Anders und doch gleich – unterschiedliche Wahrnehmung

Predigtmanuskript

Ist Euch das auch schon mal passiert? Da war man zu Zweit oder als Gruppe zusammen unterwegs. später trifft man sich und schwelgt in Erinnerungen. Aber komisch. Obwohl alle dasselbe erlebt haben, waren ihnen immer andere Dinge wichtig und in Erinnerung geblieben. Da waren sogar ein paar Sachen, die der eine total gut fand, worauf die andere aber das nächste Mal gerne verzichten würde. Für den dritten war es einfach nur eine Anekdote. Ganz nett, aber nicht mehr.

Dasselbe Ereignis, unterschiedliche Wahrnehmung.

Ich möchte Euch den Predigttext von heute mal mehrmals vorlesen, immer ein bisschen anders. 

Nachdem Paulus und Barnabas in Derbe die rettende Botschaft gepredigt hatten und viele dort Christen geworden waren, machten sich die beiden auf den Rückweg und kamen wieder durch Lystra, Ikonion und Antiochia. 

22 Dort stärkten sie die jungen Christen und ermutigten sie, in ihrem Glauben festzubleiben. Sie erinnerten sie noch einmal daran: »Der Weg in Gottes Reich führt durch viel Leid und Verfolgung.« 23 Paulus und Barnabas setzten in jeder Gemeinde Leiter ein. Für sie fasteten und beteten die Apostel und stellten sie unter den Schutz des Herrn, auf den sie ihr Vertrauen gesetzt hatten. 

24 Dann reisten sie durch Pisidien und Pamphylien 25 und verkündeten in der Stadt Perge Gottes Botschaft. Von der Hafenstadt Attalia aus 26 segelten sie wieder nach Antiochia in Syrien, dem Ausgangspunkt ihrer Reise. Dort hatte man sie der Gnade Gottes anvertraut für die Aufgabe, die sie nun erfüllt hatten. 

27 Unmittelbar nach ihrer Ankunft riefen sie die Gemeinde zusammen und berichteten, was Gott durch sie getan und wie er auch den Nichtjuden den Weg zum Glauben gezeigt hatte. 28 Paulus und Barnabas blieben längere Zeit bei den Christen in Antiochia. 

(Apostelgeschichte 14,21–28 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015) 

Das ist der Bericht vom Ende der ersten organisierten Missionsreise der Kirchengeschichte. Das war vor knapp 2000 Jahren im Südosten der heutigen Türkei Richtung Syrien. Das ist nicht nur lange her, sondern auch weit weg. Was aber, wenn dasselbe bei uns passiert wäre, die letzen Monate sozusagen. Wie würde sich der Text dann lesen?

Nachdem Paulus und Barnabas in Staßfurt die rettende Botschaft gepredigt hatten und viele dort Christen geworden waren, machten sich die beiden auf den Rückweg und kamen wieder durch Aschersleben, Hettstedt und Eisleben. 

22 Dort stärkten sie die jungen Christen und ermutigten sie, in ihrem Glauben festzubleiben. Sie erinnerten sie noch einmal daran: »Der Weg in Gottes Reich führt durch viel Leid und Verfolgung.« 23 Paulus und Barnabas setzten in jeder Gemeinde Leiter ein. Für sie fasteten und beteten die Apostel und stellten sie unter den Schutz des Herrn, auf den sie ihr Vertrauen gesetzt hatten. 

24 Dann reisten sie weiter durch Sachsen-Anhalt nach Sachsen 25 und verkündeten auf dem Weg auch in der Stadt Halle Gottes Botschaft. Vom Flughafen in Leipzig 26 flogen sie wieder nach Brüssel in Belgien, dem Ausgangspunkt ihrer Reise. Dort hatte man sie der Gnade Gottes anvertraut für die Aufgabe, die sie nun erfüllt hatten. 

27 Unmittelbar nach ihrer Ankunft riefen sie die Gemeinde zusammen und berichteten, was Gott durch sie getan und wie er auch den Nichtbelgiern den Weg zum Glauben gezeigt hatte. 28 Paulus und Barnabas blieben dann längere Zeit bei den Christen in Brüssel. 

(Apostelgeschichte 14,21–28 nach der angepassten Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)

Was macht das mit Euch? Der eine oder andere schmunzelt vielleicht, weil sich das ja so absurd anhört. Aber genauso war es auch damals. Und genauso kann es heute auch passieren, Details mal ausgenommen. Es ist also eine ganz andere Zeit, andere Orte, aber dieselben Zusammenhänge. 

Worum geht es hier eigentlich? Dazu will ich noch einen Schritt weitergehen und den Text ein drittes Mal vorlesen.

Nachdem Paulus und Barnabas in Staßfurt die rettende Botschaft gepredigt und viele Nachfolger gewonnen hatten, machten sich die beiden auf den Rückweg und kamen wieder durch Aschersleben, Hettstedt und Eisleben. 

22 Dort stärkten sie ihre neuen Nachfolger und ermutigten sie, sie ihnen treu zu bleiben. Sie erinnerten sie noch einmal daran: »Als unsere Nachfolger riskiert ihr viel Ablehnung von anderen.« 23 Paulus und Barnabas setzten in jeder Gruppe Leiter ein. Für sie fasteten und beteten die Apostel und versicherten ihnen auch in Zukunft hinter ihnen zu stehen. 

24 Dann reisten sie weiter durch Sachsen-Anhalt nach Sachsen 25 und suchten auch nach Nachfolgern. Vom Flughafen in Leipzig 26 flogen sie wieder nach Brüssel in Belgien, dem Ausgangspunkt ihrer Reise. Dort hatte man sie ihrer Kraft anvertraut für die Aufgabe, die sie nun erfüllt hatten.

27 Unmittelbar nach ihrer Ankunft riefen sie dort ihre Nachfolger zusammen und berichteten, was sie alles getan hatten und jetzt auch Nichtbelgier zu ihnen gehörten. 28 Paulus und Barnabas blieben dann längere Zeit bei ihren Nachfolgern in Brüssel. 

(Apostelgeschichte 14,21–28 nach der angepassten Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)

OK - in den letzten eineinhalb Jahren wäre das schon einmal gar nicht gegangen. Vielleicht hätte ich das noch digitaler und aktueller ausdrücken müssen. Aber nochmal die Frage: 

Worum geht es Lukas, der die Originalgeschichte aufgeschrieben hat,  eigentlich?

Ich denke, das sind zumindest zwei Sachen. Das Erste: Nachfolge hat seinen Preis. Das Zweite: Es geht nicht um meine Erfolge oder Misserfolge. Gott ist es, der handelt und mich gerne gebraucht. 

Nachfolge hat seinen Preis

Wenn wir beginnen Jesus nachzufolgen. Wenn wir uns also entscheiden unser Leben Jesus anzuvertrauen. Dann gibt es immer Reaktionen. Manchmal freuen wir uns über die Reaktionen, wenn unser Gegenüber staunend sagt: “Irgendwie bist Du anders.” oder “Aha, deswegen. Wir haben uns schon gewundert, warum Du so anders bist. Erzähl mehr.” oder aber auch: “Das hat uns ja gerade noch gefehlt. Bleib bloß ferne von uns.” Es kann dann auch passieren, dass wir immer mal wieder ausgetestet werden, bis wir endlich mal einen Fehler machen. Wie gehe ich dann damit um? 

Paulus erinnert die neuen Christen in den genannten Orten an diese so gegensätzlichen Reaktionen. Manchmal können sie so richtig wehtun, weil man irgendwie nicht mehr wirklich dazu gehört zur Gruppe derer, die eben keine Jesus-Nachfolger sind. Das spürt man dann auch hin und wieder. 

Vielen ist das peinlich, unangenehm, besonders, wenn sie unter den Reaktionen leiden, die andere hervorgerufen haben. Vielleicht sind es die frommen Eltern oder eine andere Gemeinde. Schnell kommt der Reflex: “Na, das würde ich ja niemals tun. Ich bin da ganz anders.” Und ehe man es merkt, fügt man als Christ anderen Christen einen Schlag ins Gesicht zu, vielleicht sogar mitten in der eigenen Gemeinde.

Barnabas und Saulus machen aber etwas anderes: 

Sie stärkten “die jungen Christen und ermutigten sie, in ihrem Glauben festzubleiben. Sie erinnerten sie noch einmal daran: »Der Weg in Gottes Reich führt durch viel Leid und Verfolgung.« 

(Apostelgeschichte 14,22 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)

Den beiden geht es nicht darum ein Schreckgespenst vorzumalen. Es geht darum, sie daran zu erinnern, was das Ziel ist und wie man auf dem Weg unterwegs ist. 

Leid und Verfolgung gibt es. Barnabas und Saulus machen niemand was vor. Aber schauen wir mal. Nichtchristen erleben auch ähnliches. Christen und Nichtchristen werden krank, erleiden Unfälle oder werden Opfer übler Nachrede oder sogar roher Gewalt. Bin ich dann sogar noch Journalist oder Politiker oder machmal sogar einfach nur Feuerwehrmann, Polizist oder Unfallhelfer und Notarzt, kann mir ebenso Schlimmes passieren. Die meisten machen ihren wertvollen Job weiter. Andere schaffen es nicht und geben auf. Jetzt bin aber einfach nur ganz unspektakulär Christ und folge Jesus nach. Trotzdem kann mir gleiches passieren. Warum sollte ich aufgeben oder nicht - im Beruf oder auch als Christ? 

Barnabas und Saulus argumentieren anders. Sie kommen von einem Ziel her, das sonst niemand hat. Sie kommen vom Inhalt des Glaubens und von von der Hoffnung, die wir als Christen haben. Ziel und Hoffnung, die eben nur wir haben. Sie haben eine andere Wahrnehmung. 

Es geht um das Reich Gottes oder wörtlich die Herrschaft Gottes. Das ist etwas Zukünftiges und gleichzeitig etwas ganz Gegenwärtiges. 

Wenn Du Dich nämlich Jesus anvertraust für Dein Tagaus Tagein, am Tag und in der Nacht, wenn es Dir gut geht und schlecht geht, wenn Dir die Menschen zujubeln und auch wenn sie Dir übel wollen. Dann wirst Du im Vertrauen auf Jesus merken, dass er Dich da durch führt. Es geht im Vertrauen aber darum, dass Du Dich beherrschen lässt von Jesus. ES geht nicht darum, sich selbst zu beherrschen, sondern Jesus das machen lassen. Das macht den Unterschied. Das bewirkt auch die unterschiedlichsten Reaktionen. Das zieht wirklich Menschen an. Das kann andere aber auch abstoßen. 

Warum das? Weil Du eben nicht ihnen gehorchst und alles mitmachst, sondern Jesus. 

Warum das? Weil Du nicht nur auf irgendeinem Weg bist, sondern auch ein Ziel vor Augen hast. Und genau dieses Ziel dürfen wir Christen eben haben. Daran erinnern Barnabas und Saulus. Wir haben ein echtes Ziel, wir sind bestimmt für Gottes Reich, eingeladen zu einem großen Fest. 

Das Bekenntnis der ersten Christen war ein ganz kurzes: Christus ist Herr.

An diesen guten Herrscher erinnern Barnabas und Saulus die Christen, erinnern sie uns, Dich und mich. Das ist auch das Merkmal, nach dem sie schauen, wenn sie Leiter für die Gemeinde suchen. Es sollen Menschen sein, die sich nicht von ihren eigenen Ideen und Wünschen und Erwartungen leiten lassen, sondern von Jesus. Natürlich vermischt sich das. Hier geht es aber um eine grundsätzliche Entscheidung. 

Das sind Menschen, die immer mehr lernen wollen Gott mitten in ihrem Leben handeln zu sehen. Und darum geht es Barnabas und Paulus auch in ihrem Bericht in der Gemeinde in Antiochia.

Gott selbst handelt durch seine Nachfolger

Das erste, was sie machen ist, dass sie die Gemeinde versammeln. Sie wurden von ihr ausgesandt und fühlen sich ihr verantwortlich. Da sind Menschen, die gebetet haben. Sie sollen jetzt auch hören, was daraus geworden ist. Sie legen aber keine Rechenschaft ab. Sie erzählen auch nicht, was für dolle Helden sie sind. 

Sie erzählen einfach nur, wie sie ihrem Herrn gefolgt sind und er dabei etwas getan hat. Sie haben zugesehen, wie Gott an und mit ihnen etwas getan hat. Es ist dasselbe, was der Prophet Jesaja vor langer Zeit schon vorausgesagt hat und dann Jesus zu Beginn seines Dienstes wiederholt. Dasselbe erleben dann auch Barnabas und Saulus. Dasselbe können auch wir heute erleben, jetzt. Dreimal eine andere Zeit - dreimal dieselbe Wahrnehmung.

Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich berufen und bevollmächtigt hat. Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Ich rufe Freiheit aus für die Gefangenen, den Blinden sage ich, dass sie sehen werden, und den Unterdrückten, dass sie von jeder Gewalt befreit sein sollen. * Ich verkünde ihnen ein Jahr, in dem der Herr seine Gnade zeigt. 

(Lukas 4,18–19 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)

Die Botschaft wird gebracht. Die Freiheit wird ausgerufen. Neues Sehvermögen zugesagt. Unterdrückung widersprochen. Der, der handelt, ist immer Gott. Wir sind seine Zuschauer. Er ist es der handelt. Wir vertrauen auf die Kraft seines Heiligen Geistes. 

Ein anderer Prophet, Sacharja mit Namen, hat das später nochmal betont. 

Was du vorhast, wird dir nicht durch die Macht eines Heeres und nicht durch menschliche Kraft gelingen: Nein, mein Geist wird es bewirken! Das verspreche ich, der Herr, der allmächtige Gott. 

(Sacharja 4,6 nach der Bibelübersetzung Hoffnung für Alle 2015)

Das ist so simpel und doch so herausfordernd. Wir proklamieren im Glauben einfach nur Gottes Handeln. Dann sollen wir zuschauen, was er macht. Probieren wir es doch aus, was Gott sagt, was hier in seinem Wort steht. Kopieren wir doch die Haltung von Barnabas und Paulus, Sacharja und Jesaja. Machen wir das doch in aller Freiheit und mitten in unserem Leben mit all seinen Herausforderungen.  

Amen!