Predigtvideo
Predigtmanuskript
“War es auf dem Weg zum Markt? Oder war es am Waschplatz zwischen den Wassertrögen und der schmutzigen Wäsche? Oder am Abend beim Wasserholen? War es gerade beim Einschlafen oder Aufwachen? Oder als ich träumerisch aus dem Fenster schaute und an das Fest dachte? Ja genau, ich war gerade im Haus.”
Maria denkt zurück, wie es war, damals, vor vielen Jahren. Sie erinnert sich, wie es war und immer noch ist:
Gott überrascht ganz gewöhnliche Menschen
Da ist sie, das Mädchen Maria. Da ist der Zimmermann Josef. Da ist ein altes, kinderloses Ehepaar, Zacharias und Elisabeth mit Namen. Da sind Hirten auf der einen Seite und weise Sterngucker auf der andere. Ihre Namen kennen wir nicht mehr, und die, mit denen man sie ruft, wurden ihnen erst viel später gegeben. Es sind so ganz unterschiedliche Menschen, aber auch so ganz normale. Später kommen noch Simeon und Hanna dazu, zwei fromme, aber sonst unbeachtete Senioren.
Was sie alle eint ist, dass Gott mit genau ihnen etwas Besonderes vor hat. Die einen kennen wir noch mit Namen, die anderen nicht. Die einen kommen aus gebildeten Kreisen, die anderen aus dem einfachen Volk. Da sind Frauen und auch Männer, alte und junge. Raue Handwerker und feine Wissenschaftler.
Was sie eint ist, dass Gott zu jedem einzelnen spricht und sagt: “Du bist jemand ganz Besonderes. Genau Du hast mir noch gefehlt. Dich brauche ich.” Jeder, dieser gewöhnlichen Menschen bekommt eine andere Rolle. Alle erleben sie jedoch dasselbe ganz Besondere, das ihr Leben für immer verändert.
Hier ist Maria.
“Der Engel kam zu ihr und sagte: »Sei gegrüßt, Maria! Der Herr ist mit dir! Er hat dich unter allen Frauen auserwählt.«”
(Lukas 1,28 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)
Maria ist verunsichert. Was ist so besonders an ihr, dass sie so besonders begrüßt wird? Sie schrickt förmlich zusammen. Was soll das? Das Unerwartete in ihrem Alltag. Gott braucht sie. “Alles, was ich zu Weihnachten brauche, bist du!” Wenn sie gewusst hätte, wozu das alles führt, dass diese Worte der Startschuss für viele Parties werden sollte, sich die ganze Welt rot-weiß ankleidet - oder nur zum Teil - und die ganze Geschichte durcheinander bringt.
Der Engel lädt sie aber nicht zu einer Party ein. Er verspricht ihr, dem so ganz gewöhnlichen Mädchen, ein großes Geschenk, eine große Ehre: “Gott wird jemand Besonderes aus dir machen, Maria, du darfst dich freuen! Freu dich! Gott ist mit dir!”
Maria reagiert jedoch verunsichert. Ja, sie ist nicht nur überrascht. Sie erschrickt sogar. Allein, dass ein Bote zu ihr ins Haus kommt und so vornehm mit ihr redet, lässt sie zusammenzucken. Was er dann aber noch sagt, ist um so außergewöhnlicher.
“»Hab keine Angst, Maria«, redete der Engel weiter. »Gott hat dich zu etwas Besonderem auserwählt. 31 Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Jesus soll er heißen. 32 Er wird mächtig sein, und man wird ihn Sohn des Höchsten nennen. Gott, der Herr, wird ihm die Königsherrschaft seines Stammvaters David übergeben, 33 und er wird die Nachkommen von Jakob für immer regieren. Seine Herrschaft wird niemals enden.«
34 »Wie soll das geschehen?«, fragte Maria den Engel. »Ich habe ja noch nie mit einem Mann geschlafen.«
35 Der Engel antwortete ihr: »Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird sich an dir zeigen. Darum wird dieses Kind auch heilig sein und Sohn Gottes genannt werden.”
(Lukas 1,30–35 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)
Wie geht es Dir damit?
Das schlägt doch wirklich dem Fass den Boden aus. Das ist so ungewöhnlich, dass es die meisten unserer Zeitgenossen nicht glauben wollen.
Gott kommt wirklich in ganz besonderer, unerwarteter Weise in das Leben eines ganz normalen Mädchens und mit ihr in das Leben der Menschen in aller Welt. Warum sollte er das tun?! Warum sollte er etwas machen, das allen wissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht?!
Maria fragt so nicht, weil sie merkt, dass Gott ihr gerade wirklich begegnet. Sie fragt zwar nach, wie das passieren kann. Sie zweifelt sogar verunsichert an den Worten des Engels.
Aber Maria lässt sich auf das Abenteuer ein.
Sie riskiert ihren guten Ruf, der ihr so wichtig war. Sie riskiert die Hochzeit mit dem frommen und gutherzigen Zimmermann Josef. Sie riskiert ihre Zukunft. Sie riskiert ausgegrenzt zu werden. Sie riskiert noch viel mehr, nämlich auch, dass ihre eigenen Eltern verspottet werden, ihre Geschwister, ihre Familie. Im schlimmsten Fall riskiert sie gesteinigt zu werden, wenn der Zorn über Familie und Verwandte, Nachbarn und Gemeinde hereinbricht.
Warum sollte sie also dem Boten Gottes vertrauen?
Es ist also nicht das Abenteuer, das sie reizt.
Sie will sich nichts anhängen lassen. Es ist ihr total wichtig dem Boten zu sagen: “Ich bin kein leichtes Mädchen. Wage es nicht, mich von der Seite anzumachen.” So antwortet sie schüchtern, aber deutlich. Dann spürt sie aber, dass Gott selbst da zu ihr spricht und etwas Besonderes mit ihr und vielen anderen Menschen vor hat.
Dieser Gott kommt zur Maria von Nebenan. Mit ihr hat er was vor, nicht mit der Tochter des Königs Herodes des Großen, des Mäzens, des Erbauers des Tempels, des Regionalherrschers mit exzellenten Beziehungen nach Rom und kurzem Draht zum Imperator, zu Cäsar selbst.
Gott schickt seine Botschaft an die unspektakuläre Maria. Und die antwortet:
»Ich will mich dem Herrn ganz zur Verfügung stellen« … »Alles soll so geschehen, wie du es mir gesagt hast.«
Darauf verließ sie der Engel.
So lesen wir es in Lukas 1,38 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015.
Gott schickt auch eine Botschaft zu uns.
Er kommt in unser, in Dein so ganz normales, unspektakuläres Leben. Vielleicht sehnst Du Dich schon lange danach, dass er endlich zu Dir kommt. Oder vielleicht passt es jetzt so gar nicht in Deine Routine, in Deine Lebensplanung; später vielleicht…
Advent und Weihnachten erinnert uns auf jeden Fall daran, dass er für jeden von uns gekommen ist. Er zieht dabei keine Show mit den Gefeierten ab. Er zelebriert nicht den besten Fußballer, Schauspieler, Wissenschaftler, Buchautor etc etc. Er lädt zu einem Fest für Menschen wie Du und ich ein. Dazu kannst Du ruhig Dein Glitzerkleid anziehen, dass Du heimlich in Deinen Schrank gehängt hast.
Worum es Gott aber vor allem geht ist, dass Du so kommst, wie Du bist, dass Du auf ihn hörst, wenn er zu Dir spricht, dass Du Dich auf das einlässt, was er sagt, dass Du Weihnachten, die Botschaft von Weihnachten, ganz nah an Dich rankommen lässt.
Nein - Gott kommt nicht mit denselben Worten und in derselben Weise zu uns, wie zu Maria.
Aber diese Botschaft, diese Worte, haben auch was mit uns zu tun.
Da kommt ein Herrscher, der mich nicht unterdrückt, sondern mich wahrnimmt, so wie ich bin. Da wird ein Baby geboren, das Sohn des Höchsten, Sohn Gottes genannt wird. Aber es hebt sich nicht von uns ab, wie andere hoch Gefeierte Künstler, Schauspieler, Politiker, hohe Beamte und so weiter. Gott wird Mensch, wie Du und ich, um zu Dir und mir zu kommen. Er identifiziert sich mit uns und lädt uns ein sein Angebot anzunehmen.
Er schafft ein neues Reich, baut eine neue Herrschaft auf. Macht sich als Herrscher klein um seine Untergebenen groß zu machen. Er kommt zu Maria und er kommt zu Dir und mir. Wir sind nicht Maria und Josef. Aber zu Dir und mir will Jesus kommen und hat uns diesen Bericht geschickt, diese Botschaft. Und diese Botschaft kommt jetzt in unseren so unspektakulären Alltag. Na klar - dieses Jahr ist er so ganz anders als sonst. Das, was wir sonst so sehr mit Weihnachten verbinden, ist uns genommen.
Doch vielleicht genau deswegen kommt er jetzt mit denselben Worten zu uns Er sagt:
„Genau zu Dir bin ich auf dem Weg gewesen. Alles, was ich will, wen ich will, bist Du. So, wie Du bist, habe ich Dich lieb. Mit Dir will ich mein Leben gestalten. In guten, wie in schweren Zeiten halte ich an Dir fest. Sag ja zu mir (wie Maria, die Hirten, die Weisen, Hanna, Simeon, Zacharias, Elisabeth und so viele andere nach ihnen). Ich hab Dich so lieb!“
Fürchte Dich nicht! Du hast Gnade bei Gott gefunden!
Drehen wir uns doch jetzt zu unserem Nachbarn, Nachbarin zu und sagen ihr das mit Namen: “Fürchte Dich nicht .... ! Du hast Gnade bei Gott gefunden!”
Und sag das doch in der kommenden Woche auch immer mal wieder Deiner Frau, Deinem Mann, Deinen Eltern, Deinen Kindern, dem Nachbarn oder der Nachbarin oder dem verunsicherten Passanten: “Fürchten Dich nicht! Du hast Gnade bei Gott gefunden!”
Amen!