Die ganze Geschichte (24x Weihnachten neu erleben)

Einleitungs- und Predigtmanuskript


Einleitung


In der Mitte angefangen

Wer von Euch fängt gerne auf der 24. Seite an ein Buch zu lesen? Wer von Euch macht den Fernseher erst an, wenn die ersten 23 Minuten des Spielfilms schon gelaufen sind?

Es gibt ja Menschen, die nicht warten können, bis sie zum Ende des Buches gekommen sind. Sie müssen unbedingt schon das letzte Kapitel gelesen haben und halten es anders gar nicht aus. Aber selbst, wenn sie es machen, wollen sie doch noch das ganze Buch von vorne lesen.

Ich bin so ein Mensch. Meine Frau mag das überhaupt gar nicht. Spielt aber für den Predigtgedanken von heute auch keine Rolle. Denn es geht um die ganze Geschichte Gottes für uns Menschen von Anfang bis zum Ende.

Advent und Weihnachten ist so etwas wie der Teaser zum Blockbuster, die drei-Minuten-Werbung für den 90-Minuten-Spielfilm. Da wird eine wichtige Szene herausgepickt, um Geschmack zu wecken für das Ganze. Weihnachten ist ein kleiner Einblick, eine Vorschau aufs Ganze.


Predigt


Ehrlich gesagt, habe ich schon tolle Teaser gesehen, die mich dazu verleitet haben, einen Film zu sehen oder sogar zu kaufen, der mich am Schluss aber enttäuscht hat. 90 Minuten meiner Lebenszeit wurden mir geraubt und ein paar Euro dazu. Ich kann mich aber nicht beschweren. Es war ja meine Entscheidung.

Wenn Du Dich entscheidest, Dein Leben Jesus anzuvertrauen, dem, den wir an Weihnachten feiern, kann es natürlich auch passieren, dass Deine Erwartungen nicht ganz erfüllt werden.

Wenn wir uns aber auf die ganze Geschichte einlassen, …

… die er uns erzählen will, werden wir bestimmt nicht enttäuscht. Wir werden mit tiefer Zufriedenheit erfüllt, mit Frieden mitten in meinem Leben und allen seinen Herausforderungen. Aber blättern wir doch einmal ein paar Seiten vor auf die 24ste. Oder spulen wir mal den Film auf Minute 24 vor. In meiner Lutherbibel ist das Seite 69 im Neuen Testament, also Minute 69 der zweiten Staffel. Insgesamt ist es aber Minute 1007, wenn ich die erste Staffel, das Alte Testament, nicht auslasse. Dann folgen aber noch 231. Ab Minute 1007 hören wir auf jeden Fall einen gigantischen, sogar furchterregenden Engelchor singen. Die Engel bringen in das so ganz unspektakuläre Leben einiger Hirten eine unglaubliche Nachricht, so schön, wie unglaublich.

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

(Lukas 2,14, nach Lutherübersetzung 2017)

Sie erinnern daran, dass Gott beginnt, wieder etwas heile zu machen, was kaputt gegangen ist, schon ganz am Anfang der ersten Staffel. Er spricht denen Frieden zu, die sich auf ihn einlassen, die sein Buch des Lebens endlich einmal von vorne anfangen wollen zu lesen; denen, die die erste Staffel nie gesehen haben. Sie erinnern aber auch an das Ende der Geschichte und geben eine kleine Vorschau auf die letzte Folge.

Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

(Offenbarung 21,3–4, nach Lutherübersetzung 2017)

Da gibt es am Ende der zweiten Staffel einen Rückblick auf den Anfang der ersten.

Das fängt damit an, dass Gott alles schön gemacht hat.

Immer wieder hören wir die Bewertung gut, schön, das passt. Da gibt es nicht nur fünf Sterne als Maximum. Es gibt sechs und dann nochmal einen dazu: “Sehr gut!”. Zu dieser Gesamtbewertung gehört unter anderem, dass Gott den Menschen zwei Sachen schenkt. Das eine ist, dass er sie zu seinem Gegenüber macht und da andere, dass er ihnen eine ganz große Freiheit schenkt.

Aber gerade diese große Freiheit wird zu einer Herausforderung, mit der die Menschlein es nicht schaffen gut umzugehen. Sie vergessen ihr Gegenüber und verlieren diesen tiefen Frieden. Davon handelt die zweite Folge, die Geschichte von Adam & Eva, der Schlange und der Frucht. (Ja, wir wissen es alle. Es war sehr wahrscheinlich kein Apfel.) Sie wenden sich von ihrem Gegenüber ab und verlieren einerseits den Frieden und andererseits die Kontrolle über ihr Leben, sogar über sich selbst. Das zeigt die dritte Folge, die von Kain & Abel. Es ist die Geschichte der Flucht vor Gott. Er schlägt wie seine Eltern das Angebot Gottes aus. Sein Bild von Gott verzerrt sich immer mehr.

Das ist ein Bild für unsere Welt. Wir sind auf der Flucht, ohne es zu wissen. Wir spüren, dass da was nicht in Ordnung ist. Aber wir können es irgendwie nicht richtig fassen. Wir werden eher getrieben, als dass wir gestalten. Und wenn wir beginnen zu gestalten, machen wir es nicht zusammen, sondern lieber allein. Uns ist das Gegenüber verloren gegangen: Gott, der uns Geborgenheit und Frieden nicht nur verspricht, sondern auch geben kann.

Mit Weihnachten beginnt Gott eine neue Staffel. Weihnachten ist deswegen das Angebot, sich wieder auf Gott und sein Angebot aus der ersten Staffel einzulassen.

Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren (…)

(Lukas 2,10–11, nach Lutherübersetzung 2017)

Der Chef-Engel und danach der ganze Riesenchor der Engel stellen da was klar.

Die ganze Geschichte Gottes ist für alle.

Weihnachten ist keine moralisch-religiöse Geschichte Es geht nicht darum, dass die artigen Kinder belohnt werden und die unartigen die Rute von Knecht Ruprecht spüren müssen. Das Christkind ist nicht nur für die Guten da. Es geht nicht darum, sich zwischen Christkind und Knecht Ruprecht zu entscheiden. Es geht darum, dass wir uns auf die ganze Geschichte einlassen.

Welches Bild vom Christkind hast Du? Nach was für einem Heiland, Heilmacher sehnst Du Dich? Bist Du bereit, Dich auf Gottes Geschichte einzulassen, auf beide Staffeln und alle Folgen?

Wenn wir das tun, hat es auf jeden Fall überraschende Auswirkungen auf Dein Leben: Frieden und auch eine tiefe Freude.

Die Menschen damals zur Zeit der ersten Weihnachten sehnten sich nach einem politischen Befreier. Ihr größter und spontaner Wunsch, wenn man sie gefragt hätte, war die Freiheit von der römischen Fremdherrschaft. Sie wollten endlich wieder ihr Leben nach ihren Vorstellungen gestalten; endlich wieder Selbstbestimmung.

Doch dann kommt die Überraschung.

Es kommt anders als erwartet. Gott begegnet den Menschen anders, als sie es sich vorgestellt hatten. Alle, die davon erfahren, werden irgendwie überrascht, einige sogar verängstigt. Die einen wegen der Engel, die anderen, weil sie sich in ihrer Macht bedroht fühlen.

Die einen wehren sich, ihre Bestimmung anzunehmen. Sie fühlen sich in ihrer Selbstbestimmung bedroht, zuerst der König Herodes und dann die religiöse Elite. Sie befürchten, dass dieses Christkind Jesus ihnen alles nehmen will, wofür sie leben. Sie merken nicht, dass da der Friedefürst zu ihnen kommt, von dem in einer, der vielen Folgen der ersten Staffel in einem Lied die Rede war.

Denn ein Kind ist geboren, der künftige König ist uns geschenkt! Und das sind die Ehrennamen, die ihm gegeben werden: umsichtiger Herrscher, mächtiger Held, ewiger Vater, Friedensfürst.

(Jesaja 9,5, nach Gute Nachricht Bibel)

Wovor hast Du Angst?

Die anderen, die Hirten, nehmen nach der ersten Überraschung ihre ursprüngliche Bestimmung wieder neu an. Gott ist ihnen auf ihrer inneren Flucht wieder begegnet. Er lädt sie ein zurückzukommen. Er selbst ist zu ihnen gekommen, ist Mensch geworden, ihr neues, altes Gegenüber. Sie nehmen das an, was das kleine Kind Jesus später als Erwachsener so deutlich sagt:

Der Menschensohn (das Christkind Jesus) ist gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten.«

(Lukas 19,10, nach Gute Nachricht Bibel)

So nach und nach erinnern sich die Hirten und andere, die dazulaufen, an die erste Staffel von Gottes Geschichte. Langsam schimmert es wieder in ihrem Gedächtnis. Ihr Herz wird aufgebrochen und wieder weich. Sie spüren den Frieden, den dieses Christkind Jesus ausstrahlt.

Sie merken: die zweite Staffel hat begonnen. Sie sind gespannt, wie es weitergeht. Sie wissen aber auch, dass dieser verloren gegangene Frieden vom Anfang wieder dabei ist zu ihnen zurückzukehren. Gott kommt zu ihnen und begegnet ihnen wieder als Gegenüber. Er strahlt tiefen Frieden aus und bietet an Lasten abzunehmen.

Was hältst Du davon, Dich auf das Gegenüber als Dein Gegenüber und seine ganzen Geschichte für Dich wieder neu einzulassen? Das wäre ein neues Advent.

Komm, lassen wir uns gemeinsam darauf ein, auf ihn ein, auf Jesus!