte und Erbarmen. 

Vor zweieinhalb Jahren habe ich mir beim Hören einer Predigt eine Notiz in der Bibel gemacht. Sabine Kalthof, seit Jahrzehnten in der Schüler- und Studentenarbeit unterwegs, sagte da in ihrer Predigt:

Gott krönt uns nicht mit Reichtum und Ehre, sondern mit Gnade und Barmherzigkeit, nämlich das, was wir am meisten brauchen. 

(Sabine Kalthoff, 2019)

Gott gibt uns das, was wir am meisten brauchen, nämlich das, was Beziehungen erst möglich macht: freundliche Zuwendung. 

Er kommt nicht mit Ehre und Reichtum. Er möchte nicht, dass wir auf andere herab schauen. Er schaut auch nicht lässig auf uns herab. Er kommt nicht überheblich, sondern freundlich. Er kommt und beschenkt uns mit sich selbst. 

Der Dir alle Deine Sünde vergibt.” “Der alles überwindet, was Dich von ihm trennt.” Gott macht kein schlechten Gewissen. Er erlöst davon. Er verbindet.

Es ist einer der größten Irrtümer über den christlichen Glauben zu denken, er wolle uns klein halten und schlecht machen. Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind klein. Aber Gott macht uns groß. Wir sind schwach. Und Gott macht uns stark. 

Ja, wir sind Sünder! Vollkommen richtig! Bei Gott geht es aber nicht darum uns damit runterzumachen. Es geht ihm darum, uns davon zu erlösen. Deswegen die ganzen Opfergesetze im Alten Testament. Immer wieder geht es um Vergebung, Versöhnung, Heilung. Immer wieder und immer wieder. Schließlich sagt Gott: “Jetzt komme ich selbst zu Dir und schicke meinen Sohn zu Dir. 

Johannes, einer der Nachfolger von Jesus fasst das so zusammen:  

“Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.”  

(Johannes 3,16 nach der Lutherbibel 2017)

Jesus kommt um zu retten und nicht zu verdammen. An uns liegt es, das anzunehmen. David spürt das schon. Wir dürfen das spüren und wissen. 

Er vergibt Dir alle Deine Schuld!” Dazu musst Du nur Deinen Stolz ablegen und es Dir und anderen erlauben schwach zu werden. Das ist echte Zuwendung. So fangen Beziehungen neu an, und so bleiben sie intakt. 1001 gründe Gott zu danken.

David wird schwach als Mensch.

Der Dir alle Deine Krankheiten heilt.” Gottes Zuwendung beschränkt sich nicht nur auf geistliche Zusammenhänge. Er kommt in das Leben, in dem wir stehen. Er kommt in unser Leben, mitten hinein. Er kommt in unsere Gesundheit und in unsere Krankheit. Er trennt nicht Körper, Seele und Geist. Er nimmt uns ganz und vollständig als Menschen, die wir sind. Er begegnet nicht nur einem Teil von uns, als ob das andere ja nicht so wichtig wäre. 1000 Gründe Gott zu danken und einen mehr dazu = 1001 Gründe.

Deswegen kommt er zu uns und wird Mensch. Deswegen kommt Jesus. Er kommt nicht als Geistwesen, sondern nimmt Fleisch und Blut an. Und genau auf diese Weise begegnet er uns. 

Lange nach David, aber auch lange vor Jesus, merkt das ein Mensch, der sich Gott ganz anvertraut hat in seiner Schwäche, der Prophet Jesaja. Er schreibt auch Lieder, Lieder über den, der kommen wird: 

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. 5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

(Jesaja 53,4-5 nach der Lutherbibel 2017)

Die ersten Christen erkennen in diesen Worten Jesus, den Sohn Gottes, den Knecht Gottes, der uns dient, weil er uns liebt, wie der Vater. Er kommt als Mensch und begegnet Dir als Menschen, der Du bist. “Er trägt Deine Krankheit. Vertrau Dich ihm an, so wie Du bist, in Deiner Bedürftigkeit. Gib nicht mit Deinen Gaben an, sondern komm in Deiner Bedürftigkeit zu ihm.

David lädt uns ein schwach zu werden, Dich und mich.

Preise den Herrn, meine Seele!” David spricht zu sich selbst, zu seinen Wünschen, Bedürfnissen, Lücken. “Preise den Herrn, meine Seele! 

Im Deutschen ist das gar nicht so schlecht übersetzt. David lädt uns ein, Gott einen hohen Preis zuzumessen. Gott ist unbezahlbar, alles, was er tut, ist soviel wert, dass es ihm niemand zurückzahlen könnte. Ja, schon eine einzige Tat, wäre unbezahlbar. 1001 Gründe Gott zu danken! “Preise den Herrn, meine Seele!” Nichts kann Gott übertreffen, seine Zuwendung, seine Barmherzigkeit, seine Güte, Gnade, Liebe, Vergebung, Erlösung. Das kannst Du nicht zurückzahlen. Dazu bist Du zu klein. Dazu hast Du zu wenig von dem, was er Dir schenken will und wird und tut und getan hat. 

Aber Du brauchst es auch nicht zurückzahlen. Du kannst es sogar anpreisen. Du kannst, Du sollst Dich von ihm füllen lassen. Deine Schatzkammer, die Dir geraubt wurde, Dein persönliches ‘Grünes Gewölbe’ - genau das will Jesus füllen. Er gibt Dir mehr, als da jemals drin war. Es geht ihm dabei nicht um die Strafe derer, die Dich beraubt haben. Es geht ihm darum, Deine Leere zu füllen. 

Du brauchst keinen Kredit bei ihm aufzunehmen. Du sollst Dich nur immer wieder von seinen Schätzen füllen lassen; und noch mehr: von ihm selbst. Denn alle Schätze und Segnungen sind nichts wert ohne den, der sie Dir gibt. 

David will das Komplettpaket. Er nimmt das Geschenk an und lässt den nicht los, der es ihm gibt. 1000 Gründe Gott zu danken plus 1 = 1001 Gründe Gott zu danken. Das ist immer ein Grund mehr, als Du Dir vorstellen kannst.

 Preise den Herrn, meine Seele! … und vergiss nicht ... 

Amen!