Predigtmanuskript
Heute beginnt die internationale Allianzgebetswoche. LEBENSELIXIR BIBEL ist die Überschrift in diesem Jahr, und das Thema für den ersten Tag MITEINANDER HINHÖREN.
Da begegnen uns gleich ein paar Widersprüche und Fragen. Wieso Allianzgebetswoche, wenn wir hier in Aschersleben doch gar keine Allianz haben? Nun, in Hettstedt schon. Grüße deswegen ganz besonders an unsere Geschwister in den Nachbarlandkreis: “Hallo Ihr Lieben!”.
Aber halt! In Aschersleben haben wir ja die Ökumenische Runde. Die beginnt doch mit ihrer Gebetswoche erst in acht Tagen. Nun - das widerspricht sich ja nicht, finde ich, vor allem weil es in diesem Jahr international ein explizites Miteinander verabredet ist.
Jetzt kommt aber das Problem. Wieso MITEINANDER HINHÖREN, wenn es in diesem Jahr sehr schwierig wird sich zu treffen? Mal sehen, wie es in der übernächsten Woche läuft.
Ich finde, das ist gar kein Widerspruch. Denn wenn wir miteinander über denselben Bibeltext und dasselbe Thema nachdenken, müssen wir nicht unbedingt beieinander sein. Besser wäre es allemal. Das ist sicher.
Aber erstens denken wir in vielen Ländern, Orten und Gemeinden über dieselben Themen nach. Und zweitens existiert die christliche Gemeinde nur im MITEINANDER. Paulus nennt die Gemeinde als Ganzes KÖRPER CHRISTI. Und weil das so ist, bleiben wir auf ganz geheimnisvolle Weise verbunden, wenn wir uns wirklich auf ihn einlassen. Das ist gar nicht einmal so mystisch, wie es sich anhört. Es ist so konkret, wie ein Körper nur sein kann.
Heute konzentrieren wir uns auf Mund und Ohr und Hand. Dabei geht es um den Mund von Jesus und unser Ohr und unsere Hand. Es geht um’s Reden, um’s Hören, um’s Festhalten.
Der Bibeltext ist ein ganz bekannter aus dem Bericht von Lukas in Kapitel 8,4-15. Dabei geht es um das sogenannte vierfache Ackerfeld. Das Wort Gottes wird bildlich gesprochn als Samenkörner auf vier ganz unterschiedliche Böden gesät. Es trifft also auf vier Typen von Menschen. Alle hören hin. Aber nur ein einziger Typ hält es auch fest.
Heute will ich mal nur auf Jesus und diesen einen Typ schauen und mich auf Vers 4, Vers 9 und Vers 15 konzentrieren.
VERS 4: “Die Menschen scharten sich in großer Zahl um Jesus, und von Ort zu Ort wurden es mehr, die mit ihm gingen. Da erzählte er ihnen folgendes Gleichnis:”
VERS 9: “Die Jünger fragten Jesus, was dieses Gleichnis bedeute.”
VERS 15: “Bei anderen jedoch ist es wie mit der Saat, die auf guten Boden fällt. Mit aufrichtigem und bereitwilligem Herzen hören sie das Wort; sie halten daran fest, lassen sich nicht entmutigen und bringen Frucht.«”
(Lukas 8,4.9.15 nach der Neuen Genfer Übersetzung der Bibel)
Da geht es um Mund, Ohr und Hand. In Vers 4 berichtet Lukas, dass Jesus den Menschen ein Gleichnis erzählt, in Vers 9, wie seine Nachfolger ihn fragen, was das bedeutet und in Vers 15, dass es eine Spezie, einen Typ Mensch gibt, der es versteht und festhält.
Da ist zuerst der Mund von Jesus. Jesus redet, er erzählt einfach nur.
Wir sprechen oft davon, dass Menschen viel reden, aber kaum handeln. Besonders haben wir da Christen im Auge, die wir kennengelernt haben oder nicht. Weil wir nicht so enden wollen reden wir gar nicht mehr und handeln nur noch. Dann denken wir, die Menschen würden schon von selbst verstehen, worum es geht. Jesus scheint da ganz anderer Meinung zu sein.
Er spielt dabei Reden und Tun aber nicht gegeneinander aus, wie wir das oft vorziehen. Jesus geht es darum, dass wir nicht nur aus den Taten unserer Vorbildern lernen, sondern auch auf sie hören müssen. Dass sie dann oft nicht zuhören oder hören und doch nicht verstehen, ist eine andere Sache. Aber genau das ist ja das Problem.
Viele von uns bleiben nach dem ersten Schritt stehen. Jesus hat uns von unserer Blindheit geheilt. Wir haben ihn gesehen, gespürt, handeln sehen. Er hat uns Mut gemacht und macht es immer wieder.
Davon lesen wir ja auch immer wieder in den Berichten über ihn. Jesus handelt. Gott macht sich fassbar, greifbar. Das haben wir erst an Weihnachten gefeiert und uns daran erinnert. Dann begegnet er konkreten Menschen und begenet ihnen in ihren konkreten Nöten.
Das haben auch viele von uns konkret erlebt. Jesus hat uns ergriffen, und oft wissen wir gar nicht, wie das geschehen ist. Wir und viele, viele andere Menschen haben Gottes liebende, heilende Hand gespürt.
Dann passiert es, dass er auch unsere tauben Ohren heilen will. Doch plötzlich zucken wir reflexartig zurück. Wir möchten ihn sehen, aber nicht hören. Denn da könnte es plötzlich konkret in unserem Leben werden. Davor haben viele Menschen Angst. Sie müssten dann ja etwas tun oder lassen, was sie so unheimlich gerne haben - denken sie - und wir vielleicht auch(?).
Woher kommt eigentlich diese Angst?
Ich glaube, es liegt daran, dass wir denken, Gott wolle uns mehr nehmen, als er uns geben kann oder will. Irgendwie befürchten wir, Jesus will uns bedrücken und nicht erlösen.
Das ist doch komisch, oder? Wir sehen ihn und lieben ihn. Wir hören ihn nicht und fürchten doch, was er sagen will.
Aber wo ist dann das Evangelium, die Gute Nachricht?
Bei der Frage kommen wir auf unser Ohr.
Viele, viele Menschen kommen zu Jesus, berichtet uns Lukas. Jeder hat so seine eigenen Vorstellungen und Erwartungen. Und Jesus setzt sich und erzählt Geschichten. Es sind Geschichten aus ihrem Leben. Er zieht Vergleiche zur Natur, zur Arbeit, zur Familie, zu Sehnsüchten und vielem mehr.
Sie lassen sich schön anhören. Aber irgendwie sind sie auch kompliziert. Aber niemand fragt, was das soll und was sie bedeuten. Jeder bleibt für sich. Da sind viele Menschen zusammengekommen. Doch jeder bleibt allein für sich. Dann gehen sie wieder ihrer Wege und unterhalten sich darüber, dass es doch so schön war. Verstanden jaben sie aber nichts. Und sie wundern sich.
Schöne, aber leere Worte. Jesus als Influencer auf Neudeutsch, als Beeinflusser udn Beweger. Da sind tausende Follower des Jesus Lifestyles. Aber letztendlich bleibt alles hohl. Man sieht zu und bleibt doch taub. Dann macht man, was man will und wundert sich, dass die Worte des Influencers Jesus nicht ins Leben passen.
Jesus will nun nan unser taubes Ohr ran und es heilen. Ein paar seiner Fans wollen mehr wissen. Jessu soll in ihr Leben.
Wir kennen diese Menschen als Nachfolger von Jesus, als Jünger und Jüngerinnen, Follower auf Neudeutsch. Viele hören, was er sagt, viele spüren, wie gut er einem tut. Aber nur wenige tun sich zusammen und fragen miteinander, was er eigentlich meint.
Das sind Menschen, die ihm vertrauen. Manchmal verunsichert er sie. Ein anderes Mal hinterfragt er ihre Motivation. Sie merken, dass er sozusagen in sie hinein schauen kann. Er sieht nicht nur die rauhe oder empfindliche Schale, sondern auch den harten und weichen Kern, die faulen Stellen im Leben und das Durcheinander der Gedanken, in die wir uns selbst verfangen wie in einem Dorngestrüpp.
Da sind also ein paar Menschen, die sich ein Herz fassen. Sie lassen ihre Bedenken fahren. Sie fragen ihn: “Was bedeutet das für mein, für unser Leben, was du da sagst?”
Es geht nämlich nicht nur um das Tun, sondern auch die Qualität des Tuns und auch Lassens.
Jesus spricht hier von Frucht, die dem verstandenen Wort wächst, wie aus ausgestreuten Saatkörnern. Das sind Charaktereigenschaften, die von ihm kommen und aus seinem Wort wachsen wollen. Das sind Eigenschaften, die unseren Charakter formen und weiterbringen, weil man sich auf das Wort eingelassen hat.
Paulus und Jakobus sprechen in ihren Briefen davon. Es geht ihnen nicht nur um das Handeln, sondern die Quelle des Handelns, die Motivation. Beide sagen sehr deutlich: “Alles Handeln ohne den Geist Gottes ist nicht nur wertlos, sondern sogar schädlich.” Herausfordernde Worte, unverschämt direkte Worte!
Paulus schreibt dabei an die Christen in Galatien zu Menschen, die das Wort Gottes noch nicht lange kennen. Jakobus dagegen schreibt an die hebräischen Christen, Menschen, die das Wort Gottes schon von Kind auf gehört haben.
Die einen müssen neu lernen, die anderen sich immer wieder erinnern lassen. Zu wem von denen gehörst Du?
Lass Dich durch’s Hören auf Gottes Wort einfach verändern und lerne anders zu handeln. Handeln in Geduld, in Liebe, in Frieden.
Wovor hast Du Angst?
Ist es die Gegenwart Gottes in Deinem Leben und Handeln und Reden, die Dir zu eng wird? Ist es die zu enge Vertrautheit mit anderen, die sich auch um Jesus scharen? Auch sie haben Fragen.
Aber wer hat den Mut herauszutreten und zu sagen:
“Lasst uns gemeinsam zu Jesus gehen, unsere Fragen zu ihm bringen, unsere Zweifel, aber auch unsere Erlebnisse mit ihm. Lasst uns gemeinsam daran erinnern, wie er uns berührt hat und die Sehnsucht teilen es wieder zu erleben, ihn zu fragen, auf ihn zu hören und ihn immer besser verstehen. Lasst uns gemeinsam zusammenkommen und Anliegen austauschen. Unsere Anliegen zu Jesus bringen, unsere Fragen und vieles mehr.”
Ein paar Männer und Frauen unter den vielen Zuhörern von Jesus haben das gemacht. Die meisten gehen aber wieder ihre Wege. Die paar, die es jedoch wagen Jesus Fragen zu stellen und sie vor anderen nicht verstecken. Genau die bekommen Antworten!
Das ist die Hand, die festhält und nicht loslässt.
Da sind Menschen, die nehmen die Worte von Jesus in Besitz und lassen sie sich nicht wieder stehlen. Sie stellen Fragen und merken sich die Antworten. Sie öffnen sich für Jesus und sogar voreinander, wenn Jesus bei ihnen ist. Denn Jesus gibt einen geschützten Rahmen.
Wer auf Jesus schaut und auf ihn hört; wem Jesus die blinden Augen und die tauben Ohren geheilt hat und sie immer wieder reinigt und pflegt. Das ist der Mensch, der ihn und seine Worte auch festhält und niemals verlieren will.
Jesus stößt Dich also nicht weg, wenn Du mit Fragen zu ihm kommst. Öffne Deine Augen, Deine Ohren und Deine Hände. Das ist der Boden, auf den die Worte von Jesus fallen und wachsen.
Behalte ihn im Auge, höre auf seine Worte, halte ihn und sein Wort fest.
Mach das auch nicht allein, sondern suche andere, mit denen Du Dich austauschen kannst. Nimm die Bibel in die Hand und schlag sie auf. Sprich mit Jesus und komme ihm mit Fragen (Beten nennt man das.).
Das ist keine vertane Zeit. Dann passiert nämlich was. Da kommen neue Gedanken in Deine Ohren hinein und neue Worte aus Deinem Mund. Da wachsen Taten in Deinen Händen. Da passiert etwas, das Du Dir sonst nicht so vorstellen kannst.
Dann passiert noch mehr: Plötzlich stehen wir vor Jesus und voreinander mit offenem Mund. Wir staunen, was er wachsen lässt. Wir waren blind für ihn und wollten alles allein machen. Doch jetzt sehen wir, was er getan hat, weil ER es getan hat.
Unser Radius an Geselligkeit ist in den letzten Monaten und diesen Wochen sehr eingeschränkt. Aber nehmen wir doch die Gelegenheit wahr und nutzen die Möglichkeiten und Ideen, die uns sonst nie gekommen wären. gehen wir auf den Einen und auf die Andere zu, die wir treffen dürfen.
Schaffen wir einen neuen Kreis des Miteinanders aus Dreien, aus Dir, dem Gegenüber und Jesus mittendrin.
Beten wir
“Herr Jesus, ich will zu dir kommen. Hilf mir Dich zu sehen, auf Dich zu hören, Dich festzuhalten und das, was Du sagst. Verändere du mich. Öffne meine Augen, meine Ohren, meine Hände und lasse neue Früchte wachsen, Gedanken, Worte, Taten - nicht meine, sondern deine. Lass mich ehrlich sein vor Dir und den anderen, die zu Dir kommen. Du weißt, dass ich Angst davor habe ehrlich zu sein und mich fürchte vor diesen Worten, die ich gerade sage und an dich richte. Deswegen bitte ich dich. Öffne nicht nur meine Augen, sondern auch meine Ohren. Deswegen komme ich zu dir.
Amen!”